Erde
füllen.
Vielleicht war all dies Joseph durch den Kopf gegangen, als er dies letzte Testament machte… daß es nur von wenigen alten Männern wie er selbst gesehen und nie seinen jungen Freunden zur Kenntnis kommen würde. Vielleicht hatte er nie begriffen, wie weit es die Spioniertechnik bringen könnte, oder daß andere, die mit dem System aufgewachsen waren, die Verzeichnisse besser nutzen könnten als er.
Remi wußte, daß es nicht sehr wahrscheinlich war, Josephs Memoiren würden, durch gute Besprechungen und Mundpropaganda, den Bestseller-Status erreichen. Aber das spielte kaum eine Rolle. Es könnte geschehen. Bei allem, was der alte Mann wußte, könnten Remis nonchalante Ergüsse und Träume von einer Million Voyeure oder mehr ausfindig gemacht werden!
»Warum, Joseph?« fragte er heiser. »Warum?«
Dann erschien ein anderes Gesicht auf dem Schirm. Zarte Gesichtszüge auf weißem Grund. Es war eine Stimme, die Remi aus der Erinnerung zu tilgen gelungen war – bis jetzt.
»Es tut mir leid; aber ich könnte nicht an einem Mann interessiert sein, der so egoistisch wäre, darauf zu bestehen, daß in einer Welt von zehn Milliarden Menschen gerade seine Gene verzweifelt benötigt werden. Wenn du nicht das Richtige getan hast, kannst du auf eine große Leistung oder Tugend verweisen…«
Remi warf das Gerät schreiend durch das Fenster seines Schlafzimmers.
Seltsamerweise schienen Roland und Crat nicht zu begreifen, worüber er so aufgebracht war. Vielleicht verstanden sie bei all ihrem affektierten Gerede doch nicht richtig, was Privatsphäre war.
Aber sie bedauerten seine Teilnahmslosigkeit und lernten es, nicht über Joseph zu sprechen, wenn jeder von ihnen kleine Honorarschecks erhielt für ihre Rollen in dem, was schnell ein sozialdokumentarischer Schmalspurklassiker wurde. Sie gaben ihre Anteile für ihre unterschiedlichen Interessen aus, während Remi seine in bar der nächsten NoAm GaKi gab, die er traf… für die Milliarde Bäume.
Und so kam der Tag, wo er wieder einmal eine kleine Gruppe Ra-Boys im Park traf, diesmal ohne seine Freunde und ohne jede Gesellschaft außer seiner Einsamkeit.
Jetzt spielte das Zahlenverhältnis überhaupt keine Rolle. Er nahm sie von Kopf bis Fuß auseinander, indem er Sarkasmus wie eine Flinte benutzte und sie angriff, wie er es bei Gnomsöldnern getan hätte, wenn er zu einer Zeit geboren wäre, wo es für mutige Männer ehrenvolle Arbeit gab und ein Übel, mit dem man kämpfen konnte.
Zum Erstaunen der Ra-Boys war er es, der den Austausch von Netzcodes verlangte. Dann forderte er sie auch zu einem Rendezvous heraus.
Tatsächlich kam Remi mit ihnen später zusammen, in der Dunkelheit hinter den Gleisen der Einschienenbahn. Aber sie hatten selbst Netzforschung angestellt und verstanden.
Verständnis machte ihre Begrüßung feierlich und respektvoll. Ihr Champion wechselte Schläge mit Remi in der improvisierten Arena und hielt sich sogar eine Weile zurück, damit sein ungeschickter Gegner ehrenvoll Blut zapfen konnte, ehe es schließlich an der Zeit war, Schluß zu machen. Dann gab er pflichtgemäß, als ein Clubmitglied dem anderen, Remi das, wonach er am meisten in der Welt verlangte.
Denn Wochen später nannten die Ra-Boys seinen Namen ehrenvoll unter der Sonne.
Sie sagten, es wäre letztlich die Sonne, wo er sich niedergelassen hätte.
Die Sonne war die letzte Heimat von Kriegern.
¤
Lebende Species passen sich an, wenn Individuen auf neue Wege geraten, etwas zu tun, und diese neuen Methoden an ihre Nachkommen weitergeben. Das pflegt ein langsamer Prozeß zu sein. Aber bisweilen öffnet eine Species zufällig eine Tür zu einer ganz neuen Existenzweise und blüht dann auf, stößt ihre Konkurrenz beiseite und bewirkt viele Veränderungen.
Manchmal nützen diese Veränderungen nicht nur ihr selbst.
Im Anfang enthielt die Erdatmosphäre reichliche Mengen an Stickstoff, aber nicht in einer Form, die Lebewesen leicht zu Protein umwandeln konnten. Aber bald traf ein frühes Bakterium auf die richtige Kombination chemischer Tricks, die es instand setzte, Nitrogen direkt aus der Luft zu ›fixieren‹. Der Vorteil war enorm, und die Nachkommen des Bakteriums vermehrten sich üppig. Aber auch andere Species profitierten. Manche Pflanzen ließen winzige Knoten an ihren Wurzeln wachsen, um die erfinderischen Mikroben zu beherbergen und zu unterstützen. Als Gegenleistung erhielten sie die Gabe des natürlichen Düngemittels.
In ähnlicher Weise fand der
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