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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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würde deshalb nicht das Risiko eingehen, alles aufs Spiel zu setzen, was sie sich aufgebaut hatte. In ihrem Leben würde es keine Paul Winthrops geben. Keine aalglatten Liebhaber, die kamen und gingen. Sie glättete Brandons Bettdecke und ging dann in ihr eigenes Zimmer.
    Wieder fing sie an zu zittern und fluchte darüber, als sie die Handtasche aufs Bett warf. Das Ding sprang auf, und der Inhalt kullerte überallhin. Obwohl sie dem Zeug am liebsten noch einen Tritt versetzt hätte, kniete sie sich hin und packte die Puderdose, den Kamm und die schmale Brieftasche wieder ein. Da war ein Stück zusammengefaltetes Papier.
    Seltsam, dachte sie. Sie konnte sich nicht daran erinnern, irgendwelches Papier eingesteckt zu haben. Als sie es auseinandergefaltet hatte, musste sie sich Bett festhalten, um wieder aufstehen zu können.
    Paß auf, bevor Du springst.
    Sie kümmerte sich nicht weiter um den Inhalt ihrer Handtasche, sondern setzte sich aufs Bett. Was zum Teufel, hatte das zu bedeuten? Und was um alles in der Welt sollte sie damit anfangen?

7

    Julia sah Brandon nach, als er zur Schule fuhr. Sie war dankbar dafür, dass er in dem großen schwarzen Volvo mit Lyle hinter dem Steuer in Sicherheit war.
    Natürlich hatte sie überhaupt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das hatte sie sich in der schlaflosen Nacht, die hinter ihr lag, wieder und wieder gesagt. Ein paar anonyme Zettel konnten ihr nichts anhaben, und gewiß auch Brandon nicht. Aber sie würde sich besser fühlen, wenn sie der Sache auf den Grund gegangen war. Und genau das hatte sie vor.
    Ihre Gedanken gingen wieder zu Brandon zurück. Wie seltsam war es zuzuschauen, wenn er in seine eigene Welt fuhr, zu Klassenzimmern und Spielplätzen, wo sie ihn nicht beaufsichtigen konnte.
    Als sie den Wagen nicht mehr sehen konnte, schloß sie die Tür, denn der Morgenwind war ziemlich frisch. Julia konnte CeeCee hören, die die Küche putzte und dabei fröhlich zur Radiomusik sang. Es war ein heiterer Background, das Klirren des Geschirrs und die lebhafte junge Stimme, die versuchte, Janet Jackson Konkurrenz zu machen. Julia hätte es nicht gern zugegeben, aber es war eine große Beruhigung für sie, dass sie nicht allein war. Sie ging mit ihrer halbleeren Tasse in die Küche, um frischen Kaffee nachzuschenken.
    »Das war ein tolles Frühstück, Ms. Summers«. CeeCee wischte den Küchenschrank mit einem feuchten Tuch ab. Ihr langes Haar hatte sie zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden, und mit den Füßen klopfte sie den Takt der Musik mit. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand wie Sie kocht und all das.«
    Halb verschlafen noch, goss sich fulia neuen Kaffee ein. »Jemand wie ich?«
    »Nun, berühmt und das alles.«
    Julia grinste. Wie leicht es ihr fiel, die Sorge vor etwas Drohendem, Unbekanntem mit einem Achselzucken abzutun. »Fast berühmt. Oder allenfalls berühmt als Teilnehmerin an dem Fest gestern.«
    CeeCee mit ihren großen blauen Augen und dem frisch geschrubbten Gesicht, stieß einen Seufzer aus. »War es riesig?«
    Die beiden Frauen in der sonnigen Küche sprachen nicht über die Wohltätigkeitsveranstaltung für notleidende Stars, sondern über einen Mann.
    Julia dachte daran, wie sie mit Paul getanzt hatte, wie sie aufgewacht war, aufgeschreckt durch seinen heißen Mund, der auf dem ihren lag. Und sie dachte auch daran, wie die starke Begierde von ihm zu ihr übergesprungen war. »Es war - unterschiedlich.«
    »Ist Mr. Winthrop nicht absolut fabelhaft? Immer, wenn ich mit ihm rede, wird mein Mund trocken, und ich bekommen feuchte Hände.« Sie schloß die Augen, als sie das Putztuch ausspülte.
    »Wahnsinn.«
    »Er gehört zu den Männern, die man kaum übersehen kann«, sagte Julia. Ihre Stimme hatte einen ironischen Klang bei dieser bewussten Untertreibung.
    »Sie sagen es. Die Frauen sind verrückt nach ihm. Ich glaube nicht, dass er zweimal dieselbe Frau hierher mitgebracht hat. Ein echter Großstadthengst, verstehen Sie?«
    »Hm.« Julia hatte ihre eigene Meinung über Männer, die von einer Frau zur anderen flogen. »Er scheint Miss Benedict sehr ergeben zu sein.«
    »Natürlich. Ich glaube, er würde alles für sie tun - außer eine Familie gründen und ihr die Enkelkinder zu schenken, die sie sich wünscht.« CeeCee warf den Kopf zurück, weil ihr widerspenstiges Haar ihr ins Gesicht fiel. »Es ist lustig, sich Miss B. als Großmama vorzustellen.«
    Lustig war wohl kaum das richtige Wort, dachte Julia. Es war ungeheuerlich.

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