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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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fragen?«
    Drizzel bleckt die Fangzähne.
    »Sicher. Ob du eine Antwort kriegst, sehen wir dann.«
    Sarius überlegt genau, bevor er seine Frage stellt.
    »Wieso seht ihr, dass ich eine Eins bin, und ich kann eure Level nicht sehen?«
    Es ist Xohoo, der antwortet.
    »Weil wir weiter sind als du. Man sieht immer nur die Level der Schwächeren.«
    »Wenn ich also eine Zwei bin, erkenne ich die Einsen?«
    »Genau.«
    Endlich mal eine brauchbare Information. Freudig schiebt Sarius seine nächste Frage nach.
    »Wie werde ich eine Zwei? Ich kann nirgendwo meine Punkte sehen. Oder eine Fortschrittsanzeige.«
    »So läuft das auch nicht. Du musst warten, bis er denkt, dass du reif bist.«
    »Er?«
    Von Xohoo kommt keine Antwort mehr, was Drizzel zufriedenstimmt.
    »Na endlich hältst du die Klappe. Du weißt genau, wir sollen nicht so viel quatschen.«
    »Ich hab doch keine Geheimnisse verraten«, verteidigt sich Xohoo, während im Hintergrund Schritte zu hören sind. Eine Barbarin gesellt sich zu der kleinen Gruppe. Sie ist viel größer als Sarius, dafür ist ihr Röckchen über den muskelbepackten Schenkeln aberwitzig kurz. Über ihrer Schulter trägt sie ein enormes Beil. Sarius überprüft ihren Namen: Tyrania. Das lässt ja tief blicken.
    »Tote Hose hier«, stellt sie zur Begrüßung fest. »Haben wir keine Quest?«
    »Nein, siehst du doch«, antwortet Xohoo.
    »Okay, jemand Lust auf ein Duell?« Tyrania nimmt die Axt von ihrer Schulter und lässt sie einmal im Halbkreis sausen, nur knapp an Sarius’ Brust vorbei.
    Drizzel hat für ihren Vorschlag nur Hohn übrig.
    »Bist du bescheuert? Wir sind hier nicht in der Stadt und schon gar nicht in der Arena! Außerdem, mich mit einer Barbarin duellieren, da müsste ich so hohl im Schädel sein wie eure ganze Sippschaft. Prügel dich doch mit einem von den anderen Muskelhirnis, irgendwann kriegt ihr schon mit, dass die Lebensenergie nicht von den Bäu–«
    Der Angriff kommt ohne Vorwarnung vom Wasser her – mehr noch, es ist das Wasser selbst, das angreift. Die blau leuchtenden Fluten schlagen turmhohe Wellen und formen sich zu riesenhaften Frauengestalten, die mit einem Satz ans Ufer springen und alles in unwirkliches blaues Licht tauchen.
    Sarius reißt sein Schwert aus der Scheide, obwohl er am liebsten weglaufen möchte. Es ist Wasser, nur Wasser.
    Leider gehen auch seine Schläge durch die Leiber der Angreiferinnen wie durch Wasser. Sie sind zu siebt und stellen gegen Tyrania, Drizzel und ihn eine erschreckende Übermacht dar. Xohoo muss sich verdrückt haben, von ihm ist nichts mehr zu sehen.
    Sarius nimmt sich die kleinste der Wasserfrauen vor. Er schwingt sein Schwert gegen ihren Körper auf der Suche nach einer verwundbaren Stelle, doch da ist nichts. Seine Waffe gleitet nur mit einem leichten Klatschen durch ihr Bein, ihren Bauch, ihre Brust. Höher kommt er beim besten Willen nicht.
    Doch immerhin, denkt er, tun wir uns gegenseitig nicht weh. Ich ihr nicht, sie mir nicht.
    Im nächsten Augenblick macht die Frau einen großen Schritt auf Sarius zu, nein, auf Sarius drauf, und bleibt stehen. Ihr Bein umschließt ihn wie eine strahlend blaue Wassersäule.
    Der quälend sirrende Ton in seinen Ohren ist wieder da, bohrt sich in sein Gehirn. Er sieht, wie das Leben aus ihm weicht. Ich ertrinke, begreift er.
    Ein Schritt zur Seite, ein weiterer. Ohne Mühe folgt ihm die Riesin, er ist in ihr gefangen, kann nicht heraus, egal, wie wild er mit seinem Schwert um sich schlägt. Tyrania hat es ebenfalls erwischt, während Drizzel sich zwischen die Bäume rettet. Sarius sieht ihn im Dunkeln verschwinden, will ihm nach, aber es klappt nicht. Die fünf Angreiferinnen, die keinen Gegner gefunden haben, gleiten zurück in die Fluten, das sieht er noch, während der hohe Ton in seinem Kopf unerträgliche Ausmaße annimmt.
    Feuerzauber, denkt Sarius. Feuer gegen Wasser. Er muss überlegen, was zu tun ist, er hat noch nie Feuer gemacht. Doch es muss jetzt schnell gehen, sein Gürtel ist fast schon zur Gänze schwarz. Schnell!
    Es zischt, es dampft. Mit dem Geräusch sturmgepeitschter Wellen lässt die Wasserriesin von ihm ab, fließt auseinander und vereinigt sich wieder mit dem Fluss. Einige Augenblicke später passiert bei Tyrania das Gleiche. Sie hat sich meinen Trick abgeschaut, denkt Sarius ein wenig beleidigt.
    Zu seinem Ärger ist es um ihren Zustand weit besser bestellt als um seinen eigenen, sie hat kaum die Hälfte ihrer Energie eingebüßt. Er selbst hingegen sieht erst

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