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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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beunruhigen.«
    Beunruhigt sah Victor allerdings nicht aus, eher höchst zufrieden. Er schenkte sich seine Tasse wieder voll und lehnte sich zurück.
    »Schön und gut«, sagte Nick, nachdem sie beide einige Zeit geschwiegen hatten. »Aber was machen wir jetzt mit unserem Wissen?«
    »Wir genießen, dass wir so schlau sind«, sagte Victor. »Und halten Ausschau nach weiteren Hinweisen. Irgendwann wird einer dabei sein, mit dem wir etwas anfangen können.«
    Die nächste halbe Stunde verbrachte Nick damit, Speedy dabei zuzusehen, wie er im Turm zu Quox, dem Barbaren, wurde. Victor hatte ihm Block und Kugelschreiber zur Verfügung gestellt und Nick schrieb sich die Details auf, die er im Turm entdeckte. Die Tafeln waren aus Kupfer, hatte das etwas zu bedeuten? Er notierte jeden Satz, den der Gnom von sich gab, und suchte nach versteckten Botschaften. Kate half ihm, sie deutete auf Kratzer in der Turmwand. Nick zeichnete sie nach. War darin ein Bild versteckt, ein Plan, ein Name – irgendetwas?
    Victor saß wieder an seinem Computer und schickte Squamato schwertschwingend über karges Heideland. Alle paar Schritte schossen neben ihm mannshohe Vipern aus dem Boden, versuchten zuzuschnappen und verschwanden wieder unter der Erde. Aber Victor schien über einen sechsten Sinn zu verfügen, er wich immer aus und ließ sich kein einziges Mal beißen.
    Hemera stand in der Zwischenzeit an einem Feuer mit vier anderen Kriegern, darunter Nurax, und unterhielt sich über den kommenden Arenakampf. Nurax erklärte, er habe sich mindestens zwei Level mehr zum Ziel gesetzt, und wenn alles so laufen würde wie geplant, würde er vielleicht sogar versuchen, sich einen Platz im Inneren Kreis zu erkämpfen.
    Emily ruckelte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Nick vermutete, es machte sie nervös, dass er ihr über die Schulter sah. Er zog sich mit seinen Notizen ins Nebenzimmer zurück, setzte sich auf das Rosen-Segelschiff-Sofa und klappte das Notebook auf, von dem Victor gemeint hatte, es sei sauber. Der Gedanke, dass sein eigener Computer zu Hause es vielleicht nicht mehr war, beunruhigte ihn. Hatte Emily deshalb letztens darauf bestanden, dass er ihr keinesfalls mailen durfte?
    Wenn dieser Computer hier nicht von Erebos überwacht wurde – was würde passieren, wenn Nick danach googelte?
    ›Erebos‹, gab er ein und fand den Link »Erebos – das Spiel«, der ihm beim letzten Mal eine persönlich gewidmete Warnung verpasst hatte. Nun klickte er wieder darauf und der Text, der sich zeigte, war ein völlig anderer.
     
    Freude, schöner Götterfunken,
    Tochter aus Elysium,
    Wir betreten feuertrunken,
    Himmlische, dein Heiligtum!
    Deine Zauber binden wieder,
    Was die Mode streng geteilt;
    Alle Menschen werden Brüder,
    Wo dein sanfter Flügel weilt.
     
    Kopfschüttelnd schloss Nick die Seite wieder. Das kannte er aus einer Sinfonie von Beethoven. Hier ergab der Text überhaupt keinen Sinn. War wohl nur als Platzhalter für zufällig vorbeikommende Nicht-Spieler gedacht. Egal. Weiter mit der Recherche.
    Nick öffnete Google und gab ›Kupfertafel‹ ein, um einen Haufen Anbieter zu finden, die Kupfertafeln herstellten; außerdem hatten Kupfertafeln offenbar etwas mit dem Bilddruck in alten Büchern zu tun. Das war vermutlich ein Schuss ins Wasser.
    Die Kombination von ›Schlangen‹ und ›griechische Mythologie‹ versuchte er als Nächstes. Da gab es Hydra mit ihren neun Köpfen – Victors Schlangen hatte aber nur einen gehabt. Es gab eine Schlange, die den Stab des Asklepios umwand, und eine, die das Orakel von Delphi bewachte. Keine, die aus dem Boden schossen. So weit, so schlecht.
    Was weiter? Nick warf einen Blick durch die halb offene Tür nach nebenan. Alle waren in ihr Spiel vertieft, nur Kate rumorte in der Küche. Er ging nachsehen, ob er ihr helfen konnte, doch da waren die zwei Bleche mit Pizza bereits im Ofen verschwunden.
    »Sag mal, wie heißt Victor eigentlich mit Nachnamen?«, fragte er.
    »Lansky.« Kate drehte den Temperaturregler einen Millimeter höher, seufzte und drehte wieder zurück. »Fremde Backöfen sind furchtbar, da werden meine Pizzen entweder labbrig oder schwarz. Ich kann nur hoffen, du magst italienischen Schinken und jede Menge Zwiebeln.«
    »Oh, auf jeden Fall. Danke.« Nick verzog sich zurück auf sein Sofa und gab ›Victor Lansky‹ bei Google ein. Er fand einen Victor Lansky in Kanada und einen in London. Bingo. Victor war in der Computerspielszene alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Er

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