Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
lächelte weiterhin freundlich, wenn auch etwas angestrengt.
»Ja, das ist meine feste Überzeugung. Darauf muss ich bauen.«
Es wurde still zwischen ihnen.
»Die Kaserne führt auch die Ausbildung von Unteroffizieren durch?«, fragte Liv schließlich.
Die Schultern gingen ein wenig nach unten. Die Menschen entspannten sich immer etwas, wenn sie zu einem Gebiet befragt wurden, auf dem sie sich richtig gut auskannten.
»Ja, hier findet die Unteroffiziersausbildung statt.«
»Was bedeutet das?«, fragte Miroslav.
Merete Bechmann wiederholte spitz, dass in der Kaserne Unteroffiziere ausgebildet wurden.
Liv gab sich Mühe, sich von ihrem etwas herablassenden Ton nicht beeinflussen zu lassen, und lächelte, während sie in fast gleichem Tonfall erklärte, dass sie davon schon ausgegangen seien.
»Was mein Kollege wissen wollte, ist, welche Bedeutung das für eine Kaserne hat? Unterscheidet sich diese Kaserne deshalb von anderen? Finden sich hier nur Soldaten, die zu Unteroffizieren ausgebildet werden sollen, oder auch einfache Wehrpflichtige?«
Merete Bechmann räusperte sich.
»Man kann hier auch die Ausbildung zum Reserveoffizier machen.«
»Also zum Leutnant«, unterbrach Liv sie.
Bechmann starrte sie an.
»Was sonst noch? Wie sieht es mit Wehrpflichtigen aus?«, fragte Liv weiter.
Oberst Bechmann schüttelte den Kopf und erklärte, dass sie keine einfachen Soldaten in der Kaserne hätten.
»Und anderes Personal?«, fragte Miroslav.
Bechmann sah fast durch ihn hindurch.
»Wie meinen Sie das?«
»Wer wohnt sonst noch in der Kaserne?«
Merete Bechmann beugte sich über den braunen, lackierten Tisch nach vorn. Hinter ihr hingen vier gerahmte Schwarz-Weiß-Fotos, die die Kaserne zu früheren Zeiten zeigten, und Liv sah gleich, dass dies ein Ort war, an dem die Zeit stehengeblieben zu sein schien. Genau, wie sie es erwartet hatte.
Oberst Bechmann lächelte Liv an. Als würde sie ihnen gerne mehr sagen, es aber nicht können. Dann begann sie von der Schule zu erzählen, dass sie Unteroffiziere, Stabsunteroffiziere und Obermaate für alle Waffenarten des Militärs sowie Reserveoffiziere und Offiziersaspiranten ausbildeten. Des Weiteren böten sie die Grundausbildung für spätere Sprachoffiziere sowie pädagogische Grundkurse für im Militär angestellte, zivile Fahrlehrer an sowie Kurse für Lehrer, die die künftigen Unteroffiziere in psychologischer Unterstützung der Mannschaft in Stresssituationen unterrichteten.
Liv notierte sich alles auf einem kleinen Block. Sie hatte schnell zwei Seiten vollgekritzelt, war sich aber nicht sicher, ob sie diese Hieroglyphen noch lesen konnte, wenn sie zurück im Präsidium war. Miroslavs Blick wanderte unterdessen forschend durch den Raum. Dann fragte er, ob auch Zivilpersonen in der Kaserne wohnten.
»Zum Beispiel Kantinenpersonal?«
Oberst Bechmann sah noch immer ausschließlich Liv an.
»In der Kantine sind drei ältere Frauen und ein Koch angestellt.«
Liv notierte weiter und ärgerte sich darüber, dass die Frau Miroslav ignorierte und sich stattdessen immer nur an sie wandte.
»Haben noch andere Personen von außen Zugang zum Kasernengelände?«
»Die Sekretärinnen. Ich habe eine Sekretärin, ebenso mein stellvertretender Oberstleutnant. Und dann gibt es noch unseren Scheiben-Poul.«
»Scheiben-Poul?«
»Ein älterer Mann, den wir dafür bezahlen, dass er unser Übungsgelände in Schuss hält. Er wohnt auf einem der Höfe da draußen und sorgt dafür, dass wir am Schießplatz immer intakte Scheiben haben. Und er kümmert sich um die Schafe.«
»Mit dem sollten wir auch reden.«
Liv notierte sich etwas und richtete ihren Blick auf Oberst Bechmann.
»Wir haben das Opfer bis jetzt noch nicht identifizieren können. Bei Ihnen fehlt aber niemand, oder?«
Merete Bechmann sah sie entgeistert an.
»Fehlen?«
Miroslav fragte, ob eventuell einer der Soldaten vermisst würde.
Oberst Bechmann schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen.
Liv hakte noch einmal nach, um ganz sicher zu sein.
»Niemand, der ins Wochenende gegangen und vielleicht noch nicht zurückgekommen ist? Oder irgendetwas in der Richtung?«
»Wir hatten einen Fall …«
Merete Bechmann schloss für einen Moment die Augen, ehe sie fortfuhr, als müsste sie kurz nachdenken, ob sie nicht zu viel preisgab.
»Vor einem Jahr ist einmal einer abgehauen, nachdem er erfahren hatte, wohin er geschickt werden sollte.«
Miroslav unterbrach sie und fragte, ob das Ziel Helmand gewesen sei, was
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