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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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ihm zusammen mit den beiden Brüdern seiner Frau gehörte, und verdiente endlich gutes Geld.
    Trotzdem war es immer noch knapp. Chivas hatte selbst sieben Kinder zu ernähren, und Aufträge und Einnahmen mussten durch drei geteilt werden. Deshalb hatte er sofort Ja gesagt, als Benny Magsino ihm einen Vorschlag unterbreitet hatte. Benny war Vorarbeiter in einem der Lagerhäuser im Hafen, von wo Chivas und seine Schwäger regelmäßig Fuhren abholten. Das Angebot klang verblüffend einfach.
    Alles, was Chivas tun musste, war, zum Lagerhaus zu kommen und eine seiner gewöhnlichen Fuhren aufzuladen  – in diesem Fall sechs Paletten Baumaterial für eine Firma in Angeles City, die er öfters belieferte. Der einzige Unterschied war, dass eine der Kisten auf der zuletzt einzuladenden Palette mit einem roten Kreuz versehen war,
und diese Kiste sollte Chivas unterwegs irgendwo abliefern. Dort würde man ihm eine identische Kiste aushändigen, und er könnte seine Fuhre vollständig ans Ziel bringen. Dieser kleine Umweg sollte ihm zwanzigtausend Pesos einbringen, für einen Mann in seiner Position eine stattliche Summe.
    Chivas war kein Narr. Er wusste, dass, was immer sich in der Kiste befand, illegal sein musste – Drogen oder etwas anderes. Aber das war seine Sorge nicht. Obwohl er sich für einen ehrlichen Mann und guten Katholiken hielt, galt seine Verantwortung zuallererst seiner Familie, und das Geld würde ihr sehr zu Nutzen kommen.
    Als er jedoch von der Hauptroute abbog und eine staubige, kurvenreiche Nebenstraße hinunterfuhr, die auf der einen Seite von einem mit Stacheldraht bewehrten hohen Zaun und auf der anderen von den Hütten eines Slums gesäumt wurde, packte ihn eine gewisse Nervosität. Obwohl sein Truck alles andere als neu war, fiel er in einer Gegend wie dieser auf.
    Der Zaun zu seiner Rechten endete und machte einer müllübersäten Brache Platz, die sich zu einem pechschwarzen Fluss hinunter absenkte. Dahinter sah er die geborstenen Betonplatten und Wellblechdächer eines weiteren Slums. Um vier Uhr morgens waren bereits einige gespenstisch wirkende Gestalten unterwegs, die mit ihren an die Stirn geschnallten Leuchten die Müllberge nach etwas Brauchbarem absuchten. Ansonsten war es still in der Gegend.
    Chivas ignorierte den beißenden Gestank von Müll und Fäkalien, der ihn an seine Kindheit erinnerte, und bewegte den Truck langsam über die Straße voller Schlaglöcher,
bis er eine wie ausgebrannt wirkende Gebäuderuine erreichte, die aussah, als hätte sie einmal eine Fabrik beherbergt. In einem der Fenster des ersten Stocks brannte ein schwaches Licht.
    Hier musste es sein.
    Chivas hielt an, stieg aus und schaute sich argwöhnisch um. Er wünschte, er wäre zu Hause bei seiner Familie und läge noch tief schlafend im Bett. Sobald er hier fertig wäre, würde er nach Hause fahren. Um zwanzigtausend Pesos reicher.
    Er zwang seine Angst hinunter, ging zur Rückseite des Trucks und entriegelte die Türen. Die mit dem roten Kreuz markierte Kiste stand oben auf der nächsten Palette. Chivas lud seine Sackkarre ab, kletterte dann in den Laderaum und schnitt mit seinem Taschenmesser die Plastikverschnürung der Palette auf. Vorsichtig hob er die Kiste an. Sie war schwer, wenn auch nicht übermäßig, und mit einem Ächzen schaffte er es, sie zuerst auf die Ladefläche und von da auf die Sackkarre zu befördern.
    Hineinzusehen stand außer Frage. Wie jeder an seiner Stelle war Chivas neugierig, und er hätte nur zu gerne gewusst, was sich in der Kiste befand, aber er war klug genug, seine zwanzigtausend Pesos nicht zu gefährden. Nachdem er den Truck wieder verriegelt hatte, folgte er seinen Anweisungen und schob die Karre zur Rückseite des Gebäudes. Die Rollen machten dabei auf dem unebenen Boden mehr Lärm, als ihm lieb war.
    Eine rissige und mit Graffiti übersäte Betonmauer begrenzte die Rückseite. In der Mitte befand sich ein geöffnetes Doppeltor. Chivas holte tief Luft, um seine Nerven zu beruhigen, und rollte seine Fracht durch das Tor auf einen
unbeleuchteten Hof, der voller Scherben war. Aufgeschreckte Ratten huschten durch die Dunkelheit und verschwanden zwischen Müllhaufen. Sie schienen die einzigen Bewohner des Anwesens zu sein.
    Chivas kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und entdeckte hinten an der Wand eine identische Kiste. Er beeilte sich so sehr, den Austausch vorzunehmen, dass ihm seine Kiste, als er die Sackkarre ruckartig zum Stehen brachte,

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