Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
ziemen.“
„Ich unterrichte gern.“
„Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Der Reverend hat mir alles über Ihr lobenswertes Engagement erzählt, aber einer bezahlten Arbeit nachzugehen ist etwas anderes, als aus reiner Nächstenliebe armen Dorfkindern Lesen und Schreiben beizubringen.“
Charlotte lachte bitter. „Sie klingen fast wie Cecil, als wäre allein die Erwähnung von Geld eine Ruchlosigkeit. Leider ist es ein notwendiges Übel, insbesondere dann, wenn man keines besitzt.“
„Sicher steht es nicht ganz so schlimm. Gibt es niemanden, dessen Hilfe Sie in Anspruch nehmen könnten?“
„Niemanden“, betonte sie mit fester Stimme, denn ihre Meinung über Lord Falconer hatte sich nicht geändert. „Als Grenville starb, war ich am Boden zerstört und habe Halt bei seinem Vater gesucht. Er war ein freundlicher Mann, der wusste, dass ich die Dinge auf meine Weise tue. Er räumte mir die Freiheiten ein, die ich brauchte. Es war so, als sei Grenville bereits Herr über Easterley Manor gewesen, und ich, als seine Witwe, fuhr fort, mich um alles zu kümmern. Sir William hielt sich stets im Hintergrund und war glücklich darüber, seine Enkelkinder um sich zu haben. Meine Töchter und ich werden all diese Freiheiten jetzt verlieren.“ Sie blinzelte rasch, um zu verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen.
„Ich verstehe“, antwortete der Anwalt, obwohl er insgeheim bezweifelte, dass er das ganze Ausmaß ihrer Misere begriff.
„Sind Sie in der Lage, mir zu helfen?“
„Bei der Suche nach einem Schulgebäude?“
„Nicht nur. Ich brauche Geld, um mir eines zu kaufen.“
„Oh.“ Mr. Hardacre machte ein erschrockenes Gesicht. „Sie sind wirklich mittellos?“
„Ich besitze drei Guineas und etwas Kleingeld. Und davon geht eine gewisse Summe an den Arzt, der gestern einen meiner Schüler versorgt hat.“
Der Anwalt war schockiert. „Madam, ich hatte ja keine Ahnung. Wie kann das sein? Grenville sicherte Ihnen doch anlässlich Ihrer Hochzeit eine Jahresrente zu. Gewiss, es wird nicht viel gewesen sein, und sein vorzeitiger Tod dürfte sich auch ungünstig auf Ihre Finanzen ausgewirkt haben, aber dass Sie praktisch ohne einen Penny dastehen, hätte ich nicht für möglich gehalten.“
„Die Jahresrente erhalte ich seit Langem nicht mehr, daher war ich auf die Unterstützung meines Schwiegervaters angewiesen. Ich hätte das Geld, das mir mein Mann zukommen ließ, sparen sollen, Mr. Hardacre, ich weiß. Stattdessen gab ich es für die Dorfschule aus, für Bücher, Kreide, Kleider und für die medizinische Versorgung der Dorfkinder. Seit dem Krieg haben sich die Lebensumstände ihrer Eltern deutlich verschlimmert. Manchmal denke ich, dass die hohen Herren, die im Parlament die Gesetze abstimmen, sich ab und zu unter das Volk mischen sollten. Dann wüssten sie, wie es um viele ihrer Bürger bestellt ist.“ Sie seufzte. „Es ist, wie es ist, Mr. Hardacre. Meine Ersparnisse sind aufgebraucht.“
„Ich kann nur immer wieder meine Bestürzung darüber bekunden, Mrs. Hobart. Ihre Töchter …“
„Ihnen fehlt es im Augenblick an nichts, auch wenn sie sich zurzeit nicht gut aufgehoben fühlen in Easterley Manor. Ich muss einen Weg finden, sie zu versorgen.“
„Sie bräuchten eine Sicherheit, wenn ich mich in Ihrem Auftrag an eine Bank wenden würde.“
„Ich habe keine Sicherheiten.“ Sie zögerte. „Höchstens ein paar Schmuckstücke. Mein Vater hat mir anlässlich meines Debüts in London Perlen geschenkt, und von meinem Mann bekam ich ein Smaragdcollier sowie zwei Amethystbroschen zur Verlobung und zur Hochzeit. Ich habe mir allerdings nie Gedanken über ihren Wert gemacht.“
Mr. Hardacre legte die Stirn in Falten. „Wie Sie wissen, hat Sir William sein Vermögen zugunsten seiner Enkelkinder angelegt. Ich denke, eine Anfrage bei den Treuhändern wäre unter diesen Umständen gerechtfertigt. Schließlich steht der Ruf Ihrer Familie auf dem Spiel. Sind Sie in der Lage, die Unannehmlichkeiten daheim noch ein bis zwei Wochen zu ertragen? Ich würde mich bei Ihnen melden, sobald ich Nachricht von den Treuhändern erhalte.“
„Natürlich. Ich bin kein Kind mehr, Mr. Hardacre. Ich weiß mich zur Wehr zu setzen, wenn nötig. Außerdem gibt es eine Reihe von guten und freundlichen Menschen im Haus, die auf die Mädchen achtgeben, wenn ich einmal nicht bei ihnen bin.“ Charlotte sah dem Anwalt fest in die Augen. „Kann ich mich auf die Suche nach einem Haus begeben?“
„Sehen Sie
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