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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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grausame Weise deutlich geworden. Am Tor gab es kein Wachpersonal, und die meisten Büroräume standen
wegen der Rezession leer, deshalb dürfte es nicht weiter schwierig gewesen sein, ihn ohne lästige Zeugen auszuschalten. Sie hatte ihn gewarnt, doch er hatte beteuert, äußerst vorsichtig zu sein. »Und außerdem«, hatte er immer wieder gesagt, »ist es zu riskant, mich aus dem Weg zu räumen. Dafür bin ich viel zu bekannt.«
    Da hatte er sich geirrt.
    Tina war überrascht, auf dem Parkplatz lediglich einen Streifenwagen und ein ziviles Polizeifahrzeug vorzufinden. Kein Flatterband, das den Tatort absperrte, keine Anzeichen der Spurensicherung. Nur ein offensichtlich frierender uniformierter Polizist, der, mit einer reflektierenden Weste angetan, vor der Eingangstür Wache hielt. Da Penny noch keine vierundzwanzig Stunden tot war, konnte dies nur bedeuten, dass sie seinem Tod keine verdächtigen Umstände beimaßen, und Tina spürte, wie die Wut in ihr aufflackerte.
    Sie zeigte dem Streifenpolizisten ihren Dienstausweis und ging die schmale laminierte Treppe hinauf in das enge Büro im ersten Stock, das sie zuvor nur einmal betreten hatte, um mit Penny zu konferieren. Zwar hatten sie sich in den letzten Monaten regelmäßig gesehen, aber wann immer er glaubte, eine vielversprechende Spur gefunden zu haben, hatte sie darauf bestanden, dass sie sich an Orten trafen, die nach ihrer Meinung abhörsicher waren. Sie wusste, dass Penny sie für paranoid gehalten hatte, zumal keine seiner Spuren zu verwertbaren Ergebnissen geführt hatte, aber Tina kannte ihren Gegenspieler gut genug, um zu wissen, dass er den festen Willen und die nötige Skrupellosigkeit besaß, lose Enden nicht frei herumbaumeln zu lassen.
    Als sie an der halb offenen Tür klopfte, erhob sich ein
junger Mann in Anzug und Latexhandschuhen, der offenbar gerade ein Notebook examiniert hatte. Er war die einzige Person im Raum. Er grüßte sie, und sie betrat das Büro. Er war groß, kräftig und blond, trug einen Bürstenschnitt und hatte ein rundes fröhliches Gesicht, das noch immer Spuren von Babyspeck aufwies. Tina schätzte ihn auf siebenundzwanzig, obwohl sie einräumte, dass man ihn durchaus für drei oder vier Jahre jünger halten konnte.
    Der Mann schenkte ihr ein schmales, mitfühlendes Lächeln und streckte die Hand aus.
    »DI Boyd, danke, dass Sie gekommen sind. Ich bin DS Rob Weale. Mr. Pennys Frau sagte mir, Sie hätten sich kürzlich ein paar Mal mit ihm getroffen.«
    »Das ist richtig«, antwortete Tina und schüttelte die ausgestreckte Hand.
    Bedächtig sah sie sich im Raum um. Er war so unaufgeräumt wie beim letzten Mal, als sie hier gewesen war. Akten, Zeitungen und Bücher stapelten sich auf Schreibtisch und Fenstersims, und den größten Teil des Fußbodens bedeckten ungeöffnete Kartons. Nichts wirkte verstellt, mit Ausnahme von Pennys Stuhl, den man hinter dem Schreibtisch hervorgerollt hatte. Als sie den Schreibtisch in Augenschein nahm, musste sie die Zähne zusammenbeißen – das Foto seiner beiden Kinder, ein weiteres von seiner Frau Natalie und sein fleckiger West-Ham-United-Kaffeebecher standen verloren zwischen Notebook und einem überquellenden Heineken-Aschenbecher. Der Eigentümer des Gebäudes hatte ihm zweimal untersagt, im Büro zu rauchen, aber wie Tina scherte er sich wenig um Verbote. Sie seufzte. Sie hatte Nick Penny gemocht.
    Im Büro wies nichts mehr auf seine Leiche hin, allenfalls
war unter der rauchabgestandenen kalten Luft ein leichter Fäulnisgeruch wahrzunehmen, der bestätigte, was vorgefallen war.
    »Wollen Sie sich lieber irgendwo anders unterhalten, Ma’am? Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das schwerfällt.«
    »Ich bin okay«, erwiderte sie, darauf bedacht, schnell zur Sache zu kommen. Deshalb zwang sie sich zu der Frage: »Wie ist er gestorben?«
    »Er hat sich hier erhängt.« Weale deutete auf den Stahlträger, der den Raum einen halben Meter über ihnen teilte. »Er hat sich auf seinen Stuhl gestellt. Und vorher eine Menge Bombay Sapphire in sich hineingeschüttet. Als er gestern Abend nicht nach Hause kam und seine Frau ihn nicht erreichen konnte, rief sie die Polizei. Eine Streifenwagenbesatzung hat ihn kurz vor zehn Uhr abends gefunden. Die Flasche stand auf dem Schreibtisch, und die Blutprobe hat ergeben, dass er fast zweieinhalb Promille intus hatte. Wir haben noch keinen genauen Todeszeitpunkt, aber der Pathologe meint, irgendwann zwischen fünf und sieben.«
    Als die ganze Wucht des

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