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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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hin. »Oder doch, aber ich habe gerade erst angefangen.«
    »Hat es dir gefallen? An der Basis, im Streifendienst?«
    »Ja … sehr sogar. Allerdings war ich da ja nicht besonders lange.«
    »Meine Seele hängt an der Basis«, gesteht Kylmänen und Olli sieht keinen Grund, daran zu zweifeln. »Was ich jetzt mache, ist ziemlich weit weg von dem, was ich tun möchte und was ich sein will. Das hier ist ein Job für Büroratten. Von früh bis spät stierst du auf den verdammten Scheißkasten da und tust, als würdest du gebraucht. Einfach beschissen, glaub mir. Aber was will man machen? Hier setzen sie dich hin und dann bist du eben hier.«
    Kylmänen spricht deutlich, aber in atemberaubendem Tempo. Die Sätze folgen so schnell aufeinander, dass sie wie eine einzige lange Wortkette erscheinen, aus der die Zeit und Platz raubenden Satzzeichen entfernt wurden.
    »Da draußen ist das Leben. Da pulsiert es. An der Basis. Manchmal fahr ich nachts bei einer Streife mit oder hör mir den Polizeifunk an. Damit ich wenigstens ein bisschen vom Leben mitkriege. Hier wird es einem völlig fremd. Das Leben. Du sitzt hier eine Woche und hast von Tuten und Blasen keine Ahnung mehr. Das kotzt mich in diesem Job am meisten an. Aber das ist mein Leben und ich muss es nehmen, wie es kommt. Ich beklag mich nicht.«
    Es klopft. Olli dreht sich nicht um. Er traut sich nicht, denn er glaubt, seine ganze Aufmerksamkeit dem vor ihm sitzenden Kommissar widmen zu müssen.
    Jemand kommt herein, bleibt neben Tossavainen stehen und hält ihm etwas hin. Olli riecht frischen Kaffee.
    »Danke!«, sagt Tossavainen freudig überrascht und nimmt die Gabe entgegen.
    »Ohne Milch und Zucker, richtig?«, vergewissert sich der Geber freundlich, worauf Tossavainen mit einem zufriedenen Grunzen antwortet.
    Der Ankömmling ist Ilomäki.
    Die zweite Tasse, die er in der Hand hält, reicht er nicht weiter. Er sieht Olli ausdruckslos an, hebt die Tasse an den Mund und trinkt. So viel zum Thema Freundlichkeit.
    Kylmänen lehnt sich vor, bis er fast auf der Schreibtischplatte liegt, und sieht Olli in die Augen.
    »Da draußen läuft angeblich ein Spinner rum, der Sprengstoff zusammenmixt«, kommt er endlich zur Sache. »Sollte ich mich dafür interessieren?« Er sieht Olli fragend an.
    Olli schaut zu Tossavainen, der wiederum ihn ansieht. Da erst wird ihm klar, dass Kylmänen gerade seine Meinung hören will. Dass ein Mann, der mehr Dienstjahre auf dem Buckel hat als er selbst Lebensjahre, seine Ansicht für wesentlich hält, wundert ihn. Außerdem ist er ausgesprochen misstrauisch und vorsichtig geworden, wenn es darum geht, in dieser Etage und diesem speziellen Dezernat den Mund aufzumachen. So weit ist sein Selbsterhaltungstrieb dann doch entwickelt.
    »Gib uns mal einen Lagebericht, Ilomäki«, bittet Kylmänen, da Olli keinen Ton herausbringt.
    Olli sackt in sich zusammen und bereitet sich innerlich auf den Schlag vor, der gleich kommen muss. An seiner Theorie wird Ilomäki kein gutes Haar lassen, das ist ihm klar. Vielleicht hätte er Kylmänens Frage doch beantworten sollen, denn wenn Ilomäki fertig ist, hat er keine Chance mehr.
    »Neues hat sich nicht ergeben«, beginnt Ilomäki. »Unsere Ermittlungen betreffen eine größere Anzahl von Delikten des Typs Sachbeschädigung, die allem Anschein nach von ein und demselben Täter begangen wurden. Die teilen wir jetzt in Serien ein und es kommen ständig neue Fälle aus einer längeren Periode ans Licht. Es hat den Anschein, dass auch die gestrige Explosion zu dieser Serie gehört, und unsere Ermittlungen haben ergeben, dass dieser Mann der Täter sein könnte.«
    Ilomäki legt Fotos auf den Tisch, die große Ähnlichkeit mit den Bildern haben, die Olli bei seinen Ermittlungen gefunden hat und die sich immer noch in seinem Besitz befinden.
    Olli ist vollkommen verdattert. So hatte das nicht laufen sollen. Da präsentiert ihnen Ilomäki doch tatsächlich die Entdeckungen, die sie selbst gemacht haben! Olli bringt immer noch kein Wort heraus, er weiß einfach nicht, wie er mit dieser Situation umgehen soll. Ilomäki legt zwar das Material vor, aber er beansprucht den Erfolg nicht direkt für sich – er sagt, die Ermittlungen hätten dies und das ergeben, die übliche Floskel wohl, aber wer hat diese Ermittlungen denn durchgeführt? Olli, der nicht einmal eine Tasse Kaffee bekommen hat, fühlt sich als Außenseiter. Vielleicht lauert hier eine Falle. Womöglich wartet Ilomäki nur auf seinen Ausbruch, damit er ihn

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