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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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das Ganze ist. Glaub mir, das ist kein Zuckerschlecken.«
    Doch Markus ließ sich nicht beirren: »Ich glaub nicht, dass man es als Professor so viel schöner hat. Außerdem sind die Stellenanzeigen nicht gerade voll von Gesuchen nach Lehrstuhlinhabern. Schau, ich mach doch gerade dieses Hauptseminar in Forensischer Psychiatrie. Und ich hab gemerkt, dass das genau mein Ding ist. Sei doch froh, ich trete dann ja praktisch in deine Fußstapfen.«
    »Da leg ich keinen Wert drauf. Du musst in dem Beruf in die Abgründe der menschlichen Seele blicken. Beinahe immer.«
    »Gibt es für einen Psychologen etwas Interessanteres?«
    »Leer!«, unterbrach Kramer ihren Disput. »Wenn die Herren vielleicht a bissle Obscht neitun würden?«
    »Wir reden nachher weiter«, zischte Kluftinger seinem Sohn zu und widmete sich dann wieder seinen Äpfeln.
    »Ohne Konservierung oder mit?«, wollte Kramer noch wissen.
    »Ohne«, antwortete Kluftinger. Er verstand nicht, warum manche Leute die Äpfel aus ihrem Garten zuerst mosten ließen, um dann Chemie hineinzuschütten, nur weil sie zu faul waren, den Saft zu Hause einzukochen.
    ***
    »Sag des fei bloß nicht deiner Mutter!«
    Auf dem Rückweg nach Altusried saß Markus hinten, auf der zur Ladefläche umgeklappten Sitzbank. Nachdem er seinen Vater davon überzeugt hatte, dass es nicht sinnvoll sei, die Saftkannen auf den Sitz zu stellen und anzuschnallen, hatte er sich bereit erklärt, diese hinten im Kofferraum festzuhalten.
    »Was?«
    »Das mit deinem Profiler. Die fällt uns in Ohnmacht.«
    »Sie wird es so oder so erfahren. Ich bring ihr das schonend bei.«
    Der Passat schnaufte gerade die letzte Steigung zwischen Krugzell und Altusried hinauf, als der Kommissar im Rückspiegel einen roten Schriftzug aufleuchten sah.
    »Zefix!«
    Markus blickte nach hinten. Er saß auf der Ladefläche, ohne Sitz, ohne Gurt, im völlig überladenen Auto.
    »Kein Problem, alles Kollegen«, versuchte Kluftinger mehr sich selbst als seinen ohnehin nicht sonderlich aufgeregten Sohn zu beruhigen.
    Die Polizeibeamten in Uniform, die ihren Streifenwagen hinter Kluftingers Auto abgestellt hatten, warfen ungläubige Blicke in den Laderaum. »So, guten Abend, Verkehrskontrolle. Führerschein und … « Der Beamte, etwa in Kluftingers Alter, stockte, als er diesen sah. »Du?«, fragte er ungläubig.
    Seine junge Kollegin verstand nicht. Sie hatte den Fahrer noch nie gesehen. Sie war höchstens zwanzig, und seit die Verkehrspolizei vor einigen Jahren in die ehemalige Kaserne in der Stadt umgezogen war, kannte man sich untereinander nicht mehr so gut. Der Kollege half ihr auf die Sprünge.
    »Schau, Mädchen, dieser Herr hier ist einer unserer hochdekorierten Kriminalbeamten.«
    Sie nickte verständnisvoll.
    »Du Herbert«, sagte Kluftinger zu seinem uniformierten Kollegen »das ist mir jetzt aber peinlich.«
    »Peinlich. Soso. Dir ist schon klar, was dir jetzt eigentlich blüht, oder?«
    »Ich kenn mich beim Bußgeld gar nicht mehr so aus«, murmelte Kluftinger verlegen. Trotz der kalten Luft, die durch das geöffnete Fenster strömte, schwitzte er.
    »Überschreiten des zulässigen Gesamtgewichts, Fahren mit abgelaufener Hauptuntersuchung und … warte … « Er ging vor das Auto, kam wieder und fuhr fort » … Abgasuntersuchung, Befördern von Personen ohne Sitz und Sicherheitsgurt, ungesicherte Ladung im Innenraum, und so weiter. Da kommt schon was zusammen.«
    »Willst du mir das jetzt abkassieren, oder was?«
    »Wahrscheinlich sind auch noch deine Reifen abgefahren und dein Verbandkasten abgelaufen. Du bist mir ein schönes Vorbild. Lass das den Lodenbacher erfahren und er macht dich rund. Da ist nichts mehr bloß mit Bußgeld, das gibt Punkte.«
    »Jetzt Herbert! Ich bin ja gleich daheim.«
    Herbert schüttelte den Kopf. Dann schickte er seine junge Kollegin zum Streifenwagen. Sie solle sich ein bisschen aufwärmen.
    »Ich kann dich so nicht fahren lassen. Nicht vor der jungen Kollegin. Ich mach dir ein Angebot: Du lädst die Hälfte von den Kannen … was hast du da eigentlich drin?«
    »Apfelsaft«, tönte Kluftinger stolz. »Willst du ein bissle was davon? Wir haben eh so viel dieses Jahr.«
    »Danke nein. Also, du lädst die Hälfte von deinem Saft hier aus. Kannst ihn ja nachher holen. Außerdem kommst du nächste Woche bei uns in der Verkehrspolizei vorbei und zeigst mir eine neue TÜV- und AU-Bescheinigung. So, wie der Karren rußt, wird das mit der Abgasuntersuchung eh eine größere

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