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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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und von dem er nun weiß, dass es der Geruch von verbranntem Menschenfleisch ist.
    Olli und Tossavainen machen nach den ersten forschen Schritten halt und bleiben schweigend stehen. Jaatinen blickt weg, schenkt ihnen keinerlei Aufmerksamkeit. Die Stille reißt beinahe die Kacheln von den Wänden.
    »Liegt da drüben auf dem Schreibtisch«, brummt Jaatinen schließlich, ohne die Männer anzusehen.
    Jaatinen hat verloren. Gegen das Schweigen. Taktisch eingesetzt, um der Gegenseite die Verantwortung und die Initiative zuzuschieben.
    »Was?«, fragt Tossavainen unschuldig.
    Jaatinen dreht sich langsam um und sieht die Männer verächtlich an. »Heilige Scheiße«, schnaubt er verdrossen, zugleich aber auch beinahe mitleidig. Ganz offensichtlich hat dieser Tossavainen einen unbekannten Geburtsfehler, gegen den selbst die Koryphäen der westlichen Medizin nichts ausrichten können. »Der Obduktionsbericht Weeman. Der NEUE Bericht!«
    »Ach ja«, murmelt Tossavainen gedankenabwesend.
    »Zum Teufel noch mal!«, flucht Jaatinen und springt von seinem Stuhl. »Wollt ihr verdammten Clowns jetzt etwa behaupten, der Weeman interessiert euch nicht? Überhaupt nicht?«
    »Doch, der interessiert uns schon«, erwidert Tossavainen matt. »Es kann allerdings sein, dass wir uns mit dem Weeman ein bisschen geirrt haben.«
    »Kann sein, dass ihr euch ein bisschen geirrt habt …« Jaatinen lässt sich die Worte auf der Zunge zergehen. »Ihr seid mir vielleicht Komiker. Richtige Holzköpfe. Was lasst ihr euch wohl als Nächstes einfallen?«
    »Es ist noch nicht ganz sicher«, versucht Tossavainen die Situation zu entschärfen.
    »Erst motzt ihr mich an, weil ich angeblich schlecht gearbeitet habe, und dann sagt ihr, ihr hättet euch vielleicht ein bisschen geirrt! Mein lieber Scholli, jetzt zeig ich euch mal, wie sehr ihr euch geirrt habt!«
    Jaatinens Holzschuhe pochen laut, als er wütend zum Schreibtisch geht, die Mappe, die darauf liegt, so schwungvoll an sich reißt, dass der Inhalt beinahe herausfliegt, und zurückmarschiert. Olli schenkt ihm keine Beachtung, sondern starrt ausdruckslos auf die verkohlte Leiche auf dem Untersuchungstisch.
    »Weeman, Henry Emil«, verkündet Jaatinen mit geschwellter Brust, den Kopf in den Nacken gelegt. »Neunundvierzig Jahre. Männlich. Todesursache: Herzstillstand infolge schweren Kammerflimmerns. Punkt.«
    Jaatinen knallt die Mappe zu und sieht Tossavainen abwartend an.
    Der weiß haargenau, was der Rechtsmediziner von ihm erwartet. »Aha«, sagt er leicht verlegen. »Ist das alles?«
    »Nein.«
    »Was heißt nein?«
    »Die Hose«, erklärt Jaatinen und sieht Tossavainen aus zusammengekniffenen Augen an. »Weemans Hose.«
    »Was ist damit?«
    »Weeman hatte einen angeborenen Herzfehler«, fährt Jaatinen fort. »Das sogenannte WPW-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine überzählige Nervenbahn im Herzen, die ihm aber offensichtlich keine größeren Beschwerden gemacht hat.«
    »Was hat das mit der Hose zu tun?«, fragt Tossavainen dazwischen.
    »Der Herzfehler war offenbar weitgehend symptomlos, denn in den ärztlichen Unterlagen werden keinerlei Symptome erwähnt«, spricht Jaatinen unbeirrt weiter. »Aber diese Nervenbahn hat möglicherweise auch den älteren Infarkt verursacht. Oder auch nicht. Jedenfalls, wenn damals ein EKG gemacht worden wäre, hätte man die überzählige Nervenbahn darauf gesehen, als kleine Nebenzacke. Sozusagen wie ein unbedeutender zusätzlicher Herzschlag.
    Nächste Frage: Wie kann man an so einer Kleinigkeit sterben? So klein die Abweichung auch ist, sie kann urplötzlich die ganze Pumpe durcheinanderbringen. Der Puls jagt auf und ab, zwischen dreißig und dreihundert oder mehr. Und zwar rasant. Diese schnellen Wechsel, vor allem der starke Anstieg der Pulsfrequenz, kann zu Kammerflimmern und zum Tod führen. Und dabei bleiben keinerlei Spuren zurück.« Jaatinen sieht Tossavainen an wie ein hungriger Wolf eine Herde Schafe. »Was kann diese Reaktion auslösen?«, fragt er mit rauer, leiser Stimme.
    »Die Hose«, rät Tossavainen.
    »Starke körperliche Belastung, Müdigkeit, schneller Wechsel aus einem glühend heißen in einen eiskalten Raum oder auch plötzliches Erschrecken«, beantwortet Jaatinen seine eigene Frage, wobei er das letzte Wort betont. Erst dann lässt er locker, tritt einen Schritt zurück und lehnt sich an den Stuhl. Lässt seinen Gesprächspartner zu Wort kommen.
    »Na, und was ist nun an seiner Hose so verwunderlich?«, fragt Tossavainen

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