Erfuellung
wollte.
Vielleicht war ja das Schlimmste vorüber.
Wir fanden ein indisches Restaurant in der Nähe des Fitnessstudios, und Cary schloss sich uns mit Trey an. Die beiden kamen uns Hand in Hand auf der Straße entgegen. Unser Tisch stand genau am Fenster neben dem Eingang, sodass das pulsierende Leben der Stadt draußen ein Teil unseres abendlichen Beisammenseins wurde.
Wir saßen auf Kissen auf dem Boden, tranken zu viel Wein und hörten uns Carys Kommentare zu den vorübergehenden Leuten an. Ich konnte die kleinen Herzchen in Treys Augen förmlich sehen, wenn er meinen besten Freund ansah, und ich war froh, dass Cary ebenfalls sehr liebevoll mit ihm umging. Wenn Cary heftig in jemanden verliebt war, dann hielt er sich für gewöhnlich zurück und berührte denjenigen vergleichsweise selten. Aber ich beschloss, die Tatsache, dass er und Trey einander häufig wie zufällig berührten, diesmal als Zeichen zu werten, dass die beiden Männer immer mehr zusammenwuchsen, und nicht, dass Cary das Interesse verlor.
Während des Essens bekam Megumi einen weiteren Anruf von Michael und ignorierte ihn. Als Cary fragte, ob sie die Unnahbare spielte, erzählte sie ihm die ganze Geschichte.
»Wenn er noch einmal anruft, könnte ich ja drangehen«, sagte er.
»O Gott, nein«, stöhnte ich.
»Was denn?« Cary blinzelte unschuldig. »Ich könnte sagen, dass sie zu beschäftigt sei, um ans Telefon zu gehen, und Trey könnte im Hintergrund ein paar sexy Befehle rufen.«
»Teuflisch!« Megumi rieb sich die Hände. »Michael ist dafür nicht der Richtige, aber ich bin sicher, dass ich auf dein Angebot irgendwann zurückkommen werde, wenn man bedenkt, was für ein Glück ich mit Männern habe.«
Ich schüttelte den Kopf, wühlte heimlich in meiner Tasche nach dem Notfalltelefon und war enttäuscht, dass ich immer noch keine Antwort von Gideon erhalten hatte.
Cary sah auffällig über den Tisch. »Hoffst du auf einen Anruf deines heimlichen Geliebten?«
»Was?« Megumi blieb der Mund offen stehen. »Du triffst dich mit einem Mann und erzählst mir nichts davon?«
Ich warf Cary einen wütenden Blick zu. »Es ist kompliziert.«
»Es ist das genaue Gegenteil von kompliziert«, sagte Cary gedehnt und lehnte sich auf seinem Kissen zurück. »Es ist ganz gewöhnliche Lust.«
»Was ist mit Cross?«, fragte sie.
»Mit wem?«, fragte Cary zurück.
Megumi ließ nicht locker. »Er will sie zurückhaben.«
Nun war Cary an der Reihe, mich wütend anzusehen. »Wann hast du mit ihm gesprochen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Er hat Mom angerufen. Und er hat nicht gesagt, dass er mich zurückhaben will.«
Cary schenkte mir ein listiges Lächeln. »Würdest du deinen neuen heimlichen Geliebten für eine Neuauflage mit dem Marathonmann Cross abservieren?«
Megumi pikste mich ins Bein. »Gideon Cross ist ein Marathonmann im Bett? Heilige Scheiße … Und dann sieht er auch noch so aus. Mein Gott.« Sie fächelte sich mit der Hand Luft zu.
»Können wir bitte aufhören, über mein Sexualleben zu reden?«, murmelte ich und sah Trey Hilfe suchend an.
Er sprang ein. »Cary hat mir erzählt, dass ihr beiden morgen auf eine Videopremiere geht. Ich wusste gar nicht, dass Musikvideos immer noch so eine große Sache sind.«
Dankbar griff ich nach der Rettungsleine. »Ich weiß. Ich bin ebenfalls überrascht.«
»Und dann wäre da noch der gute alte Brett«, sagte Cary und beugte sich über den Tisch zu Megumi, als wollte er ihr ein Geheimnis verraten. »Nennen wir ihn doch Rockstarmann. Oder Rücksitzmann.«
Ich steckte die Finger in mein Glas und bespritzte ihn mit Wasser.
»Mensch, Eva, du machst mich ja ganz nass.«
»Mach nur weiter so«, warnte ich ihn, »dann bist du gleich geduscht.«
Als wir um Viertel vor zehn nach Hause zurückkehrten, hatte ich immer noch nichts von Gideon gehört. Megumi war mit der U-Bahn nach Hause gefahren, während Cary, Trey und ich uns ein Taxi in unsere Wohnung teilten. Die Jungs verschwanden gleich in Carys Zimmer, aber ich blieb noch eine Weile in der Küche und überlegte, ob ich nebenan nachsehen sollte, ob Gideon da war.
Ich wollte gerade meine Schlüssel aus der Tasche holen, als Cary in die Küche kam, ohne Hemd und barfuß.
Er nahm die Sprühsahne aus dem Kühlschrank, hielt aber inne, bevor er wieder hinausging. »Alles klar mit dir?«
»Ja, mir geht es gut.«
»Hast du schon mit deiner Mom gesprochen?«
»Nein, aber ich mache es bald.«
Er lehnte sich mit der Hüfte an die Theke. »Hast du
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