Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
Augen, die in einem faszinierenden Lavendelblau funkelten.
Die Zentaurin blieb vor ihr stehen und verneigte sich tief und elegant.
„Ich bin gekommen, um Euch und der MacCallan-Burg meine Dienste anzubieten, Göttin Elphame. Ich bin Brighid Dhianna.“
„Du gehörst zur Dhianna-Herde?“, fragte Cu. Seien Stimme war ungewöhnlich scharf und seine Miene finster.
„Ich bin von der Herde, aber nicht von ihrem Geist.“
Plötzlich ergaben ihre Worte Sinn. Elphame hatte davon gehört, dass es unter den Zentauren eine immer größer werdende Sekte gab, die jeglichen Kontakt mit Menschen ablehnte. Ihre Mitglieder verließen nur selten die Ebenen der Zentauren. In ihren Augen waren Zentauren, die innerhalb menschlicher Gemeinden wohnten, wenig mehr als domestizierte Tiere. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Eltern über die Folgen einer solchen Denkweise diskutiert hatten, und an den Ekel, mit dem ihr zentaurischer Vater diese auf Rassentrennung beruhende Ideologie betrachtete. Sie erinnerte sich auch daran, dass ihr Vater eine extrem militante Herde mit dem Namen Dhianna erwähnt hatte, deren mächtige schamanische Anführerin es geschafft hatte, viele Unterstützer für ihre Glaubensrichtung zu gewinnen. Das erklärte Cus grimmigen Gesichtsausdruck.
„Brighid Dhianna, wenn du einen Neuanfang suchst, heiße ich dich auf der MacCallan-Burg herzlich willkommen“, sagte Elphame feierlich.
Die Jägerin erwiderte ihren Blick aufrichtig und ruhig. „Ja, Göttin, ich bin auf der Suche nach einem Neuanfang.“
„Gut, dann fang doch damit an, dass du mich Elphame nennst“, sagte El schnell. „Dieser grimmig dreinschauende Krieger ist mein Bruder Cuchulainn.“
Cu nickte der Jägerin eisig zu.
„Und das hier ist unsere Heilerin Brenna.“ Elphame freute sich zu sehen, dass Brighid nicht zusammenzuckte, als Brenna ihr vernarbtesGesicht hob. „Schnapp dir einen Balken, Brighid. Es ist schon spät, und ich würde diesen Brunnen gerne freigelegt haben, bevor das Licht ganz geschwunden ist.“
Elphame wandte sich wieder dem Müll zu und ignorierte die misstrauischen Blicke, die zwischen ihrem Bruder und der Jägerin hin und her flogen.
„Genug jetzt, El! Wir können hier morgen weitermachen. Die anderen haben alle schon vor einer ganzen Weile die Küche verlassen – sogar deine tyrannische Köchin und ihre Hyänen sind bereits auf dem Weg zurück nach Loth Tor, wo eine warme Mahlzeit und ein weiches Bett auf sie warten.“ Cuchulainn war verzweifelt angesichts der schier endlosen Energie seiner Schwester.
Er und die Jägerin hatten gerade gemeinsam erneut einen Trog Müll auf den stetig wachsenden Haufen außerhalb der Burgmauern ausgeleert. Doch waren Elphame und Brenna bereit, es für den Tag gut sein zu lassen und sich auf den Weg zu machen, als sie zurückkehrten? Nein. Seine eigensinnige Schwester füllte den Trog erneut mit Unrat, dieses Mal von der rückwärtigen Seite des Beckens.
„Cu“, sagte Elphame, ohne innezuhalten. „Warum gehst du nicht schon vor? Ich fülle noch ein letztes Mal diesen Trog und mache mich dann auf den Weg.“ Sie schaute durch das offene Dach zum Himmel, der jetzt im Licht der sterbenden Sonne nur noch schwach mauvefarben glänzte.
„Nein. Alle anderen sind schon fort. Ich will nicht, dass du alleine durch den Wald marschierst.“
„Oh bitte. Den ganzen Tag sind die Leute zwischen der Burg und Loth Tor hin und her gelaufen. Es würde mich überraschen, wenn bei dem Lärm auch nur ein einziges Eichhörnchen gewillt war, in der Nähe zu bleiben.“
„Sie ist nicht alleine. Ich werde zusammen mit ihr zurückkehren“, sagte die Jägerin.
„Genau wie ich“, schaltete Brenna sich ein.
Elphame sah ihren Bruder unter hochgezogenen Augenbrauen an. „Bist du nun zufrieden?“
Er gab einen undefinierbaren Laut von sich und sagte ernst: „Wenn du nicht im Mare’s Inn bist, wenn das Essen serviert wird, komme ich dich holen. Und behalte das hier bei dir.“ Er löste einenschmalen Gürtel von seiner Hüfte. An ihm hing eine kleine Lederscheide, in der, wie Elphame wusste, einer seiner tödlichen Wurfdolche steckte. Er warf ihr den Gürtel zu, den sie geschickt auffing. „Du weißt, ich bin schon länger der Meinung, dass du eine Waffe tragen solltest.“ Er drehte sich um und stapfte davon, dabei stieß er einen leisen Fluch aus und schimpfte über rothaarige Frauen.
„Hey! Du solltest dir lieber um deine Sicherheit Sorgen machen, sollte Wynne je erfahren, dass du ihre
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