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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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und Monate verliefen sehr harmonisch, man kam sich näher, und schon bald entwickelte sich zwischen Karl R. und der jungen Frau ein intimes Verhältnis. Ja, man dachte bereits an eine engere Bindung, an eine Heirat, an der vor allem die junge Frau großes Interesse zeigte, zumal sich ihr neuer Freund auch sehr gut mit ihrer Tochter verstand. So brachte sie immer wieder einmal das Gespräch auf eine mögliche Ehe. Karl R. war zwar nicht völlig abgeneigt, aber eine feste Bindung kam ihm jetzt etwas zu schnell. Ihm gefiel der Zustand so, wie er war. Als einziger Mann im Haus ließ er sich verwöhnen und genoss die Pascha-Rolle. In den Gesprächen über eine mögliche festere Bindung, die auch die Oma wiederholt in Gang brachte, machte er Ausflüchte. Wenn die junge Frau gar zu hartnäckig beim ungeliebten Thema blieb, erklärte er, noch etwas Zeit zu brauchen, um sich in der DDR richtig einzuleben. Im Grunde habe er nichts gegen eine Heirat, wolle sie aber auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. So gingen die Monate ins Land, und nach der anfänglichen Euphorie hinsichtlich des neuen Lebensstils verfiel Karl R. schon bald wieder in den alten Schlendrian. Im Betrieb gab es immer wieder Auseinandersetzungen wegen seiner schlechten Arbeitsleistungen. Die Zahl der Fehlschichten nahm zu. Bald war er bekannt für seine Unpünktlichkeit und den Pfusch, den er mitunter ablieferte. Man drohte ihm mit Disziplinarmaßnahmen bis hin zur fristlosen Entlassung, wenn sich sein Verhalten nicht wesentlich ändern würde. Auch zu Hause gingen ihm die immer häufiger geführten Diskussionen um eine baldige Eheschließung auf die Nerven. Hinzu kam, dass er sich ausgebeutet fühlte. Zwar hatte er den Frauen bei seinem Einzug zugesagt, bei der Instandhaltung des Hauses zu helfen. Als dann aber tatsächlich solche Aufgaben an ihn herangetragen wurden, verspürte er keine Lust oder hatte angeblich andere Verpflichtungen. Weil sich die Dinge aus seiner Sicht ungünstig entwickelten, überlegte er immer wieder, ob er nicht alles hinschmeißen und sich irgendwo anders etwas Neues suchen sollte. Er erwog auch, wieder nach Westdeutschland zurückzugehen und den im Osten missglückten Neuanfang dort unter anderem Namen in Angriff zu nehmen. So manches in der DDR - die Mangelwirtschaft an erster Stelle - gefiel ihm nun doch nicht. Dass er in der Bundesrepublik mit Haftbefehl gesucht wurde, schien er zu verdrängen. Wenn er unter anderem Namen und in eine Gegend, wo er unbekannt war, zurückging, was sollte da schon passieren? Als im Betrieb erneut eine heftige Auseinandersetzung stattfand und ihm ein Disziplinarverfahren angekündigt wurde fasste er den Entschluss: »Ich haue wieder ab. Sollen sie hier doch ihren Mist alleine machen. So eine Schufterei kann ich auch anderswo haben. Und kriege dann dafür auch noch mehr Geld. Wenn alle Stricke reißen, gehe ich eben ins Ausland. Für wen soll ich mir hier ein Bein ausreißen? Aber bevor ich gehe, lege ich die Kleine noch um.« Schon lange war er von dem Gedanken besessen, mit der zwölfjährigen Tochter, die ihm nicht aus dem Kopf ging, zu schlafen. Dieser Gedanke verfolgte ihn Tag und Nacht. Er wusste, dass Kinder eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausübten, und rief sich auch seine Vorstrafe wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in Erinnerung. Aber was sollte da schon passieren, so redete er sich ein, wenn ich gleich danach verschwinde und keiner weiß, wo ich mich aufhalte. Vielleicht will die Kleine sogar, dass ich sie verführe. Sie hat ja schon öfter gesagt, dass sie mich gern hat. Und gut entwickelt war sie auch schon. So versuchte er seine geringen Skrupel zu zerstreuen. Das Hauptproblem bestand für ihn darin, dass er kaum mit dem Mädchen allein war. Entweder waren Mutter oder Großmutter zugegen, oder das Kind befand sich in der Schule, sodass er auf eine passende Gelegenheit warten musste. Endlich zeichnete sich eine solche ab. Das Kind musste wegen einer Erkältung einige Tage der Schule fernbleiben. Da die Mutter wie immer tagsüber arbeitete, ging es für ihn lediglich darum, die Großmutter für einige Zeit auszuschalten. Er beschloss, seinen Plan am nächsten Tag in die Tat umzusetzen: erst mit dem Mädchen schlafen, dann nach Westberlin abhauen. Abends im Bett bei mehreren Flaschen Bier überlegte er ich die Einzelheiten. Zuerst wollte er die alte Frau mit einem geeigneten Gegenstand bewusstlos schlagen. Das sollte von hinten geschehen, damit er nicht erkannt werden und

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