Erinnerung Des Herzens
deines Überschusses an männlichen Hormonen. Ich bin es, deren Leben morgen im Gerichtssaal auf dem Spiel steht. Du kannst dich so viel an die Brust schlagen und so viel brüllen, wie du willst, das ändert nichts daran. Mir sind nicht mehr viele Möglichkeiten gegeben, Paul, und wenn ich durch diese Tür gehen will, so werde ich das auch tun.«
»Versuch es«, sagte er.
Wütend wirbelte sie herum. Aber er fing sie wieder ein, bevor sie die Treppe erreicht hatte. »Ich habe dir gesagt, dass du mich gehen lassen sollst.«
»Und ich habe nicht damit aufgehört, mir an die Brust zu schlagen und zu brüllen.« Er drückte ihr die Arme auf den Rücken, weil er sicher war, dass sie auf ihn einschlagen würde. »Lass das. Verdammt noch mal, Jules.« Er schob sie mit dem Rücken an die Wand, damit sie nicht die Treppe herunterfielen. »Schau mich an. Schau mich nur an. Du hast recht, was deine Möglichkeiten betrifft.« Mit der freien Hand hob er ihr Kinn an. »Willst du von mir fortgehen?«
Sie starrte ihm in die Augen und erkannte, dass er sie gehen lassen würde. Und sie wusste, dass sie es ihr Leben lang bereuen würde. Die Überlebenden mussten mit ihren Fehlern leben. Hatte Eve ihr das nicht gesagt? Aber es gab einige Fehler, die man sich einfach nicht leisten durfte.
»Nein.« Sie presste ihren Mund auf seinen. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
»Es braucht dir nicht leid zu tun.« Sein Kuss wurde leidenschaftlicher. »Nur geh nicht fort von mir.«
»Ich habe so viel Angst, Paul, soviel Angst.«
»Wir werden es schaffen. Glaub mir.«
In diesem Augenblick konnte sie es.
Drake fühlte sich großartig. Eine viertel Million. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden würde er sie bar in den Händen halten. Es war absolut sicher, dass Julia der Prozeß gemacht werden würde, und mit etwas Glück würde sie auch verurteilt werden. Wenn das passierte - und mit dem Geld im Rückhalt -, würde es wohl nicht allzu schwierig werden, einen Teil von Eves Erbe zu bekommen. Er bedauerte es natürlich, dass die Hälfte davon Paul gehörte, aber damit konnte er leben. Mit Hilfe eines guten Anwalts sollte es ihm gelingen, Julias Anteil zu bekommen.
Sie würde jedenfalls ihr Erbe nicht antreten dürfen. Und dort, wo sie hinkam, würde sie es auch nicht verwenden können. Alles in allem hatte sich die Sache recht gut entwickelt. Zufrieden mit sich, stellte er die Stereo-Anlage auf höchste Lautstärke ein und setzte sich, um ein Wettformular für Pferderennen auszufüllen. Am Wochenende würde er einen hübschen kleinen Einsatz aufs Spiel setzen können. Er würde nichts übertreiben, aber wenn er ein paar Tausender auf das kleine Füllen setzte, für das er einen Tipp bekommen hatte, konnte er ein hübsches Sümmchen gewinnen, zusätzlich zu der ersten Anzahlung, die er morgen zu erwarten hatte.
Sein Geldgeber hatte natürlich noch keine Ahnung davon, dass es sich nur um eine erste Anzahlung handelte. Drake summte die Melodie mit, die Gloria Estefan gerade sang, und fragte sich, wieviel ihm diese Geldquelle in den nächsten ein, zwei Jahren wohl noch einbringen konnte. Bis dahin müßte er sein Erbteil bekommen. Und danach würde er verschwinden. An die Riviera, in die Karibik. Irgendwohin, wo es heiße Strände gab - und heiße Frauen.
Er nahm sein Champagnerglas in die Hand. Eigentlich war es noch etwas zu früh für den Dom Perignon. Er hatte eine Verabredung mit einer kleinen Sexnudel, aber erst in ein paar Stunden.
Himmel, er hatte Lust zu tanzen. Während er ein paar Schritte probierte, floß ihm der Sekt über die Hand. Vergnügt leckte er die Tropfen ab.
Als die Türglocke läutete, wollte er zuerst gar nicht hingehen. Dann lachte er über sich selbst. Wahrscheinlich stand die Glücksfee dieses Abends draußen. Wer hätte sie tadeln können, wenn sie schon früher zur Sache kommen wollte?
Als es wieder läutete, fuhr er sich mit der Hand übers Haar und knöpfte sich das Hemd auf. Mit dem Glas in der Hand öffnete er. Obwohl nicht die erwartete Glücksfee davorstand, prostete er seinem Gast zu.
»Hallo. Ich habe nicht erwartet, Sie heute schon zu sehen. Aber das ist okay. Zufällig bin ich gerade in der richtigen Stimmung für Geschäfte. Kommen Sie herein. Wir erledigen es bei einem Glas Champagner.«
Grinsend kehrte er zur Flasche zurück. Es schien doch nicht zu früh zu sein für Champagner. »Wollen wir auf die liebe Julia trinken?« Er füllte ein zweites Glas bis zum Rand. »Meine liebe Kusine Julia?
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