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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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Namibias und hütet sich vor marxistischen Experimenten, insbesondere vor massenhaften Enteignungen. Der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 bedeutet ohnehin das Ende jener ideologischen, finanziellen und bisweilen auch militärischen Unterstützung, welche die Ostblockstaaten den afrikanischen Ländern zukommen ließen.
    Während sich die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in manchen afrikanischen Ländern langsam verbessert, gibt es auch Beispiele eines dramatischen Abstieges. So stellt sich denn die grundlegende Frage nach der afrikanischen Leadership.
    Afrikas gefährdete Zukunft: Mugabe
    Afrika – ein Kontinent mit bezaubernden Landschaften, aber auch zugleich reichen Bodenschätzen aller Art, die immer wieder Konflikte zwischen Stämmen, Ethnien, Ländern, Schwarzen und Weißen produzierten. Für die Zukunft von Afrika wird alles darauf ankommen, wie die Afrikaner selber mit ihren großen Schätzen umgehen. Und dafür hätten vor allem die Regierungen zu sorgen durch das, was man Good Governance nennt. Aber da gibt es in manchen afrikanischen Staaten ein Auf und Ab.
    Simbabwe ist ein typischer Fall von afrikanischer Entwicklung und Verwicklung. Als ich 1986 zum ersten Mal in diesem Lande war, befand sich alles im Aufschwung. Ich wurde vom sympathischen Staatspräsidenten CANAAN BANANA, einem methodistischen Geistlichen, empfangen, der seit der Unabhängigkeit fünf Jahre zuvor im Amt war und eine neue Amtszeit antrat. Es schien alles in guter Ordnung zu sein. Doch er stolperte über einen Sexskandal mit Abhängigen. Sein Nachfolger wird der Katholik ROBERT MUGABE , der sich zum Marxismus-Leninismus bekennt, aber zunächst in gemäßigter Weise traditionelle afrikanische Gesellschaftsformen und marktwirtschaftliche Wirtschaftsweisen mit sozialistischen Vorstellungen zu verbinden trachtet. Doch setzt er immer mehr eine Einparteienherrschaft durch, die sich langsam zu einer gewalttätigen Diktatur mit verhängnisvollen innen- und außenpolitischen und sozialen Folgen entwickelt. Ich bestärke die Kirchen in ihrer Rolle im nationalen Versöhnungsprozess und verteidige in den Medien Amnesty International gegen Anklagen der Regierung. Auf Einladung der Zimbabwe-German Society unter Leitung von VOLKER WILD halte ich einen Vortrag an der Universität von Harare. Er führt uns auch zur großen Freiluftwerkstatt eines bekannten Bildhauers, und ich erwerbe eine ausdrucksstarke sitzende Basaltfigur »Mann mit Kopfschmerzen«, die nach Deutschland geschickt wird und seither unverwüstlich den Balkon unseres Hauses ziert.
    Als ich im Jahr 1997 mit unserer Filmcrew für die »Spurensuche« nach Simbabwe zurückkehre, hat sich die Situation gewaltig verschlechtert. Im Jahr zuvor war es nach Preissteigerungen in der Hauptstadt Harare zu Plünderungen und Unruhen gekommen, dann zu einem Generalstreik als Protest gegen Steuererhöhungen. Die wirtschaftliche Entwicklung stagniert und verschlimmert sich nach der Aufforderung an über 800 erfolgreiche weiße Großfarmer, binnen zwei Wochen ihren Besitz zu räumen. Wie wird es in Afrika weitergehen?, frage ich mich.
    Es ist nicht mehr zu übersehen: Nicht nur Simbabwe, sondern weithin das subsaharische Afrika überhaupt bleibt auch noch im 21. Jahrhundert, was den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt angeht, weit hinter anderen Entwicklungsregionen, etwa den ostasiatischen Entwicklungsländern, zurück: Armut, Kindersterblichkeit, Unterernährung, Malaria, Aids, Tuberkulose … Dazu kommen noch Naturkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen, aber vor allem auch Kriege, Misswirtschaft und Korruption. Allgemein sehen Fachleute in der Verbesserung der Regierungsführung (Good Governance) den zentralen Ansatzpunkt für eine Verbesserung der Verhältnisse, und in einigen Ländern wie Ghana oder Botswana geht es jedenfalls im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts deutlich aufwärts.
    Ich möchte jedenfalls die Hoffnung nicht aufgeben, die ich 1997 auf einem Hügel über Harare in meinem Statement für den Fernsehfilm über die Stammesreligionen ausgedrückt habe: »Schwarzafrika ist mit seinen 750 Millionen (2011 etwas über einer Milliarde) Einwohnern – trotz aller immensen Probleme – ein Kontinent mit Zukunft , der auf Entwicklung und Investitionen geradezu wartet. Als ich zehn Jahre zuvor in Simbabwe war, da war Harare noch eine verschlafene Provinzstadt. Heute ist es die Metropole eines Landes mit beträchtlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten. Dass indes

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