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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Erste der Wartenden zur Taufe.
    Erik sank auf den Stein. »Thjodhild.« Der Angriff hatte begonnen und er besaß keine Waffe, ihn abzuwehren. »Mein Leben lang habe ich nur für dich gekämpft, für ein Zuhause ohne Feinde.« Gleich stieg wieder der Zorn, die Fäuste im Bart verkrallt starrte er zum Himmel. »Großer Thor! Nie hast du mich im Stich gelassen. Warum jetzt? Dieser Christengott ist auch eine Bedrohung für euch alle da oben, merkt ihr das nicht? Verflucht, warum schlägst du nicht mit dem Hammer dazwischen? Oder hast du Angst vor ihm?« Keine Antwort, keine Hilfe kam aus Walhall.
    Gegen Mittag setzte sich das weiß gekleidete Heer vom Bach aus in Bewegung, beschwingt näherten sich die Mägde, angeführt von ihrer hoch aufgerichteten Herrin, deren Blick jeden Widerstand vereitelte. Nur knapp nickte die Siegerin im Vorbeigehen dem Wächter zu und der Hof war eingenommen. »An die Arbeit, Mädchen! Sputet euch. Wir müssen nachholen, was versäumt wurde.«
    Erik schüttelte die Benommenheit ab. »Das ist wahr!«, knurrte er. »Ordnung muss her. Und zwar sofort.«
    Auf dem Vorplatz begegnete ihm Freydis. Kaum sah sie den Vater, drehte sie sich im Kreis. »Wie gefalle ich dir in meinem weißen Kleid?«
    »Du also auch?« Böse starrte er die Tochter an. »Zieh das aus!«
    »Verboten, Vater.« Sie wackelte mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase. »Der Priester hat befohlen, dass wir unser Taufhemd erst nach einer Woche ablegen dürfen. Sonst ärgert sich unser Gott.«
    »Du Luder!« Bereits im Weitergehen drohte er mit der Faust. »Es wird Zeit, dass ich dir endlich einen Mann suche.«
    Aus der Schlafkammer kamen ihm Mägde entgegen; hoch bepackt mit Kissen und Decken huschten sie wortlos an dem Herrn vorbei. Als er die Schwelle erreichte, zeigte seine Frau gerade auf eine Wäschekiste. »Die bringt ihr auch hinüber.«
    »He, Frau?«
    Thjodhild wandte sich um. »Gleich bin ich soweit.« Rasch legte sie noch einen Umhang und ein Trägerkleid über die Truhe und schickte die beiden Mädchen damit hinaus.
    »Verlässt du mich?«
    Sie griff ans Kopftuch und spürte, wie ihre Finger zitterten. Bleibe ruhig, flehte sie und prüfte den Sitz des hochgesteckten Zopfes. »Nein, Erik. Ich verlasse dich nicht.« Viel zu schnell war das Haar geordnet. »Ich ziehe hinüber ins Frauenhaus.«
    »Wage es nicht, Weib! Dein Platz ist in meinem Bett.«
    »Du irrst.« Seine Drohung gab ihr Kraft. »Ich bin keine Kuh, die du im Stall anbinden kannst.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Nein, Erik Thorvaldsson. Du wirst so lange nicht mehr bei mir liegen, bis auch du den Glauben angenommen hast. Lass dich taufen und ich kehre sofort wieder ins eheliche Bett zurück.« Es war ausgesprochen! Einen Augenblick lang erschrak Thjodhild vor ihrer Härte. Nein, du darfst jetzt nicht einlenken, warnte sie sich, nicht abschwächen. »Der Christenglaube ist nicht mehr zu verhindern, also wäre es für alle besser, wenn wir uns ihm fügen. Sieh das ein, Erik, und bitte, entscheide dich für den Frieden!«
    Damit wollte sie an ihm vorbei, doch er stemmte die Hand gegen den Türpfosten. »Meinst du, ich finde keinen Ersatz für dich?«
    »Du begreifst gar nichts! Mir geht es um etwas ganz anderes.« Jäh loderte Wut in ihren Augen. »Na bitte, dann tu es doch!«, schrie sie. »Nimm dir eine Magd, du Zuchtbulle! Aber vergiss nicht, jeder Hintern, jeder Schenkel hier auf Steilhang gehört einer Christin.« Thjodhild stieß seinen Arm beiseite und lief hinaus.
    »Warte, Weib!« Er rannte hinter ihr her über den Innenhof. »Ich befehle es dir!« Verschreckt vergaßen die Mägde, den Mund zu schließen, noch nie war von der Herrschaft so offen ein Streit ausgetragen worden. »Bleib stehen!«
    Ehe er das Frauenhaus erreicht hatte, schlug die Tür zu und mit hartem Geräusch fiel innen der Sperrbalken herunter. »Verfluchtes Weib!« Erik hatte schon den Fuß zurückgerissen, trat aber nicht gegen das Holz, sondern fuhr herum. Jetzt erst nahm er die weiß gekleideten Zeuginnen seines Ausbruchs wahr. »Glotzt nicht, ihr Gänse! Sonst rupfe ich euch die Federn aus.« Damit stürmte er weiter zur Schmiede.
    Leif fand nicht einmal Zeit zu grüßen. »Du bist schuld!« Die Ader auf der Stirn des Vaters schwoll bedrohlich an. »Du sollst nicht nur aus einer Schüssel mit den Knechten essen. Nein, Sohn, du schläfst ab heute auch bei ihnen im Schuppen.«
    »Das wagst du nicht, Vater!«
    »Bist du taub?! Solange deine Mutter nicht zurückkommt, gibt es

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