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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mappe bei mir, die vollgestopft war mit Bildern und Zeitungsausschnitten.«
    »Sie haben Modell gestanden?«
    »Ja, ein bisschen Theater gespielt. Damals haben die Studios noch Leute herumgeschickt, die angeblich neue Talente entdecken sollten. In Wirklichkeit ging es mehr um Publicity. Aber ich wusste, dass so jemand nie nach Omaha kommen würde, um mich zu entdecken, da hätten Ostern und Weihnachten schon auf einen Tag fallen müssen. Deshalb entschloß ich mich, nach Hollywood zu gehen. Das war's. Ich bekam einen Job als der fehlende Gast< bei Abendeinladungen und drehte ein paar Szenen bei Warner Bros, ab, außer Konkurrenz. Der Trick bestand darin, sich in der Öffentlichkeit, bei Dreharbeiten und bei den Künstleragenturen sehen zu lassen. Ich arbeitete als freiwillige Helferin in einer Kantine in Hollywood. Nicht aus Selbstlosigkeit, nicht wegen der GIs, sondern weil ich wusste, dass ich dort in engen Kontakt mit Stars kommen würde. Gute Taten waren das letzte, woran ich dachte. Ich war vollständig mit mir selber beschäftigt. Finden Sie das herzlos, Ms. Summers?«
    Julia hatte keine Ahnung, weshalb ihre Meinung von Bedeutung sein sollte, aber sie überlegte, bevor sie antwortete.
    »Ja, mir ist aber auch klar, dass es praktisch war.«
    »Ja.« Eve preßte die Lippen zusammen. »Wer ehrgeizig ist, muss praktisch denken. Es war eine wichtige Erfahrung für mich, zu beobachten wie Bette Davis Kaffee ausschenkte und Rita Hayworth Sandwiches servierte. Ich gehörte dazu. Dort bin ich dann Charlie Gray begegnet.«
    Die Tanzfläche war voll von GIs und hübschen Mädchen. Die Luft war erfüllt von dem Duft nach Parfüm, Aftershave, Rauch und schwarzem Kaffee. Harry James spielte heiße Musik. Eve liebte den Klang seiner Trompete, die alle anderen Geräusche und das Gelächter übertönte. Nach einer vollen Nachtschicht als fehlender Gast< und mehreren Stunden in Künstleragenturen brachten ihre Füße sie fast um, zumal ihr die Schuhe, die sie in einem Second-Hand-Laden gekauft hatte, eine halbe Nummer zu klein waren.
    Sie hatte viel Sorgfalt darauf verwandt, dass man ihr die Müdigkeit nicht am Gesicht ablesen konnte, denn man konnte nie wissen, wer zufällig hereinschaute und sie vielleicht bemerkte. Sie war verdammt sicher, dass sie nur ein einziges Mal Beachtung finden musste, um mit dem Aufstieg beginnen zu können.
    Rauch hing unter der Decke und kräuselte sich um die Lampen. Die Musiker spielten jetzt sentimentale Stücke. Uniformen und Partykleider schwebten vorüber.
    Während sie sich fragte, wann sie wohl eine Pause einlegen konnte, goß Eve wieder einen Becher Kaffee für einen mit Sternen geschmückten Gl ein und lächelte.
    »Sie sind diese Woche jeden Abend hiergewesen.«
    Eve schaute den hochgewachsenen, schlaksigen Mann genauer an. Seine Uniform sah eher aus wie ein grauer Flanellanzug. Unter dem Stoff zeichneten sich die schmalen Schultern ab. Das blonde Haar hatte er zurückgekämmt, sein Gesicht war grobknochig, die großen braunen Augen vorgewölbt wie die eines Bassets. Sie erkannte ihn und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Es war kein großer Name. Charlie Gray spielte immer nur einen guten Kumpel des Helden. Aber es war ein Name. Und er hatte ihr Beachtung geschenkt.
    »Wir tun alle unsere Pflicht in diesem Krieg, Mr. Gray.« Sie strich eine lange Haarsträhne beiseite, die ihr über das Auge gefallen war. »Kaffee?«
    »Natürlich.« Er lehnte sich an die Snackbar, während sie einschenkte. Ohne sie aus den Augen zu lassen, zog er ein Päckchen Lucky Strike hervor und zündete sich eine an. »Ich bin gerade fertig mit dem Dienst und dachte mir, ich schau mal rein und unterhalte mich ein bisschen mit dem hübschesten Mädchen im Saal.«
    Sie wurde nicht rot, obwohl es ihr ohne weiteres möglich gewesen wäre, sondern wählte eine raffiniertere Tour. »Miss Hayworth ist in der Küche.«
    »Ich liebe Dunkelhaarige.«
    »Ihre erste Frau war blond.«
    Er grinste. »Meine zweite auch. Deswegen liebe ich ja die Dunkelhaarigen. Wie heißen Sie, Schatz?«
    Nach langem, sorgfältigem Überlegen hatte sie sich bereits einen Namen ausgewählt. »Eve«, sagte sie. »Eve Benedict.«
    Er dachte, er hätte sie schon durchschaut. Jung, die Starkarriere im Kopf, in ständiger Erwartung, entdeckt zu werden. »Und Sie möchten gern Filmschauspielerin werden?«
    »Nein.« Sie schaute ihn voll an, nahm ihm die Zigarette aus der Hand, zog daran, stieß den Rauch aus und gab sie ihm zurück. »Ich bin

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