Erlösung
darauf zu antworten.
Verdammt! Ich wünschte, ich hätte ihr vorher gesagt, dass sie um Himmels willen ehrlich sein musste. Das war das Wichtigste, sie würde niemals diesen Rat täuschen können. Lesleys Herz schlug noch immer schnell, aber sie brauchte trotzdem kaum einen Wimpernschlag, um zu reagieren. „Ich hatte Nicholas erst vor kurzem gesagt, dass ich damit glücklich gewesen wäre, ein normales sterbliches und demnach ein für euch kurzes Leben mit ihm zu führen. Es hätte mir gereicht, aber selbst diese Möglichkeit habe ich nicht…“
„Nun, das war auch nicht die Frage.“
„Nein, Sir“, sie lächelte entschuldigend. „Ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, dass ich für jeden Moment mit Nicholas dankbar bin.“
„Tja, und ich weiß, dass es in erster Linie sein Bestreben ist, dich zu Unseresgleichen zu machen. Obgleich ich denke, dass du es nur in Betracht ziehst, weil du nicht sterben willst.“
„So ist es nicht!“ Ich hätte mir im nächsten Moment am liebsten auf die Zunge gebissen, aber ich hätte trotzdem nicht schweigen können.
„Nicholas!“ Vincents Ermahnung war scharf. Das Oberhaupt fing plötzlich an zu grinsen, er wirkte dabei amüsiert und herablassend zugleich.
„Das war mir auch klar.“ Sein Lächeln erstarb jedoch augenblicklich. „Deswegen ist es ratsamer, dass wir mit dieser Unterhaltung ohne dich fortfahren, Nicholas.“
Meine innere Stimme hielt mich von einem erneuten, unbedachten Einwand ab. Das und der unnachgiebige Gesichtsausdruck meines Schöpfers. „Warte in meinem Büro.“ Das klang nicht nur wie ein Befehl, es war wohl auch einer.
Ich verbeugte mich gehorsam vor den Ältesten, bevor ich mich Liz zuwandte. Sie erwiderte meinen Blick, doch in ihren Augen spiegelte sich keine Spur von Furcht wider. Ich wollte sie am liebsten in meine Arme ziehen, wollte sie küssen… aber nach heute Morgen war das vermutlich keine so gute Idee. Also hob ich ihre Hand an meinen Mund und meine Lippen berührten kaum merklich ihre Haut. Lesley sah wieder zum Rat. Und ich ließ sie los. Mit einem undefinierbaren Gefühl in meinem Innersten verließ ich den Saal. Die Tür glitt auf, sobald ich vor ihr stand und sie schloss sich ebenso rasch wieder, nachdem ich auf den langen Gang hinausgetreten war. Das war es also. Jetzt war Liz allein in der Höhle des Löwen. Gut, diese Wortwahl war wohl etwas übertrieben, denn es waren schließlich keine gewöhnlichen Vampire, die Lesley vor sich hatte, sondern der Rat der Ältesten. Und ich wusste, dass ich mich auf Vincent verlassen konnte. Ganz gleich, was die anderen Mitglieder auch vorhatten, er würde für Liz eintreten, da war ich mir absolut sicher. Aber meine Laune und das undefinierbare Gefühl in meiner Magengegend änderten sich trotzdem nicht. Es blieb, bis ich in Vincents Vorzimmer angekommen war.
Rebecca sah mich erwartungsvoll an. Ich schenkte ihr einen kurzen Blick, dann ging ich weiter, ohne etwas zu sagen. Und sie schien mich auch ohne Worte zu verstehen, denn sie schwieg ebenfalls und widmete sich rasch wieder ihrer Arbeit. Was hätten wir auch schon sagen können? Ihr war bestimmt bewusst, dass sich die Ältesten noch nicht entschieden hatten. Irgendwelche Vermutungen anzustellen, war reine Zeitverschwendung.
Ich betrat Vincents Büro und noch ehe die Tür hinter mir ins Schloss fiel, ließ ich mich schon auf das nächstgelegene Sofa fallen. Jetzt konnte ich nur abwarten, auch wenn ich es hasste wie die Pest, weil ich nicht Herr der Situation war. Normalerweise war ich nicht sonderlich ungeduldig, diese ausstehende Entscheidung machte mich allerdings wahnsinnig. Das Handeln des Rats würde nicht nur ein Leben maßgeblich verändern. Und Peters Äußerung ging mir nicht aus dem Kopf, sie spukte in meinen Gedanken umher. Es zu leugnen wäre vielleicht einfacher, aber es hatte mit der Wahrheit nichts mehr gemein. Die Aussicht auf ein paar wenige Monate mit meinem Engel waren weitaus verlockender als ich es je hätte zugeben wollen. Und wen wollte ich belügen? Ich hatte meine Wahl doch schon längst getroffen. Als ich vor rund zehn Jahren zugelassen hatte, dass Lesley ihr Erinnerungsvermögen behalten durfte, war mein weiterer Weg bereits entschieden worden. Ich würde für sie töten. Und ich würde auch für sie sterben, nur um bei ihr sein zu können, egal wie viel Zeit uns dann letztendlich bleiben würde. Ich schloss meine Augen und lehnte mich dabei nach hinten. Mein Körper entspannte sich auf dem
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