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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Fäden Ausschau. Aber es dauerte eine Weile, ehe mir klar wurde, warum unsere Pferde ständig über Dinge stolperten, die gar nicht da waren, und warum sich am Fluß dicke Dornenbüsche drängten, in denen Eure Schritte zu verschwinden schienen. Und schließlich kamen wir dann zu dem See.«
    Sie hielt inne bei der Erinnerung, und in ihrem Schweigen lag Zorn.
    »Es tut mir leid«, sagte Rendel, »daß Ihr es wart. War es - hat es geklappt?«
    »O ja, es hat geklappt. Den halben Nachmittag ritten wir am Ufer entlang, in dem Bemühen, den See zu umrunden. Es war unvorstellbar. Er sah gar nicht so groß aus. Er zog sich nur immer mehr in die Länge. Schließlich bemerkte Goh, daß nirgends am Ufer Eure Fußspuren waren, und da ging mir auf, womit wir es zu tun haben mochten. Mir war schrecklich heiß, und müde war ich dazu. Ich stieg von meinem Pferd und watete einfach ins Wasser hinein; es war mir gleich, ob ich naß werden würde. Und da verschwand der See. Ich blickte hinter mich und sah nichts als trockenes Land, das wir stundenlang völlig sinnlos umkreist hatten.«
    »Sie stand mitten im Wasser und fluchte«, bemerkte Imer mit einem Lächeln. »Es sah komisch aus. Als wir dann wieder zum Fluß kamen, um Eure Spur von neuem aufzunehmen, und die kleine Pfütze sahen, die nicht größer war als eine Faust, fluchten wir alle. Ich dachte immer, nur Zauberer könnten so etwas mit Wasser anstellen.«
    Rendels Hand schloß sich plötzlich um ihr Geheimnis.
    »Ich habe es nie zuvor getan.« Die Worte klangen nicht überzeugend in ihren Ohren. Sie fühlte sich merkwürdig beschämt, als zeigte sie, genau wie Thod, der Welt das Gesicht einer Fremden. Vor ihnen erhob sich ruhig und beschaulich der Berg Isig, freundlich im Morgenlicht. Mit plötzlicher Überraschung
    sagte sie: »Sehr weit bin ich nicht gekommen, nicht wahr?«
    »Ihr seid weit genug gekommen«, versetzte Lyra.
    Am Mittag des folgenden Tages waren sie wieder in Isig. Bri Corvett, dessen Erleichterung sich in Ärger Luft machte, blieb nur noch lange genug, um sich Lyras Bericht anzuhören, dann zog er los, um in Kyrth ein Boot zu besorgen. Rendel sprach wenig und war froh, daß der Bergkönig ihr keine Fragen stellte.
    Er sagte nur mit einem Scharfblick, der sie verwunderte: »Isig ist mein Heim; das Heim meines Geistes und meiner Seele, und dennoch kann es mich selbst nach so langer Zeit noch überraschen. Was immer Ihr insgeheim in Eurem Herzen bewahrt, vergeßt dieses nicht: Isig birgt große Schönheit und großen Schmerz, und ich könnte nicht weniger wünschen, als daß es stets rückhaltlos seine Wahrheit hergibt.«
    Am selben Abend noch kehrte Bri zurück. Er hatte sich den Mund fusselig geredet, um auf zwei Booten, die beim Morgengrauen nach Kraal abfahren wollten, noch Plätze für sie alle, ihre Pferde und ihr Gepäck zu bekommen. Der Ge-danke an eine neuerliche Fahrt auf dem Winter flößte ihnen allen Unbehagen ein, aber es war dann doch nicht so schreck-lich, wie sie gefürchtet hatten. Die Überschwemmung war zurückgegangen; das frische blaue Wasser der Oberose spülte den Schlamm meerwärts und befreite den Fluß von un-erwarteten Hindernissen. Die Boote glitten rasch auf dem hohen Wasser dahin; während die Ufer an ihnen vorüberglitten, konnten sie die Bauern von Osterland sehen, die die Mauern ihrer Scheunen und Ställe wieder instand setzten. Ein würziger Wind strich über das Wasser, kräuselte es wie mit Vogelschwingen; die warme Sonne funkelte auf den Eisenbeschlägen der Lastkisten, glitzerte in den Wassertropfen an den Tauen.
    Rendel, die kaum etwas sah, während sie Tag um Tag an der Reling stand, war sich ihres eigenen beunruhigenden Schweigens gar nicht bewußt. An dem Abend, bevor sie Kraal erreichen sollten, stand sie in der schattigen Abenddämmerung, während das Boot unter den ausladenden Ästen der Bäume dahinglitt, und merkte erst, als die Blätter mit der Dunkelheit verschmolzen, daß Lyra neben sie getreten war. Sie fuhr ein wenig zusammen.
    Schwacher Lichtschein aus dem Kartenhaus lag unruhig auf Lyras Gesicht, als sie leise sagte: »Wenn Morgon Kronstadt schon hinter sich gelassen hat, wenn wir dort ankommen, was wollt Ihr dann tun?«
    »Ich weiß es nicht. Ihm folgen.«
    »Werdet Ihr nach Hause zurückkehren?«
    »Nein.«
    Der endgültige Ton in ihrer Stimme verblüffte sie selbst. Lyra blickte stirnrunzelnd ins dunkle Wasser hinunter. Ihr stolzes, klargeschnittenes Profil hätte auf eine Münze gehört. Mit Sehnsucht

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