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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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eine deutsche Verbrecherin!« Das Berggrollen wird immer lauter. Er blickt mich so zornig an, als wäre ich von Al-Qaida beauftragt, das ganze Tal wegzusprengen.
    »Nein, ich habe einer Ziege geholfen zu gebären.«
    Frettchengesicht kichert.
    »Deswegen bin ich auch klatschnass!«
    Frettchengesicht lässt mich schlagartig los. Soso, Fruchtwasser, Blut und andere Körperausscheidungen sind also doch nicht so sein Ding.
    »Aha, Sie geben also zu, unrechtmäßig einen erheblichen Eingriff in das Eigentum des Museum getätigt zu haben.«
    Ich reibe meinen Arm. Das wird einen gewaltigen blauen Fleck geben. Ich hätte früher sagen sollen, womit ich durchtränkt bin.
    »Sie haben viel Phantasie«, antworte ich. »Haben Sie schon mal daran gedacht, dass das notwendig gewesen sein könnte?«
    »Für so was haben wir Tierpfleger.«
    »Ja, genau. Heinz bat mich darum, zu bleiben. Sie können ihn ja fragen. Er ist noch oben im Stall.«
    »Es gibt hier keinen Heinz«, sagt das Frettchengesicht. Es klingt wie das Auskratzen eines leeren Bergwerks. Es pikt mich mit einem langen Ast.
    »Au!«
    »Schnauze!«, kratzt die Stimme des Frettchengesichts.
    »Was glauben Sie denn, warum ich so nass bin und so rieche?« Ich wende mich wieder an Berggrollen. Er erscheint mir nicht ganz so verrückt.
    »Schnauze, Deutsche!«, sagt Berggrollen mit zugekniffenen Augen. »Ihr wisst ja immer alles besser. Ihr mit eurem hochgestochenen Deutsch. Ihr nehmt uns die Arbeit weg und stellt uns als blöd dar. Und jetzt kommt ihr noch her, um zu klauen und zerstören!«
    »Das Einzige, was ich zerstört habe, war eine Fruchtblase, die nicht von alleine geplatzt ist.«
    »Sie geben es also zu!«
    Ich friere immer mehr. Die Nachtluft ist deutlich kühler als am Tag. Ich bin nass bis auf die Unterhose und diskutiere mit zwei Schwachköpfen.
    Das Berggrollen setzt wieder an: »Sie sagen, Sie hätten Geburtshilfe geleistet.«
    »Richtig.«
    Frettchengesicht pikt mich weiter mit dem Ast.
    »Jetzt werden Sie hier mal nicht frech«, belehrt mich Berggrollen. »Zeigen Sie mir erst mal Ihre Papiere!«
    »Meine Papiere? Ich denke, Sie wollen die Personalien in Ihrer Hütte aufnehmen.« Mittlerweile wäre mir eine stinkende Bereitschaftshütte auch lieber als die Kälte hier.
    »Ich sagte, wir stellen hier die Fragen! Also, Papiere!«
    »In meiner Tasche. Im Portemonnaie.«
    Er kramt erneut in meinen Habseligkeiten und findet die Papiere.
    »Aha. Und wo haben Sie Ihre Arbeitserlaubnis? Und Ihre Aufenthaltserlaubnis?«
    »Ich habe weder das eine noch das andere, weil ich in der Schweiz nur ein paar Tage Zwischenstation mache.«
    »Natürlich. Die Deutschen haben doch immer eine gutklingende Ausrede.« Das Frettchengesicht zischelt und unterstreicht jedes Wort mit einem Stupser auf meinen Arm.
    »Schwarzarbeit also. Das wird ja immer schöner. Dann frage ich lieber mal direkt nach Ihrer Genehmigung, bei Tieren überhaupt einen solchen Eingriff vornehmen zu dürfen!« Berggrollen schiebt die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Hose, streckt die Brust raus und nimmt den Kopf weit nach hinten. Ihm ist klar, dass ich so was nicht habe. Und selbst wenn, hätte ich es nicht dabei.
    »Sie meinen die tierärztliche Approbation.«
    »Äh … ja.«
    »Glauben Sie allen Ernstes, so was nimmt man zu einer Geburt mit?« Mir ist kalt, Schwachkopf! Ich werde lauter. »Sehen Sie mich an, los! Ich bin nass! Haben Sie das verstanden? Ich bin nass von Kopf bis Fuß! Was meinen Sie, woher das wohl kommt?« Er nimmt die Daumen aus den Gürtelschlaufen. Ich lasse mein eigenes Berggrollen ertönen. »Was bilden Sie sich überhaupt ein? Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, einen Dieb von einer Koryphäe der Tiermedizin zu unterscheiden! Morgen treffe ich mich in Hofstätten mit Dr. Huwyler und Herrn Zmoos und werde berichten, was hier los ist. Sie werden in der ganzen Schweiz keinen Job mehr finden. Und eines sage ich Ihnen – in Deutschland auch nicht!« Ich greife mir den Stock von Frettchengesicht und reiße ihn aus seiner Hand. »Und das hier ist Körperverletzung!« Ich wedele mit dem Stock umher. Der Ast will auf die beiden Gestalten niederprasseln. Ich muss ihn mit aller Macht davon abhalten.
    Berggrollen hält mir meine Handtasche hin. Ich greife hinein und nehme meinen Notizblock zur Hand. »Name!«
    Die beiden sind bleich geworden. Ihre Gesichter leuchten nun in der Dunkelheit wie früher die hellneongelb reflektierenden Sternchen, die meine Freundinnen über ihren

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