Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
Vom Netzwerk:
ist auf dem Weg nach Anuin; ich will dafür sorgen, daß er dort ankommt. Wenn -«
    »Nein!«
    »Wenn Ihr mir nicht -«
    »Nein!« Mit langsamer Bewegung schüttelte er immer wieder den Kopf. »Nein.«
    »Hallard!« Sie fixierte ihn. »Wenn Ihr mir diesen Schädel nicht auf der Stelle gebt, werde ich einen Fluch über die Schwelle Eures Hauses verhängen, so daß kein Freund sie je wieder überschreitet; über die Tore und Gatter und Stalltüren, so daß sie sich nie wieder schließen werden; über die Fackeln in Eurem Hause, so daß sie nie wieder brennen werden; über die Feuerstelle Eures großen Saales, so daß keiner, der unter Farrs leeren Augenhöhlen steht, je wieder Wärme spüren wird. Das schwör’ ich bei meinem Namen. Wenn Ihr mir diesen Schädel nicht gebt, werde ich selbst auf Eurem Land im Namen des Königs von An die Toten von An wachrütteln und mit ihnen auf Euren Feldern gegen die alten Könige von Hel in den Krieg ziehen. Das schwöre ich bei meinem Namen. Wenn Ihr mir nicht -«
    »Schon gut!«
    Wütend und verzweifelt schallte sein Schrei über das Land. Sein Gesicht war weißgefleckt unter der Sonnenbräune; schwer atmend starrte er sie an, während aus den Bäumen hinter ihnen erschreckte Amseln emporflatterten, und in der Ferne die Pferde unter seinen Leuten unruhig tänzelten.
    »Schon gut«, flüsterte er nochmals. »Warum nicht? Ganz An ist ein einziges Chaos, warum solltet Ihr nicht mit dem Schädel eines toten Königs in den Händen durchs Land reiten? Aber ich hoffe, Ihr wißt, war Ihr tut. Denn wenn Euch etwas geschieht, dann werdet Ihr Schuld über mein Haus bringen, und bis zu meinem Tod wird kein Feuer in meinem Kamin je wieder stark genug brennen, mich zu wärmen.«
    Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, riß er sein Pferd herum; sie folgte ihm durch die Felder, über den Fluß zum Tor seines Hauses, während das Pulsen ihres geängstigten Bluts wie schwerer Schritt in ihren Ohren hallte.
    Sie wartete, noch immer zu Pferd, während er hineinging. Durch das offene Tor konnte sie den leeren Hof sehen. Nicht einmal das Feuer in der Schmiede brannte; keine Tiere waren da, keine lärmenden Kinder, nur das unaufhörliche jammervolle Bellen der Hunde war zu hören.
    Es dauerte nicht lange, da kehrte Hallard zurück. In warmen, roten Samt gehüllt, hielt er einen runden Gegenstand. Wortlos reichte er ihn ihr; sie schlug das Samttuch auseinander, warf einen Blick auf weißes Gebein, das mit Gold verschmolzen war, und sagte: »Noch eines möchte ich.«
    »Und was ist, wenn es gar nicht sein Kopf ist?« Er beobachtete sie scharf. »Wie oft ist der Kern einer Sage eine Lüge -«
    »Er muß es sein«, flüsterte sie. »Ich brauche eine Kette mit Glasperlen. Könnt Ihr mir eine besorgen?«
    »Glasperlen.«
    Er drückte die Hände auf seine Augen und stöhnte. Dann warf er die Hände in die Luft und drehte sich wieder um. Diesmal blieb er länger fort; der Ausdruck seines Gesichts, als er zurückkehrte, war noch gequälter als zuvor. Er ließ eine kleine, blitzende Kette runder, klarer Perlen vor ihr hin und her baumeln; eine einfache Halskette, die vielleicht ein Händler einem jungen Mädchen oder einer abgearbeiteten Bauersfrau geschenkt hatte.
    »Das wird sich gut anhören, wenn die in Farrs knöchernem Schädel scheppern.«
    Als sie sich herabbeugte, die Kette entgegenzunehmen, umfaßte er ihren Arm.
    »Bitte«, flüsterte er. »Ich habe Euch den Schädel gegeben. Jetzt kommt in mein Haus, entflieht der Gefahr. Ich kann Euch nicht durch Hel reiten lassen. Jetzt ist es ruhig, aber wenn die Nacht kommt, wagt kein Mensch sich hinter seinen verriegelten Türen hervor; Ihr werdet ganz allein da draußen in der Finsternis sein, allein mit dem Namen, den Ihr tragt, und dem brennenden Haß der alten Ritter von Hel. All die kleinen Gaben, die Euch mitgegeben sind, werden nicht ausreichen, Euch zu helfen. Bitte -«
    Sie riß sich von ihm los und wendete ihr Pferd.
    »Dann muß ich jene Gaben auf die Probe stellen, die mir von anderer Seite mitgegeben wurden. Wenn ich nicht zurückkomme, wird das nicht von Bedeutung sein.«
    »Rendel!«
    Sie spürte, wie der Klang ihres eigenen Namens sich in Wellen über sein Land fortpflanzte, in den tiefen Wäldern und an den Orten geheimer Zusammenkünfte widerhallte. Eilig ritt sie von seinem Haus fort, ehe er ihr folgen konnte. Sie galoppierte flußabwärts zu seinen südlich liegenden Feldern, wo der junge Weizen niedergepeitscht lag und die alten Gräber

Weitere Kostenlose Bücher