Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
unangenehmen Grinsen.
Charlotte antwortete nicht. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Wie es schien, würden sie Easterley Manor tatsächlich verlassen müssen. Sie waren nicht willkommen, sondern bestenfalls geduldet. Und wenn er Miss Quinn entließ und stattdessen einen Butler einstellte, würden die Mädchen verstört reagieren, weil sie spürten, dass sie plötzlich nur noch die armen Verwandten ihres Onkels waren.
„Reichlich Stoff zum Nachdenken, eh?“, sagte Cecil schadenfroh.
„Darf ich fragen, wann Sie zu heiraten beabsichtigen?“
Er lachte. „Sobald ich eine angemessene Braut gefunden habe – eine folgsame Frau, die zur Kenntnis nimmt, dass ich der Herr im Haus bin.“ Er blickte zur Treppe, als er seine Gäste kommen hörte. „Kein Wort darüber zu meinen Freunden“, befahl er, bevor er sich straffte und darauf wartete, dass die Gentlemen sich zu ihnen gesellten. „Habt ihr es euch bequem gemacht? Seid ihr mit euren Zimmern zufrieden?“
„Vorerst wird es gehen.“ Sir Roland machte eine gelangweilte Miene und hob die Lorgnette an die Augen. „Aber es ist ziemlich fade hier, findest du nicht auch?“
„Ich habe euch gewarnt, Freunde. Es steht euch frei, wieder in den Londoner Nebel einzutauchen.“
„Oh, ich denke, wir bleiben eine Weile. Biete uns etwas Unterhaltung, mein Guter, und sieh zu, dass mehr Leute ins Haus kommen, die uns Gesellschaft leisten.“
Angesichts des überheblichen Tons, den der junge Mann seinem Gastgeber gegenüber anschlug, konnte Charlotte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die beiden Gentlemen sich selbst eingeladen hatten und Cecil darüber nicht sehr beglückt war. Es musste einen Grund geben, weshalb er sie ausgerechnet zum Zeitpunkt seines Erbantritts mitbrachte. So, wie sie sich im Haus umgesehen hatten, lag die Vermutung nahe, dass sie sich für Cecils Vermögen interessierten. Ob sie wussten, was der alte Baronet verfügt hatte? Wenn nicht, würden sie sich auf einen Schock gefasst machen müssen.
„Alles zu seiner Zeit, Freunde“, erwiderte Cecil bemüht heiter. „Soll ich euch durch das Haus führen? Ihr werdet gewiss auf viele interessante Dinge stoßen.“ Er sah Charlotte an. „Ich erwarte Sie zum Dinner. Und bringen Sie Ihre Töchter mit.“
„Sir Cecil, die Kinder dinieren für gewöhnlich nicht mit Gästen.“
„Ich bin kein Gast, Schwägerin, mir gehört Easterley Manor. Und ich wünsche meine Nichten zu sehen.“
„Also schön. Ich werde Miss Quinn bitten, die Mädchen zu uns zu schicken, wenn die Nachspeise serviert wird.“
Charlotte drehte sich um und ging äußerlich ruhig und gelassen die Treppe hinauf. Sie spürte, dass sie beobachtet wurde, und niemand sollte merken, wie bange ihr war. Das Haus, in dem sie zwölf Jahre lang gelebt hatte, war nicht länger ihr Heim. Ihr Schwager versuchte sie zu erniedrigen und machte ihr klar, wie wenig er ihre Anwesenheit begrüßte. Sie begab sich in den zweiten Stock und fand ihre Töchter im Schulzimmer vor. Sie übten Latein unter der Anleitung der Gouvernante und blickten auf, als Charlotte den Raum betrat.
„Mama, was ist geschehen?“, wollte Elizabeth wissen. „Wer sind diese Männer?“
Charlotte sah Miss Quinn an und hob eine Braue. „Sollten die Kinder nicht in ihrem Zimmer bleiben?“
„Sie haben den Türklopfer gehört, Madam“, erklärte die Gouvernante eilfertig. „Die Gentlemen betätigten ihn derart energisch, dass man annehmen musste, sie wollten uns allen einen Schrecken einjagen. Elizabeth und Frances liefen ins Treppenhaus und wagten einen Blick über das Geländer, als sie hereinkamen.“
„Einer von ihnen ist euer Onkel Cecil“, erklärte Charlotte den Kindern. „Die anderen beiden Herren sind seine Gäste.“
Elizabeth sah sie aufmerksam an. „Ist er der neue Baronet?“
„Ja, mein Schatz.“
„Ich wusste, dass ich ihn nicht mögen würde“, warf Frances ein. „Ich habe ihn nur flüchtig gesehen, aber mir wäre es am liebsten, wenn er sofort wieder abreist.“
„Ich fürchte, das wird nicht geschehen“, sagte Charlotte. „Wir müssen mit eurem Onkel so gut es geht auskommen, und man kann ja nie wissen: Vielleicht stellt er sich als sehr nett heraus.“ Charlotte glaubte selbst nicht daran, doch sie wollte vermeiden, dass die Mädchen voreilige Schlüsse zogen. „Er möchte, dass ihr ihm nachher beim Dessert Gesellschaft leistet. Ihr werdet euch also vorbildlich benehmen. Und, Fanny, bitte lass es dir nicht anmerken, wenn
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