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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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hineingleiten lasse. Als das warme Wasser meinen Körper umhüllt, schließe ich die Augen und stelle mir vor, dass mein Liebster bei mir wäre. Ob er überhaupt noch mein Liebster ist? Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen oder auch nur gehört. Kein Lebenszeichen. Wahrscheinlich vermisst er mich nicht.
    Es kribbelt unter meiner Haut, wenn ich darüber nachdenke. Ich kann mit niemandem darüber sprechen. Das ist das Schlimmste. Sie würden alle nur sagen, dass ich ihn vergessen soll. Ich kann nur etwas herausfinden, wenn die Kontaktsperre unter uns allen vieren aufgehoben ist. Wenn er dann nicht mehr will, dann ist es eben so. Will ich eigentlich überhaupt noch?
    Allein dieser Gedanke genügt, um mir die Tränen in die Augen schießen zu lassen und einen dicken Kloß im Hals aufzubauen. Ich tauche unter und halte die Luft an, solange ich kann.

    Meine Haare fallen in perfekt gewellten, glänzenden Locken. Ich bin in einem etwas intensiveren, natürlichen Look geschminkt und trage das kleine Schwarze, von dem ich weiß, dass es meiner Mutter gefällt. Es hat einen tollen Schnitt, der gut fünf Kilo wegmogelt. Auch die hochhackigen schwarzen Pumps gefallen meiner Mutter, weil ich darin längere Beine habe. Ein passender Nagellack ziert meine Finger und Schmuck im genauen Mittelmaß zwischen Pomp und Kultur meine Haut. Meine Mutter hätte zwar gern, dass ich mein Haar glatt und hochgesteckt trage, aber wenn alles andere ihrem Geschmack entspricht, wird sie mir die offenen Locken durchgehen lassen.
    Die Frauen aus den Schiele-Bildern grinsen mich frech an.
    »Was denn – ich bin nicht hier, um zu rebellieren, sondern um mich zu erholen. Meine Eltern lassen mich seit Monaten bei sich wohnen und würden das auch für den Rest ihres Lebens dulden. Da kann ich doch meiner Mutter wenigstens eine Teilfreude machen. Noch ein Tröpfchen Chanel N o 5, und sie wird den ganzen Abend strahlen.«
    Eine der Frauen zieht eine Augenbraue hoch.
    »Chanel N o 5 ist zeitlos, und es ist mir egal, ob andere in meinem Alter das für ein Altfrauen-Parfüm halten. Es ist sinnlich und duftet an mir zwischen dem Auftrag und dem Verflüchtigen des letzten Moleküls exzellent. Also spar dir deine Süffisanz! Du liegst da nackt und siehst nicht mal andeutungsweise aus, als würdest du gut riechen.«
    Die Frau wendet ihren Blick ab. Die andere lacht sie aus.

    Das Haus ist wie verwandelt. Zwischen buntem Volk huschen demütige schwarzweiße Gestalten hin und her, die Wünsche erfüllen, ehe sie geäußert werden.
    Anna hat ihren strengen Blick aufgesetzt und steht am Rand. Die Gestalten spuren auf ihren Wimpernschlag hin. Als sie mich sieht, gerät ein Glanzlicht dazwischen.
    »Caty, Süße, du siehst ganz zauberhaft aus. Und sieh dir deine wunderschönen Haare an. Sie wirken, als wären sie in Rotgold gebadet worden.«
    »Danke, Anna. Du bist lieb!«
    »Das ist nur die Wahrheit.« Sie schnippt mit den Fingern in Richtung eines der Schwarzweißen. Auf seinem weißen Hemd befindet sich ein ameisengroßer hellgelber Fleck. Anna zeigt darauf und anschließend auf die Küchentür. Der Schwarzweiße läuft rot an und geht mit gesenktem Kopf in die Küche. Hat er kein frisches gebügeltes Hemd dabei, ist er für diesen Abend entlassen.
    »Du bist aber heute streng.«
    »Pah. Wenn deine Mutter den Fleck sieht, findet der arme Mann in der ganzen Stadt keinen Job mehr. Besser ich bin streng als sie. Caty, Liebes, deine Mutter wird in 36 Sekunden hier sein.«
    Ich wende mich unauffällig um und gehe ein paar Schritte in Richtung des Wohnsaals.
    Vor einer großen Leinwand, die eine ganze Wand abdeckt, sehe ich Grüppchen aus fließender Farbe, durchbrochen von starren, schwarzen, senkrechten Balken. Auf der Leinwand sind Gebilde zu sehen, die an zerrissene Körper erinnern. Es scheinen Menschen, Tiere und Landschaften zu sein, doch geht man ganz nah heran und sieht genauer hin, erkennt man harmlose Alltagsgegenstände, die nur in der Anordnung den Eindruck vermitteln, es seien sich durchdringende Kadaverteile. Im Raum stehen Staffeleien mit großformatigen Bildern, die Ähnliches zeigen. Dazu Plastiken, die die zerrissenen und sich durchdringenden Körper dreidimensional darstellen. Ich sehe nicht so genau hin. Ich kenne die Arbeit bereits.
    Es läuft Free Jazz von Barry Guy, einem Virtuosen des Basses. Ein Kollege von Sting. »Odyssey.« Ich lächle. Das gefällt mir.
    Meine Mutter kommt auf mich zu, mustert mich und zuckt mit ihrem Mundwinkel in die

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