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Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Titel: Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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diese Kenntnis sogleich genutzt, um mich zu erniedrigen.“
    „Von mir hat Sir Cecil nichts erfahren“, erwiderte der Viscount ernst. „Er kann von allen möglichen Leuten informiert worden sein, dass Sie mit den Kindern am Strand waren.“
    Sie musste einsehen, dass er recht hatte. „Es tut mir leid, Mylord, ich hätte keine voreiligen Schlüsse ziehen dürfen.“
    „Die Dinge sind nicht immer so, wie sie erscheinen, nicht wahr? Ich zum Beispiel war fest davon überzeugt, dass Sie Lehrerin sind, und habe mich geirrt.“
    „Nicht ganz, Mylord. Denn ich gebe tatsächlich Unterricht in der Dorfschule – weil es mir ein Bedürfnis ist.“ Charlotte erhob sich. „Wenn Sie mir folgen würden … Ich zeige Ihnen den Weinkeller. Und seien Sie versichert, dass ich den Unterschied zwischen Bordeaux und Ale kenne.“
    Stacey setzte die Tasse ab und stand auf, um mit ihr das Zimmer zu verlassen. Sie durchquerten die Eingangshalle und nahmen die Treppe zum Souterrain, in dem die Wirtschaftsräume lagen. Am Ende des langen Flurs blieb Charlotte kurz stehen, um die Kerze zu entzünden, die auf einem Konsoltisch bereitstand. Dann öffnete sie die Tür, die in den Keller führte, und stieg die schmale, steile Treppe hinab. Unten angelangt, hob sie eine Laterne von einem Regal, zündete sie an und reichte dem Viscount die Kerze. „Kommen Sie, wir wollen sehen, was vom Weinvorrat übrig geblieben ist.“
    Während sie vorausging, betrachtete er ihre liebreizende Gestalt. Mrs. Hobart war groß, bewegte sich graziös, und ihre Haltung zeugte von einer ungezwungenen Selbstsicherheit, die er an ihr bewunderte. Das Licht der Laterne umgab sie wie eine goldene Aura und betonte ihre weibliche Erscheinung in einer Weise, dass er sich danach sehnte, sie zu berühren. Er wusste nicht genau, wie alt sie war, vermutete indes, dass sie auf die dreißig zuging. Trüge sie statt des wenig schmeichelhaften Schwarz heitere Farben, könnte man sie ohne Weiteres für eine deutlich jüngere Frau halten, dachte er und gewahrte zu spät, dass sie plötzlich stehen blieb. Er konnte einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern und streckte die Hand aus, um ihr Halt zu geben. Dabei strich er unabsichtlich über ihren unverhüllten Arm und war erstaunt, wie zart sich ihre Haut anfühlte. Als Mrs. Hobart bei seiner Berührung zusammenzuckte, ließ er sie unverzüglich los. Sie musste begriffen haben, wie gefährlich ihr Beisammensein an einem entlegenen Ort wie diesem für sie werden konnte. Sie war allein mit einem Mann, dem sie nicht einmal vertraute.
    Stacey vermochte der Versuchung, sie in die Arme zu schließen, mit sanften Worten zu beruhigen und zu küssen, kaum zu widerstehen. Er straffte sich. Was ist bloß in mich gefahren?, schalt er sich ungehalten. Schließlich ist sie kein Pa radiesvögelchen, keine Lady Grey, die nur darauf wartet, dass man ihr Avancen macht. Charlotte Hobart war eine Dame, deren vorbildliche Contenance von unprätentiöser Vornehmheit zeugte. Sie musste die Tochter eines Geschäftsmannes oder eines Kapitäns zur See sein, die sich durch die Hochzeit mit dem Titelerben eines Baronet gesellschaftlich verbessert hatte. Zweifellos stammte sie aus gutem Hause, war indes ohne Dünkel erzogen worden, weshalb sie nichts Verwerfliches darin sah, als Lehrerin für arme Dorfkinder zu arbeiten.
    Charlotte setzte ihren Weg fort, als sei nichts geschehen, doch innerlich erschauderte sie wohlig. „Es ist kaum mehr Wein da, wie Sie sehen. In der vergangenen Woche waren die Regale noch gut gefüllt. Ich frage mich, wie Sie Karten spielen können, wenn Sie sich solch große Mengen Wein und Brandy zu Gemüte führen.“
    „Ich?“
    „Sie und die anderen.“
    Stacey missfiel es zutiefst, mit Cecils Freunden gleichgesetzt zu werden, aber er hatte es nicht anders gewollt. „Man gewöhnt sich an den Alkohol“, sagte er schulterzuckend. „Insbesondere bei der Armee. In der Fremde ist das Trinkwasser oft ungenießbar.“
    „Sie waren bei der Armee?“ Sie nahm zwei Flaschen Wein aus dem Regal und reichte ihm eine.
    „Für etliche Jahre.“
    „Das überrascht mich. Sind Sie nicht der Erbe des Earl of Malcomby?“
    „Ja, aber mein Vater war ebenfalls ein passionierter Soldat und zeigte Verständnis dafür, dass ich in seine Fußstapfen treten wollte.“
    „Jetzt dienen Sie nicht mehr?“
    „Nein, irgendwann ist es notwendig, dass man seine Gedanken auf die Pflichten richtet, die einen daheim erwarten.“
    „Die Pflichten eines

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