EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
vorteilhaft betrachtete.
Und dann wartete eines Abends Signora Vicente vor Paolos Zimmer, als Laura herauskam, und lächelte sie verhalten an.
Immerhin besser als nichts, dachte Laura und wurde ganz gespannt.
Zu ihrem Erstaunen bot die Signora ihr an, sie könne am folgenden Tag mit Giacomo ins Dorf fahren. Der Chauffeur sollte dort Medikamente holen, und Laura könne bei der Gelegenheit kleinere Besorgungen erledigen, wenn sie wolle.
Dankbar nahm Laura an. Der Ausflug würde sie davor bewahren, allmählich in Stumpfsinn zu verfallen. Sie würde endlich Postkarten kaufen und ihrer Familie und Gaynor schreiben, die bestimmt schon auf Nachricht warteten.
Damit Giacomo nicht womöglich unter einem Vorwand früher ohne sie abfahren musste, war Laura am nächsten Morgen lange vor der vereinbarten Zeit fertig. Sie wusste nicht, warum Paolos Mutter sich plötzlich so entgegenkommend verhielt. Dass sie nur Katz und Maus spielte, traute Laura ihr durchaus zu, obwohl das keinen Sinn ergab.
Auf dem Weg ins Dorf saß Laura vorn und versuchte, nicht an den Abgrund zu denken, der neben der kurvigen Straße gähnte. Außerdem hoffte Laura, es würde ihnen kein Wagen entgegenkommen. Erst als sie angekommen waren, merkte sie, dass sie die meiste Zeit den Atem angehalten hatte.
Giacomo fuhr auf den Hauptplatz und parkte nahe der Kirche. Er zeigte auf seiner Uhr, dass er in fünfzehn Minuten wieder zurückfahren würde, und ging zur Apotheke.
Laura war enttäuscht, dass ihr nur eine Viertelstunde blieb,nahm sich aber vor, das Beste daraus zu machen.
Besavoro entsprach, wie sie entdeckte, eher einer kleinen Stadt als nur einem Dorf. Um den Platz reihten sich Geschäfte, in denen vor allem Lebensmittel, Haushaltswaren und Kleider angeboten wurden. Designerboutiquen und Souvenirläden suchte man vergebens. In einem Zeitungskiosk fand Laura schließlich Ansichtskarten von Assisi und dem Majella-Nationalpark. Im Geschäft sprach niemand Englisch, aber es gelang ihr trotzdem, die richtigen Briefmarken zu bekommen.
Einige Türen weiter gab es eine kleine Bar, Tische und Stühle standen im Freien und boten eine herrliche Aussicht auf die Kirche. Laura setzte sich und bestellte Kaffee und Mineralwasser. Dann begann sie, nach einem Blick auf die Uhr, ihre Karten zu schreiben.
Ihr war bewusst, dass die Leute sie interessiert musterten. Anscheinend empfanden sie eine englische Touristin als Attraktion. Laura überlegte, ob sie ehrlich schreiben solle, wie scheußlich ihr Urlaub sei. Aber wie sollte sie das später zu Hause erklären? Gaynor konnte sie vielleicht irgendwann die ganze Wahrheit erzählen. Und sich dann anhören, dass die Situation absehbar gewesen wäre.
So, jetzt muss ich nur noch einen Briefkasten finden, dachte Laura, sah auf und erschrak. Wo eben noch das Auto der Signora gestanden hatte, war nun ein leerer Platz.
Das durfte nicht wahr sein! Entsetzt sprang sie auf. Die Viertelstunde war noch nicht um. Und Giacomo hätte sie doch sehen müssen. Wieso hatte er sie nicht geholt oder wenigstens gehupt!
Sichtlich besorgt, dass Laura, ohne zu zahlen, verschwinden könnte, eilte der Barbesitzer nach draußen.
Laura zeigte zur Kirche. „Das Auto. Es ist weg. Ich sitze fest.“
Der Wirt breitete verständnislos die Arme aus und sagte etwas auf Italienisch. Leute blieben stehen und beobachteten die Szene. Laura wurde bewusst, wie isoliert und hilflos siewar – in einem fremden Land, dessen Sprache sie nicht beherrschte.
Doch plötzlich hörte sie eine vertraute Stimme. „ Ciao, bella! Haben Sie Probleme?“
Alessio hatte sich einen Weg durch die Menge gebahnt und stand nun, die Hände in die Hüften gestemmt, da und betrachtete Laura. Wie froh sie war, ihn zu sehen, wollte sie ihn nicht wissen lassen.
„Ja, die habe ich“, antwortete sie wütend und hätte am liebsten mit dem Fuß aufgestampft. „Das verdammte Auto ist verschwunden. Wahrscheinlich hat Ihre Tante Lucrezia das eingefädelt. Wenn ich bei dem Wetter zu Fuß den Berg hinaufgehen muss, bekomme ich einen Hitzschlag, und sie ist mich los.“
Er lächelte breit. „Beruhigen Sie sich, Laura. Meine Tante hat nichts damit zu tun, ich habe Giacomo nach Hause geschickt.“
„Warum?“
Alessio zuckte die Schultern. „Ich dachte mir, dass Sie Abwechslung von der Villa brauchen. Und Besavoro verdient mehr als nur fünfzehn Minuten Aufmerksamkeit. Finden Sie das nicht auch?“
„Na ja, schon“, gab sie widerstrebend zu.
„Schön. Wenn Sie mit Ihrer
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