Erinnerung Des Herzens
großes Fernseh-Ereignis vorbereitet.«
»Es ist meine Aufgabe ...«
»Zu tun, was ich dir sage. Merk dir das.« Ungeduldig leerte sie ihr Champagnerglas. »Bring mir ein neues Glas.«
Nur mit Mühe unterdrückte er einen Schwall harter Worte. Auch er wusste, dass man in der Öffentlichkeit sein Image wahren musste. Ebenso genau wusste er, wie unbeugsam und hart Eve sein konnte. Innerlich schäumend vor Wut stand er auf. Dann entdeckte er Julia und Paul, die quer durch den Saal gingen. Augenblicklich legte sich sein Ärger. Er würde die Informationen bekommen, die Delrickio haben wollte. Julia war die Quelle, die er anzapfen musste.
»Ah, da seid ihr ja.« Eve streckte ihnen beide Hände entgegen. Julia ergriff sie und spürte, dass Eve sie leicht zu sich heranzog. Es wurde ihr klar, dass sie erwartete, dass sie sich vorbeugte und Eve auf die Wange küsste. Sie kam sich dabei ziemlich dämlich vor. »Und Paul.« Eve wusste genau, dass sie von vielen Neugierigen beobachtet wurden, als sie die kleine Zeremonie mit ihrem ehemaligen Stiefsohn wiederholte. »Ihr zwei seid wirklich ein aufsehenerregendes Paar.« Sie warf einen Blick über ihre Schulter in den Saal. »Drake, sorg bitte dafür, dass wir für alle genügend Champagner bekommen.«
Als Julia hochschaute, sah sie, wie er die Lippen zusammenkniff und Eve einen vernichtenden Blick zuwarf. Gleich darauf lächelte er gewinnend. »Schön, dich zu sehen, Paul. Julia, Sie sehen wundervoll aus. Nehmt nur schon Platz, während ich Kellner spiele.«
»Sie sehen wirklich wundervoll aus«, sagte Eve. »Hat Paul Sie überall eingeführt?«
»Ich habe nicht viel Sinn darin gesehen.« Paul lehnte sich zurück und beobachtete das Treiben ringsum. »Wenn sie entdecken, dass sie bei dir sitzt, werden sie eins und zwei zusammenzählen und sich bei uns einführen.«
Damit hatte er vollkommen recht. Noch bevor Drake mit den Getränken wieder auftauchte, kamen die ersten Leute an ihren Tisch. Während des ganzen Dinners wirkte Eve wie eine Königin, die eine Audienz gewährt, während andere Berühmtheiten ihre Plätze verließen, um sich zu ihrem Thron zu begeben. Als das Dessert serviert wurde, kam ein fast kahler, unwahrscheinlich dicker Mann watschelnd an ihren Tisch.
Anthony Kincade, Eves zweiter Ehemann, hatte sich nicht gut gehalten. In den letzten beiden Jahrzehnten hatte er so an Gewicht zugenommen, dass er wie ein Wackelpudding aussah, den man in einen Smoking gepreßt hatte. Der Weg durch den Saal hatte ihn so angestrengt, dass sein Gesicht aussah, als hätte er einen Sonnenbrand - knallrot. Seine Hängebacken und das Dreifachkinn zitterten um die Wette.
Einst war er ein anspruchsvoller, gebildeter Regisseur gewesen und hatte große Filme gedreht, jetzt machte er nur noch kleine, kümmerliche Filmchen. In den fünfziger und sechziger Jahren hatte er ein Vermögen angehäuft und überwiegend in Immobilien angelegt. Jetzt war er faul geworden und ganz zufrieden damit, auf seinem Geldsack zu sitzen und zu essen.
Als Eve ihn ansah, schauderte sie bei dem Gedanken zusammen, dass sie fünf Jahre lang mit ihm verheiratet gewesen war.
»Tony.«
»Eve.« Er stützte sich schwer auf ihren Stuhl und wartete, bis er wieder Luft in die Lungen bekam. »Was ist das für ein Scheiß, den ich über dein Buch höre?«
»Das weiß ich nicht, Tony. Du musst es mir erzählen.« Sie erinnerte sich daran, was für schöne Augen er früher gehabt hatte. Jetzt konnte man sie kaum noch sehen unter all den Fleischfalten. Seine Hand drückte fest auf ihre Stuhllehne - ein dicker Fleischklumpen mit fünf klumpigen Würstchen daran. Früher waren seine Hände groß gewesen, zupackend und fordernd. Sie hatten jeden Zentimeter ihres Körpers genau gekannt. »Paul und Drake kennst du ja.« Sie griff nach einer Zigarette. »Und das ist Julia Summers, meine Biographin.«
Er drehte sich zu ihr um. »Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie schreiben.« Jetzt, wo er wieder Luft bekam, gewann seine Stimme einen Anflug der jugendlichen Stärke zurück. »Ich gehöre zu denen, die genug Geld und Einfluß besitzen, um Sie für den Rest Ihres Lebens hinter Gitter zu bringen.«
»Laß das Mädchen in Ruhe, Tony«, sagte Eve sanft. Es überraschte sie nicht, dass Nina an den Tisch gekommen war und, bereit, sie zu beschützen, ruhig an ihrer anderen Seite stand. »Du bist unhöflich. Und denk daran ...«, sie blies ihm absichtlich Rauch ins Gesicht, »Julia kann nur das schreiben, was ich ihr erzählt
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