Erobert von tausend Kuessen
frisch, noch unberührt von der wärmenden Sonne.
"So, auf geht's!" rief Tony. "Wir haben nicht viel Zeit." Er nahm seine Kamera und wandte sich Francesca zu. "Bist du soweit?"
"Ja, ich warte nur auf dich."
Klick, klick, klick ... so ging es eine ganze Weile lang.
Francesca nahm eine Pose nach der anderen ein, während Tony eine Aufnahme nach der anderen machte.
"Den Kopf etwas höher. So ist es gut. Prima, bleib so. Nun dreh dich zu mir und lächele. Mona Lisa ist gefragt, Liebes. Gut, sehr gut."
Tony musste unzählige Fotos gemacht haben. "Jetzt möchte ich, dass du strahlst. Aber nicht zu sehr. Ja, wunderbar, phantastisch."
Wieder klickte die Kamera. "Nun brauchen wir Bewegung, meine Süße. Lass den Rock fliegen. Höher, noch höher. Und noch einmal. Ja, so ist es gut. Gleich noch einmal." Er fotografierte sie aus verschiedenen Blickrichtungen. "Verflixt, es wird viel zu schnell hell."
Fünf Minuten später hatte er alles im Kasten. "Das muss jetzt genügen", sagte er. "Vielen Dank. Ihr seid wunderbar gewesen."
Das wird ein hektischer Tag, dachte Francesca, als sie im Zelt verschwand, um sich umzuziehen. Für Mittag stand eine weitere Modenschau auf dem Programm, abends war sie bei ihrem Vater zum Essen eingeladen.
Geschickt steckte sie ihr Haar auf, dann schlüpfte sie in ihre Sandaletten.
"Trinkst du eine Tasse Kaffee mit mir, bevor sich unsere Wege trennen?" fragte Tony pathetisch, als sie das Zelt verließ.
"Sehr gern." Francesca war dankbar für die tiefe Freundschaft, die sie und Tony verband. Gemeinsam gingen sie zu ihren Autos, die am Straßenrand geparkt waren.
Nachdem sie die Sachen in den Kofferräumen verstaut hatten, überquerten sie die Straße und betraten ein kleines Strandcafe.
"Ich bestelle", sagte Tony, als sie sich setzten. "Du trinkst deinen Kaffee schwarz, oder?"
"Ja, bitte." Francesca lächelte ihm dankbar zu.
Kurz darauf nippte sie an dem heißen, aromatischen Getränk, das ihre Lebensgeister neu belebte.
"Bist du nachher bei der Wohltätigkeitsveranstaltung im Hilton dabei?" fragte sie und sah Tony interessiert an.
"Ja. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig, Liebes." Er trank seinen Kaffee aus und machte der Bedienung ein Zeichen, dass er gern noch eine Tasse hätte.
"All diese einsamen Witwen, die sich in Schale geworfen haben und dich beschwören, ihr Foto in der Gesellschaftsspalte unterzubringen. Es ist schon ein schweres Los, Tony", sagte Francesca neckend und lachte, als er ein verzweifeltes Gesicht schnitt.
"Sie versuchen, mich mit Geschenken zu bestechen. Lassen Champagner und andere teure Sachen schicken. Eine Matrone hat mir sogar ein unvergessliches Wochenende auf Hayman Island angeboten - alles völlig kostenlos, versteht sich."
"Und du hast abgelehnt?"
"Ich lasse mich nicht bestechen." Tony lächelte trocken.
"Und wenn die Angebote manchmal auch noch so verlockend sind."
Es war kurz vor acht Uhr, als Francesca sich ans Steuer ihres Wagens setzte und zur Sporthalle fuhr. Das regelmäßige Fitnessprogramm war ihr in Fleisch und Blut übergegangen.
In ihrer Wohnung hatte sie gerade noch Zeit, zu duschen und sich umzuziehen, bevor sie sich wieder ins Auto setzen und in die Stadt fahren musste.
Das Mittagessen im Hilton fand zur Unterstützung der australischen Krebsstiftung statt. Alles, was in Sydney Rang und Namen hatte, hatte sich eingefunden, um zu spenden.
"Die Veranstaltung ist ausverkauft", raunte man sich beim Mittagessen zu, nachdem mehrere Reden gehalten worden waren. Dann wurde es Zeit für den Conferencier, die Modenschau anzusagen.
Musik erklang, das Licht wurde gedämpft, und zwei Scheinwerfer erleuchteten den Laufsteg. Die Show konnte beginnen.
Nachdem alles vorbei war, ordnete Francesca ihr Haar, frischte ihr Make-up auf, holte ihre Tasche und machte sich auf den Weg. Mit etwas Glück würde sie unbemerkt verschwinden können.
Sie hatte den Raum halb durchquert, als jemand ihren Namen rief.
"Francesca."
Ihre Stiefmutter saß mit Katherine an einem der Tische. "Du trinkst doch eine Tasse Kaffee mit uns?"
Madeline verstand es geschickt, eine Frage wie einen Befehl klingen zu lassen. Francesca blieb also gar nichts anderes übrig, als sich zu den beiden an den Tisch zu setzen.
Katherine zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Sie wusste genau, dass ihre Mutter die Einladung nur ausgesprochen hatte, um ihr gesellschaftliches Ansehen zu erhöhen,
Katherine ist ein kluges Mädchen, dachte Francesca und lächelte ihrer Stiefschwester
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