Erebos
besiegte eine Werwölfin, wurde aber verwundet; Emily litt sichtlich unter dem Lärm, der aus ihren Kopfhörern drang.
Squamato musste lange warten und kämpfte mehr als hart – er hatte einen zu starken Gegner gefordert und entschied den Kampf nur knapp für sich.
Sosehr Nick sich bemühte, er konnte aus den Geschehnissen – den Kämpfen, den Worten des Glotzauges, den Gesichtern der Zuschauer – keine weitere Botschaft herauslesen. Er entdeckte auch keine außergewöhnlichen Gestalten mehr, nach denen er Gemälde hätte absuchen können. Der Arenakampf war ein ganz gewöhnliches Gemetzel, nicht mehr und nicht weniger. Er würde Nick keine weitere Erkenntnis bringen.
Am späteren Nachmittag, nachdem alle Kämpfe entschieden waren, packten Nick und Emily ihre Rucksäcke und machten sich auf den Heimweg. Hemera war bis Level 6 gelangt, Victor bis 7, Speedy hatte drei Level zugelegt und war jetzt bereits eine Vier, ohne bisher auch nur einen einzigen Auftrag erledigt zu haben.
»Wir stecken fest«, konstatierte Victor, während er Emily und Nick zur Tür begleitete. »Wir machen uns zwar im Spiel ziemlich gut, aber die Hintergründe kapieren wir immer noch nicht. Wenn mehr Zeit wäre, würde ich versuchen, in den Inneren Kreis zu kommen. Aber ich fürchte, diese letzte Schlacht, von der alle reden, wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das wird zu knapp.«
Während sie in der U-Bahn standen und heimwärts fuhren, ließ Nick Emily nicht aus den Augen. »Wie wird es werden, ab morgen?«, fragte er. »Können wir … also, sehen wir uns auch, wenn wir in der Schule sind? Gehen wir gemeinsam Mittag essen? Oder tun wir weiterhin, als hätten wir nichts miteinander zu schaffen?«
Emily nahm seine Hand. »Letzteres, fürchte ich. Aber nur, bis alles erledigt ist. Nur zur Tarnung, okay?«
»In Ordnung. Hältst du mich per SMS auf dem Laufenden? Ich denke, mit den Handys sind wir auf der sicheren Seite, solange wir aufpassen, dass niemand anderes sie in die Finger bekommt.«
»Das mache ich. Und Mittwochnachmittag treffen wir uns wieder bei Victor.«
Obwohl sie darüber gesprochen hatten und obwohl Nick sie erwartet hatte, tat Emilys demonstrativ zur Schau getragene Gleichgültigkeit weh. Vor allem, weil Emily sich gegenüber anderen – Colin, Alex, Dan, Aisha und sogar Helen – besonders fröhlich benahm. Sie fiel Colin um den Hals und verbrachte die Pausen gemeinsam mit Aisha. Nick kam vor Sehnsucht fast um. Einmal beobachtete er, wie Eric Emily ansprach und nach zwei Sätzen von ihr stehen gelassen wurde. Dem ging es auch nicht besser, immerhin.
In der Freistunde nach Mathematik platzte Brynne in Nicks trübe Gefühle. »Kann ich dich kurz sprechen?« Er sah in ihr blasses, erwartungsvolles Gesicht und seufzte innerlich.
»Okay.«
»Ich habe aufgehört«, flüsterte sie.
Das war allerdings eine Überraschung. »Warum?«
»Weil es … böse ist. Glaube ich. Und … es verfolgt mich, Tag und Nacht.« Sie sah zur Seite. »Du bist auch nicht mehr dabei, oder?«
Es widerstrebte ihm, mit Brynne darüber zu sprechen. »Was macht das für einen Unterschied?«
»Einen riesengroßen. Wir könnten gemeinsam zu Mr Watson gehen und ihm von unseren Erfahrungen erzählen. Ich weiß, dass er scharf drauf ist. Wir könnten eine Gegenbewegung aufbauen.«
Oh nein. Brynne und Nick gegen den Rest der Welt, das würde nicht stattfinden. »Such dir jemand anders dafür, es gibt doch genug Exspieler.« Aus den Augenwinkeln sah er Dan, der immer langsamer wurde, je näher er kam. Sie lenkten Aufmerksamkeit auf sich.
»Was willst du Watson denn sagen?«, flüsterte Nick. »Dass Erebos für die Zwischenfälle an der Schule verantwortlich ist, weiß er schon längst. Er bräuchte die Namen der Leute, die etwas ausgefressen haben. Wenn du die hast, geh zu ihm. Mich lass auf jeden Fall raus aus der Sache.«
Nun sah sie verloren aus. »Ich ertrag das nicht mehr.«
»Was denn? Du bist draußen, Ende der Angelegenheit.«
Dan stand nun betont unauffällig keine drei Schritte von ihnen entfernt, scheinbar vertieft in die Anschlagtafel der Ballettklasse. Nick musste hier weg, er wollte nicht noch mehr zur Zielscheibe werden. Je unauffälliger er blieb, desto besser war es für ihr kleines Aufklärungsteam.
Brynne nahm seine Absage nicht ohne Weiteres hin. »Ist Nicky feige?«, sagte sie, so laut, dass Dan es auf jeden Fall hören musste. Und ein paar andere Schüler am Ende des Gangs garantiert auch.
»Du kannst mich
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