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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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falschliegen.«
    Olli sieht das durchaus ein. Er begreift, dass er sich von seinen Gefühlen hat mitreißen lassen, fühlt sich klein und stümperhaft, merkt aber auch, dass er jetzt wieder eine Spur klarer und logischer denken kann.
    »Warum?«, stößt er hervor. »Warum sollte er so was tun?«
    »Ich hab dir doch gesagt, es ist nur so eine Idee«, antwortet Tossavainen. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht. Ich kenne ihn nicht. Und wenn das wahr ist, was du vermutest, habe ich ihn noch weniger gekannt, als ich dachte.«
    Da klingelt Tossavainens Handy. Das Gespräch dauert nicht lange. Tossavainen verspricht dem Anrufer, sofort zu kommen.

Zwölftes Kapitel

    Die Klingel im Technischen Ermittlungszentrum schrillt ununterbrochen, denn Tossavainen hält den Daumen auf die Taste.
    »Gut«, sagt Jaakko Linna knapp, als er ihnen öffnet.
    Dann geht er auch schon davon. Olli und Tossavainen folgen ihm ohne besondere Aufforderung.
    »Ich weiß nicht, ob es irgendeine Bedeutung hat, aber ich dachte mir, ich ruf dich für alle Fälle mal an«, sagt Jaakko im Gehen. »Euch ist im Moment wahrscheinlich jede Hilfe willkommen.«
    »Das kann man wohl sagen«, bestätigt Tossavainen.
    Jaakko tritt an einen Schrank mit Buchenfurnier, dem er einen Ordner entnimmt. Die Originale der Fotos, die im Versteck des Verdächtigen gefunden wurden, sind bereits archiviert.
    »Er ist also bis zu dem gewissen Punkt gegangen?«, erkundigt sich Jaakko.
    »Wer?«, fragt Tossavainen zurück.
    »Der Bombenmann. Es ist tatsächlich jemand gestorben.«
    »So ist es«, versetzt Tossavainen mit einem Blick zu Olli.
    »Zu diesen Fotos gab es ja auch Negative«, kommt Jaakko nun zur Sache. »Ich habe sie mir angesehen und festgestellt, dass ein Abzug fehlt.«
    »Einer fehlt? Von welchem Negativ?«
    Jaakko legt die Negative auf einen Leuchttisch. »An sich ein interessantes Bild, denn es unterscheidet sich ziemlich deutlich von allen anderen«, sagt er.
    Olli und Tossavainen beugen sich gleichzeitig über das Negativ, auf das er zeigt. Jaakko schiebt eine Lupe darüber, durch die Tossavainen als Erster sieht.
    »Von der Brandstätte sind schon die ersten Ergebnisse hereingekommen«, berichtet Jaakko, während die beiden anderen das Negativ studieren. »Offenbar wurden Seife, Benzin und eine kleine Menge Sprengstoff – vermutlich wieder organisches Peroxid – verwendet. Außerdem noch Magnesium.«
    »Magnesium?« Tossavainen blickt verwundert auf.
    »Ja, Magnesium. Das vervielfacht die Temperatur des Feuers. In Sekundenschnelle entsteht eine mörderische Hitze.«
    »Deshalb war also der Sauerstoff in der Wohnung so schnell aufgebraucht«, folgert Tossavainen.
    »Genau. Weißt du übrigens, wie diese Mischung heißt?«, fragt Jaakko.
    »Napalm«, meldet sich Olli zu Wort.
    »Genau. Wenn man noch Phosphor dazumischt, entzündet sich der ganze Mist von selbst, sobald er mit Sauerstoff in Berührung kommt. Der Typ hatte Napalm, das er mit einer kleinen Peroxidladung entzündet hat.«
    Olli steht stocksteif da und starrt auf die helle Fläche des Leuchttischs. Vor seinen Augen tobt ein Flammenmeer. Dann verschwinden die Flammen, denn die Lupe enthüllt etwas äußerst Seltsames. Ein Bild von einem Haus, und zwar von dem Laubenganghaus, in dem die verbrannte Wohnung und der verkohlte Leichnam gefunden wurden.
    »Warum war der Abzug von diesem Bild nicht bei den anderen?«, fragt Jaakko, bevor die anderen reagieren. »Das wundert mich.«
    »Keine Ahnung«, antwortet Tossavainen nachdenklich. »Warum ist es hier bei den Negativen? Es gehört nicht dazu. Alle anderen Aufnahmen zeigen Menschen, aber diese hier nur ein Haus.«
     

    Jaatinen sitzt auf einem hohen Bürostuhl, stützt den Kopf in die eine Hand und trommelt mit den Fingern der anderen auf den Tisch. Vor ihm dampft eine Tasse Tee. Es ist der geheiligte Moment des Tages, in dem es nur ihn und seinen Hagebuttentee gibt. Dabei darf man ihn nicht stören. Das wissen alle Präparatoren und überhaupt jeder, der in der Obduktionsabteilung arbeitet, sogar die Putzfrauen.
    Olli und Tossavainen haben davon leider keine Ahnung. Als sie den Obduktionssaal betreten, räuspert Jaatinen sich verärgert. Es gibt vieles, was er nicht ertragen kann. Unter anderem Dreistigkeit. Außerdem ist er immer noch zutiefst beleidigt und nun drängen sich diese Männer auch noch zwischen ihn und seinen Tee.
    Im Saal hängt ein vertrauter Gestank. Der gleiche, den Olli in der verbrannten Wohnung zum ersten Mal gerochen hat

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