Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Schokoladengebäck, das Julia zum Kaffee hinstellte, mit einer Gabel, und nicht ein einziges Mal während des langen, anstrengenden Abends lockerte er seinen Schlipsknoten.
    Aber Paul hatte auch bemerkt, dass sein Blick sich verändert hatte, als er von den Drohbriefen erfuhr, und dass sich reines Vergnügen in seinem Gesicht gespiegelt hatte, als Delrickios Rolle zur Sprache gekommen war.
    Als er ging, sah er nicht aus wie ein Mann, der fast vierundzwanzig Stunden auf den Füßen war. Er verabschiedete sich so höflich, als wäre er zu einer gemütlichen Dinnerparty eingeladen gewesen.
    »Ich nehme an, es geht mich nichts an.« Paul schloss die Tür und drehte sich zu Julia um. Sie machte sich darauf gefasst, dass sie schon wieder Erklärungen über sich abgeben musste. »Aber ich bin einfach zu neugierig.« Er ging auf sie zu und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Hat er seine Kleidungsstücke aufgehängt und die Socken gefaltet, bevor ihr euch geliebt habt?«
    Zu ihrer eigenen Überraschung musste sie kichern. Sie legte den Kopf an seine Schulter und fühlte sich geborgen. »Es war so: Er faltete seine Kleidung zusammen und rollte seine Socken auf.«
    »Jules, ich muss dir sagen, dass dein Geschmack sich verbessert hat.« Er gab ihr einen schnellen, leichten Kuss und hob sie hoch, um sie nach oben zu tragen. »Und wenn du mindestens zwölf Stunden geschlafen hast, werde ich es dir beweisen.«
    »Vielleicht könntest du es mir jetzt beweisen. Ich schlafe dann später.«
    »Das ist eine noch viel bessere Idee.«
    Julia hatte sich entschlossen, Brandon bei einer Freundin unterzubringen. Doch selbst als sie ihn ins Flugzeug gesetzt hatte und wusste, dass bald Tausende von Meilen zwischen ihm und dem Brennpunkt des Geschehens liegen würden, war Julia nicht leichter ums Herz. Sie wollte ihr Kind bei sich haben. Sie wollte ihr altes Leben wieder führen können.
    Sie traf sich jeden Tag mit Lincoln, saß in der Suite, die er gemietet hatte, und trank schwarzen Kaffee, bis sie spürte, dass er ein Loch in ihren Magen gebrannt hatte. Sie sprach auch mit dem Detektiv, den er angeheuert hatte. Ein weiterer Eindringling in ihr Leben, eine weitere Person, die ihre Nase in Dinge steckte, die eigentlich nur sie selber etwas angingen.
    Alles wirkte so ordentlich - die Aktendeckel, die Gesetzesbücher, das eifrige Klingeln der Telefone. Jedenfalls solange sie keine Schlagzeile las und nicht Rundfunk hörte. Dann bekam sie wieder Angst, dass ihr Name, ihr Gesicht, ihr Leben öffentlich wie unter einem Mikroskop auseinandergenommen würden. Und ihr wurde wieder bewusst, dass ihr Schicksal in den Händen der Justiz lag, deren Blindheit nicht immer eine Wohltat für den Unschuldigen war.
    Paul war eine große Stütze für sie. Aber sie wollte sich nicht anlehnen. Hatte sie sich nicht selber versprochen, dass ihr Glück, ihre Sicherheit, ihr Seelenfrieden nie von jemand anderem abhängen sollten? Aber schon die Tatsache, dass sie in seinem Haus wohnte, ließ sie manchmal die Illusion haben, all dies zu besitzen. Und weil sie Angst davor hatte, zog sie sich innerlich zurück, ließ eine Distanz zwischen ihnen entstehen, die bald zu einem großen Abstand wurde.
    Paul war selber erschöpft und durch die Tatsache entmutigt, dass seine eigenen Untersuchungen ihn keinen Schritt weiterbrachten. Frank hatte ihm erlaubt dabeizusein, als er Lyle noch einmal verhört hatte, aber der frühere Chauffeur war unerschütterlich bei seiner Version geblieben - er hatte nichts Böses gesehen, gehört oder gesagt.
    Die Tatsache, dass Drakes Finanzen zerrüttet waren, machte ihn nicht verdächtig, Eves Tod verursacht zu haben. Es sprach sogar eher zu seinen Gunsten, dass sie ihm noch einige Wochen vor ihrer Ermordung eine große Summe gegeben hatte. Warum sollte er die Gans umbringen, die goldene Eier legte?
    Pauls einziges Gespräch mit Gloria hatte die Dinge nur verschlechtert. Zitternd und unter Tränen hatte sie zugegeben, sich mit Eve am Tage ihres Todes gestritten zu haben. Schuldgefühle plagten sie deswegen. Sie hatte furchtbare Sachen gesagt, Eve dann im Zorn verlassen und war heimgerast, um ihrem schockierten Ehemann alles zu beichten.
    Zu dem Zeitpunkt, als Julia Eves Leiche entdeckt hatte, hatte Gloria weinend in den Armen ihres Mannes gelegen und um Verzeihung gebeten.
    Dafür gab es drei Zeugen - Marcus Grant, die Haushälterin und einen neugierigen Bademeister. Die beiden letzteren hatten Glorias Schluchzen gehört - um ein Uhr

Weitere Kostenlose Bücher