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Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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dem er dort studieren konnte. Die Autowerkstatt warf damals nicht so viel ab wie zehn Jahre später, als der alte Ben Snow einen Haufen Geld scheffelte. Unter uns gesagt – ich bin nicht sicher, ob Lucy es weiß –, mein Vater hat ihm auch etwas geholfen. Jetzt ein Sprung zu Thomas’ letztem Jahr am College. Um Vater einen Gefallen zu tun, habe ich mich im vorgerückten Alter von dreißig auf einen Zweijahreskurs an der Busy School eingelassen. Da war ich also, mühte mich redlich und brauchte schließlich Erholung. Die damals in meiner Zeit bei den Marines bewährte Formel R und R, Ruhe und Regeneration, fiel mir ein, das hieß in diesem Fall eine Nummer im Heu mit meiner alten Freundin Lucy, mit der ich seit ihrem letzten Jahr im Miss Porter’s immer schon mal – sehr diskret – schönste Bettmusik gemacht hatte. Ein Satansbraten! Sie war in Bristol, weißt du, zurück aus Paris, irgendeiner hatte ihr das Herz gebrochen, damals hatte ich keine Ahnung, wer, ihr Bruder John hatte ihr erzählt, dass ich in Cambridge war, und sie besuchte mich. Es so einzurichten, dass ich sie um mich haben konnte, war eine riskante Angelegenheit wegen Priscilla, meiner Freundin in New York, die ich heiraten wollte. Ich hatte ihr von diesem Plan noch nichts gesagt, aber trotzdem … Du sagst, du hast Lucy aus deinen Pariser Tagen als eine lustige und, wie war das noch: eine draufgängerische Person in Erinnerung. Stimmt genau, aber du hättestsie in der Schule und dann am Radcliffe erleben sollen. Dynamit! War das Spiel den Einsatz wert? Ich fand: ja, und dieses Roulette habe ich nie bereut. Ich ließ sie in ein kleines Apartment kommen, das ich in Boston gemietet hatte, und ich sage dir, mein lieber Philip – wenn die Wände reden könnten! Aber alle guten Dinge enden. Wieder unter uns: In den Weihnachtstagen übte Priscilla sanften Druck aus, ich machte ihr den Antrag, und sie willigte ein. Meine Eltern waren hocherfreut, die Familie Baldwin passte genau zu uns. Wir sind seitdem zusammen, und auch das ist ein Glücksspiel, das ich nie bereut habe. Aber ich musste es Miss Lucy mitteilen. Sie nahm die Nachricht nicht gut auf. Irgendwie war sie auf die Idee gekommen, dass sie und ich in den Hafen der Ehe einlaufen würden! Nichts hätte törichter sein können, bei der bloßen Andeutung einer solchen Verbindung wären Vater und Mutter in die Luft gegangen. Nicht wegen der De Bourghs – die sich entre nous den Baldwins weit überlegen fühlten –, sondern weil Lucy einen gewissen Ruf erworben hatte. Dass Priscilla sie schon in der Schulzeit nie hatte ertragen können und dass Lucy es wusste, half mir nicht gerade, die Lage im Griff zu behalten. Aber es gelang mir, Lucy zu besänftigen, die gemeinsame Regeneration konnte fortgesetzt werden, meine Dankbarkeit war grenzenlos, und so zog ich ernsthaft in Erwägung, ihr zur Umorientierung zu verhelfen. Da fiel mir Thomas ein, der mir bei unserer letzten Begegnung erzählt hatte, seine Radcliffe-Freundin habe ihn verlassen. Ich trat in Aktion und gab in meinem Busy-School-Quartier eine kleine Cocktailparty, zu der ich ein paar meiner unterhaltsameren Mitstudenten einlud – das hieß nicht viel, das kann ich dir versichern – und die zukünftigen Turteltauben. Thomas verriet ich nichts von meinen Absichten, aber Lucy erklärte ich, warum er eine bonne affaire sei – das ist ihr Ausdruck, nachdem sie sich angehört hatte, was ich erzählte. Dass es zwischen ihnen funkte, wäre eine Untertreibung. Ich weiß nicht, ob sie schon am selben Abend zusammen in die Kiste stiegen, aber in der Woche danach bot ich ihnen mein Apartment in Boston zur Benutzung an. Ich fragte mich, ob Lucy sich dort von Erinnerungen an ihre Zeit mit mir verfolgt fühlen würde. Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Lucy war hartgesotten.
    Von der Party haben mir beide erzählt, murmelte ich im Versuch, mein Entsetzen über Alex’ hemmungslose Kupplerrolle zu verbergen. Aber von dem Apartment haben sie nichts gesagt.
    Alex lachte und sagte, einer von beiden oder beide hätten dieses Detail wohl zu anzüglich gefunden. Die Frage ist, was ich mir eigentlich davon versprochen habe; das habe ich mich auch selbst oft gefragt. Was Lucy angeht, ist die Antwort relativ klar. Ich wollte sie vom Hals haben, wollte, dass sie andere Interessen verfolgte, und ich wusste, dass Thomas nett zu ihr sein würde. Aber Thomas? Habe ich gemeint, ich würde ihm etwas Gutes tun? Im Rückblick wirkt es nicht so, aber damals

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