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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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ihm, wobei Drew sich leicht streckte. Toby gab dem Wirt das Geld, und sie traten auf die Straße. Das Kopfsteinpflaster fühlte sich unter Violets Schuhen besonders holprig an, und der Geruch nach Rauch war kräftiger, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie beneidete Miriam darum, wie sie ihren Rock raffte, gleichgültig gegenüber den Pfiffen der Betrunkenen, und elegant zum Ende der Straße ging, wo eine große elektrische Lampe vor sich hinbrummte. Einige Droschken warteten dort, und sie stieg in die erste, Toby direkt hinter ihr. Violet folgte als Nächste und bald saßen alle in einer Droschke. Violet lächelte, als sie über die holprigen Straßen fuhren. Das waren jetzt ihre Freunde, wie es schien, und sie fühlte sich warm und zufrieden. Wie schön musste es sein, ein echter Mann zu sein und immer dieses Gefühl haben zu können, dachte sie. Jack legte ihr den Arm um die Schulter und zog ihren Kopf mit brüderlichem Druck gegen seinen.

    Nach der kurzen Fahrt nach Hause stolperten sie aus der Droschke – es war bereits weit nach Mitternacht – und zurück zu der Geheimtür in die Schule, wobei sie sich gegenseitig leise ermahnten, nicht zu kichern.
    »Das war ein schöner Abend«, sagte Jack zu Violet, und sie nickte. Drew gebot ihnen still zu sein. »Guckt euch die Sterne an und den Fluss und den Mond«, fuhr Jack fort. »Das ist unser Leben, das sind unsere Inspirationen. Ich habe es im Gefühl, dass das ein gutes Jahr wird.«
    »Ich auch«, sagte Violet glücklich.
    »Ich bin sicher, es wird sehr, sehr gut«, stimmte Miriam zu, die die Stufen in den Keller der Akademie hinunterschlich, »aber darüber können wir ein anderes Mal reden. Denn jetzt müssen wir still sein, sonst bekommen wir Ärger.« Sie blieb auf der Treppe stehen, und Toby, der direkt hinter ihr ging, lief fast in sie hinein. »Das wäre nicht so gut, nicht? Ärger. Das bedeutet Strafe … das bedeutet noch mehr Ärger. Nein. Hmm.« Sie senkte das Kinn, und sie stiegen weiter die Stufen hinunter, dann nahmen sie den Aufzug ins Erdgeschoss, wo sie alle ausstiegen und zu der Treppe gingen.
    Miriam lächelte vor sich hin. Sie fühlte diese Leichtigkeit, die man empfindet, wenn man gerade genug getrunken hat. Sie hatte neue Freunde gewonnen, das Schuljahr fing wieder an, sie würde Toby öfter sehen, und der Londoner Nebel war heute Nacht dünner, mehr wie ein sanfter Regen.
    »Das war ein schöner Abend – une belle nuit «, fuhr Miriam fort. »Es war mir ein Vergnügen, euch beide kennenzulernen, doch ich muss mich jetzt auf mein Zimmer zurückziehen.«
    »Du Schlampe«, ein unwirsches Flüstern war von der Treppe her zu hören. Alle blieben stehen, hielten den Atem an und spähten in die Schatten. Malcolm Volio kam langsam die Treppe hinunter, seine Augen glühten in einem dunklen Feuer, und ein spöttisches Lächeln spielte auf seinen Lippen. Sein Jackett und Hemd waren verschmiert und seine Hände schmutzig.
    Miriam gefror das Blut in den Adern. Sie war entdeckt worden. Trotzig nahm sie die Schultern zurück. Sie hatte seinerzeit Schlimmeres als Schlampe zu hören bekommen, doch Volio strahlte eine solche Arroganz aus, dass sie an sich halten musste, ihn nicht zu schlagen.
    »Volio!«, rief Toby halblaut. »Der Dreck an deinen Händen ist mehr wert als du. Und jetzt mach, dass du zurück ins Bett kommst.«
    »Ich denke nicht, dass ich das tun werde«, sagte Volio. Er war die Treppe hinuntergekommen und stand jetzt in dem kleinen Foyer und grinste alle an. »Ich fand es seltsam, heute Nacht eine Frauenstimme im Keller zu hören, deshalb habe ich um die Ecke geschaut. Und wen sehe ich da, Sie, liebe Mrs Isaac, die Frau, die mit der Erziehung unserer lieben Cecily betraut ist und die sich herumtreibt mit … « Er zeigte auf Toby. »Ich denke nicht, dass der Duke ein solches Benehmen billigt.«
    Miriam spürte, wie ihre Brust sich zusammenschnürte und ihr Mund trocken wurde. Er hatte natürlich recht: Der Duke würde das nicht billigen. Ihre Augen brannten vor abgrundtiefem Hass. Sie liebte ihr geheimes Leben, liebte es, außerhalb der Gesellschaft zu stehen. Das gab ihr Freiheit. Solange sie sich an die Gesetze von Klassen und Rassen hielt, schenkte ihr niemand Aufmerksamkeit; sie hatte eine dunkle Haut, deshalb beanstandete es niemand, wenn sie ohne männliche Begleitung nicht ganz so feine Wirtshäuser besuchte. Sie war gebildet, deshalb konnte sie als Gouvernante arbeiten. Sie war Witwe, deshalb gehörte sie zu keinem Mann und wartete

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