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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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sprechen.«
    »Ich verbinde Sie ins Chefsekretariat.«
    Saxofonmusik erklang, bis am anderen Ende wieder jemand abhob.
    »Büro Andrew Ortolan, Anne Wisbourn.« Das war wieder die unangenehme Stimme von vorhin.
    »Äh, hallo. Mein Name ist Nick Dunmore und ich müsste Mr Ortolan sprechen. Dringend! Es geht um Leben und Tod.«
    »Wie bitte?«
    »Um Leben und Tod! Ich meine es ernst!« Nicks Mund war trocken vor Nervosität. Wie würde er Ortolan die Situation erklären können, ohne dass der ihn für einen Spinner hielt?
    Es raschelte im Hörer, Nick hörte gedämpfte Stimmen – die Sekretärin hielt vermutlich den Hörer zu. Dann gab es ein Geräusch, als würde etwas reißen, die Töne wurden wieder klar und ein Mann brüllte ins Telefon:
    »Ich lasse eine Fangschaltung einrichten! Das ist Telefonterror! Ich komme euch auf die Schliche, ihr Verbrecher, und dann wandert ihr hinter Gitter! Das war meine letzte Warnung, verstanden?« Krach. Der Hörer wurde aufgelegt.
    Nicks Herz hämmerte wie nach einem Hundertmeterlauf.
    »Er hat gedacht, ich bedrohe ihn.«
    »Hab ich gehört. Er war ja laut genug.«
    Hier eins und eins zusammenzuzählen war einfach. »Ich wette, er hat in letzter Zeit ein paar Angst einflößende Anrufe erhalten.«
    »Ja, von Emily zum Beispiel«, sagte Victor.
    Das gemeinsame Frühstück fiel schweigsam aus. Beide hingen ihren Gedanken nach, Nicks kreisten um die Möglichkeiten, die ihnen blieben. Er konnte noch einmal nach Blackfriars fahren und dort an Ortolans Bürotür hämmern, bis er ihm zuhörte.
    Aber du weißt nicht, wieso Erebos ihn so hasst. Es muss doch einen Grund geben.
    »Victor? Du kennst dich doch in der Computerspielszene aus.«
    »Absolut.«
    »Hast du eine Erklärung dafür? Irgendeine, die Sinn ergeben würde?«
    »Keine Spur. Ich tappe völlig im Dunkeln. Ich denke, wir müssen mehr über Mr Ortolan erfahren.«
    Als Emily eintraf, früher als erwartet, waren Nick und Victor noch keinen Schritt weiter. Sie wussten, dass Ortolan Mitglied im Wimbledon Park Golf Club war, dass er gelegentlich Charity-Dinner für Unicef veranstaltete und selten Interviews gab.
    Emily, die von Ortolans wahrer Identität noch völlig elektrisiert war, ging die Suche mit frischem Elan an. »Vielleicht ist es nichts Persönliches. Vielleicht hat es nichts mit dem Mann zu tun, sondern mit der Firma.« Sie drehte das Notebook zu sich und gab ›Soft Suspense‹ bei Google ein.
    »Da suchst du dir einen Wolf«, prophezeite Victor. »Bis du dich durch sämtliche Spielekritiken und Ebay-Auktionen gewühlt hast, haben wir Weihnachten.«
    »Du hast recht.« Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen. ›Ortolan Feinde‹ gab sie ein und fand eine Menge Informationen über Singvögel fressende Wanderfalken. »Mist. Aber gut. Versuchen wir es anders.«
    Die Suchworte ›Soft Suspense‹ und ›Opfer‹ brachten vor allem Spielebeschreibungen zu Königsfalken, der Firmenname gemeinsam mit ›Konkurrenz‹ verschiedene Wirtschaftsdaten zur Computerspielbranche.
    Emily fluchte undamenhaft. »Da verstehe ich nur Bahnhof. Wenn es ein Konkurrent ist, der Soft Suspense auf diese Weise fertigmachen will, durchschauen wir das nie.« Sie grübelte über der Aufzählung der verschiedenen Spielefirmen. »Vielleicht hat die Firma ja etwas ausgefressen«, sagte sie und machte eine neue Eingabe:
    ›Verbrechen Soft Suspense‹. Die Ergebnisliste war nicht lang, nur vier Seiten diesmal. Die ersten Links beschäftigten sich damit, dass Raubkopien ein Verbrechen seien und dass Soft Suspense vor Kurzem den Kopierschutz seiner Spiele verbessert habe. Emily scrollte und klickte weiter. Bei einer zwei Jahre alten Gerichtsmeldung hielt sie inne.
     
    … wurde des Betrugs und Diebstahls schuldig gesprochen und zu sechs Jahren Haft verurteilt. Das Spiel, das über eine wegweisende neue Technologie verfügen soll, stammt aus dem Haus Soft Suspense, dessen …
     
    Emily klickte den Link an. Es war eine Archivmeldung des Independent. Nick und Emily mussten nur die ersten Zeilen lesen, um zu wissen, dass sie nicht weiterzusuchen brauchten. Hier stand es, schwarz auf weiß, und schlimmer, als Nick es sich je hätte ausmalen können.
     
    Spieleentwickler verurteilt
    Nach zwei Jahren mündete der Prozess um die Urheberschaft des Computerspiels Götterfunken endlich in ein Urteil. Larry McVay, Inhaber und Geschäftsführer der Londoner Software-Entwicklungsfirma Vay too far, wurde des Betrugs und Diebstahls schuldig gesprochen und zu sechs

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