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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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Hat jemand irgendwas dazu beizutragen? Eugen? Roland?«
    Kluftinger sah nur Strobl und Hefele an. Die beiden zuckten mit den Schultern.
    »Ich hätte da vielleicht was«, meldete sich Maier ungefragt zu Wort.
    Kluftinger ignorierte ihn: »Tja, schade, dann müssen wir wohl noch mal die Akten durchforsten.«
    »Nein, nein, ich hab was, glaub ich.«
    »Mei, wie die Zeit vergeht. Also, dann treffen wir uns in einer Stunde wieder hier, gut?«
    »Ja Herrschaftszeiten, red ich denn Russisch: Ich ha-be et-was! Hallo!«
    Maier war jetzt so laut geworden, dass es Kluftinger unmöglich war, ihn weiterhin zu ignorieren. Mit einem Seufzen erteilte er ihm das Wort.
    »Also, jetzt passt mal auf. Diesmal bin ich, glaub ich, auf was gestoßen. Weil ich mir gedacht hab: Die zwei waren doch vor Gericht. Also bin ich dem mal nachgegangen und hab was gefunden. Jetzt stellt euch vor, die Verhandlungen waren beide im gleichen Sitzungssaal. Und bei der Nummer ist es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen. Stellt euch vor: zwölf, was ja nur eins mehr als elf ist, was auf ihrer Stirn eingeritzt war.«
    Maier lehnte sich zufrieden zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Diesmal schien er sicher, ins Schwarze getroffen zu haben. Kluftinger erwiderte nichts und wollte aufstehen. Mitten in der Bewegung verharrte er jedoch einen Augenblick und ließ sich dann wieder in seinen Stuhl fallen.
    »Du bist genial, Richard. Du bist wirklich genial.«
    Maier schien selbst überrascht von dem Lob und brauchte ein paar Sekunden, bis er realisierte, dass sein Chef es ernst gemeint hatte. Dann sprudelte er förmlich los: »Ja, ich weiß auch nicht. Auf einmal war mir das klar. Das mit dem Sitzungssaal stand ja die ganze Zeit in den Akten, aber ich hab immer drüber gelesen. Erst wie du das mit den Kleinigkeiten … «
    Kluftinger unterbrach ihn. »Wir haben den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen, Männer. Sacklzement, wir waren wie vernagelt. Natürlich: das Gericht. Es lag die ganze Zeit so offen vor uns und wir haben uns in abstruse Theorien gestürzt.« Bei dem Wort »wir« blickte er zu Maier.
    Jetzt hatten auch die anderen verstanden.
    »Klar, beide standen vor Gericht«, begann Strobl laut zu denken. »Wir haben uns immer auf die Anklage konzentriert, dabei hätten wir bei dieser Gemeinsamkeit anfangen sollen.«
    Maier mischte sich wieder ein: »Es war ganz zufällig, dass ich drauf gekommen bin. Ich habe die beiden Blätter vor mir liegen gehabt und dann ist mir die Zahl ja eh schon ein paar Mal aufgefallen und … «
    »Herrgottnochmal, jetzt lass uns halt mit deiner depperten Zahl zufrieden«, platzte Kluftinger der Kragen.
    »Ja, aber du hast doch selber gesagt, dass … ich wollt doch nur erklären, wie … «
    »Ja kapierst du’s denn immer noch nicht? Es geht hier nicht um die Zahl, den Sitzungssaal und auch nicht darum, dass Sutter eine Krawatte hatte, die die gleiche Farbe hat wie ein paar Socken, die die Heiligenfeld in der elften Klasse mal getragen hat. Das Gericht ist die Gemeinsamkeit, verstehst du? Das Gericht!«
    Kluftinger war etwas lauter geworden, als er eigentlich gewollt hatte. Immerhin war er Richard Maier dankbar, dass er die richtige Fährte gelegt hatte. Aber jetzt war doch sein Ärger über den Kollegen, vor allem über seine Aktion mit der Zeitung, aus ihm herausgebrochen. Dementsprechend in sich zusammengesunken saß Maier auf dem Sofa.
    »Also Leute, Schluss mit dem Rumhängen! Jetzt ist wieder frischer Wind in die Ermittlungen gekommen.« Da er bereits ein schlechtes Gewissen wegen seines Ausbruches hatte, wollte er Maier mit irgendetwas betrauen, was dessen angeknackstes Selbstbewusstsein wieder aufrichten würde.
    »Ich kümmere mich mal um die Gerichtsakten, Richard, wenn du vielleicht an der Sagensache dranbleibst?«
    Der Angesprochene stand auf und schlurfte mit hängenden Schultern zur Tür. Kluftinger klopfte ihm beim Hinausgehen auf die Schulter und sagte: »Gute Arbeit, Richie. Gute Arbeit.«
    Als Maier die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte sich Kluftinger sofort an seinen Schreibtisch und hob das Telefon ab. »Ich ruf gleich mal den Dr. Möbius an, dass der uns die Akten rüberschickt.«
    Bei der Erwähnung des Namens Möbius wurden Kluftingers Kollegen hellhörig. Hefele stieß einen Pfiff aus, wie ihn normalerweise Frauen zu hören bekommen, wenn Männer ihnen auf unbeholfene Art signalisieren wollen, dass sie als potenzielle Sexualpartner in Frage kämen. Die Reaktion der

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