Erotischer Roman
eine leichte, erwartungsvolle Spannung begeben. Unpraktisch, wenn er gleich mit dem Franzosen ein ernsthaftes Gespräch führen wollte. Äußerst unpraktisch. Gordon stöhnte dieses Mal laut auf und erhob sich. Eine kalte Dusche sollte das Problem zumindest für die nächsten Stunden in den Griff bekommen. Er ließ seine Kleidung über den Stuhl fallen und ging ins Bad. Zehn Minuten und einen Orgasmus später kam er heraus und zog sich wieder an. Zeit, hinunterzugehen. Cox würde in den nächsten Minuten hier auftauchen, und Gordon hatte, bis auf ein kleines Thema namens Ava, keine Ahnung, worüber er mit seinem alten Freund reden sollte.
Er machte es sich kurz in der Küche bequem, um eine Kleinigkeit zu essen, als es bereits an der Tür klingelte und Bertha den Gast in die Bibliothek am Ende des Flures bat. Gordon ließ sich Zeit mit seinem Sandwich. Brandon Cox war gut gelaunt, er hatte sich bereits an der Bar seines Freundes bedient und saß nun in einem der braunen Ledersessel und ließ es sich gutgehen. Nach der telefonischen Absage des Termins heute Mittag hatte er sich einen Schlachtplan überlegt, wie er die beiden Turteltäubchen doch noch zusammenbringen konnte.
Ava wusste bereits, dass sie einen wichtigen Teil dabei übernahm, aber warum sie dies tat, wusste sie nicht. Gut so. So konnte Cox im Heimlichen agieren und nun den nächsten Schritt in Angriff nehmen. Er sah auf das Schachspiel, das vor ihm auf einem kleinen, runden Tisch stand. Die Figuren darauf standen genau so, wie er sie nach dem letzten Spiel verlassen hatte. Kurz sinnierte er darüber, wie lange dieses eine Spiel schon lief. Acht Jahre. Sobald sie sich hier trafen, wurden die Figuren weiterbewegt. Ein Ende war nicht abzusehen. Schach war auch nicht die Hauptsache bei diesen Treffen. Geschäftliches, Privates und ab und an mal ein ordentliches Saufgelage unter Freunden. Darum ging es hier. Trotzdem sah er sich die Figuren genauer an und überlegte sich seinen nächsten Zug, als sich die Tür zur Bibliothek öffnete und Gordon eintrat. „Bist du stolz auf deine Leistung vom Freitag?“ Sumner war an dem braunen Sessel, in welchem sein Freund saß, grußlos vorbeigegangen und hatte sich ein Glas Whiskey eingeschenkt. Nun stand er mit dem Rücken zu Cox und nahm einen kräftigen Schluck. Cox lachte leise, antwortete aber nicht. Die Erfahrung mit dem Mann an der Bar hatte ihm gezeigt, dass dieser sich zunächst abregen musste, bevor man vernünftig mit ihm reden konnte. Also nippte Cox an seinem Glas und wartete. Gordon wandte sich nun um und sah seinem Freund direkt ins Gesicht, aber Cox konnte dieses Mal nicht darin lesen, was in dem anderen Mann vorging, und diese Tatsache ließ seine Alarmglocken klingeln.
„Sie fühlt sich gut an“, sagte er leise, „das ist es doch, was du wissen willst?“ Er nippte an seinem Glas und sah über den Rand hinweg Gordon an. Ein schnippisches Grinsen huschte über Brandons Gesicht, als er sah, dass er mit dem, was er gesagt hatte, genau den Nerv des anderen getroffen hatte.
„Verrate mir wenigstens, was diese Aktion sollte.“ Gordon nahm in einem Sessel Platz, der dem, in welchem sein Freund saß, bis auf die abgeschabten Armlehnen glich. Cox drehte sein Glas in den Händen und antwortete nicht sofort. Stattdessen beugte er sich vor und machte mit seinem Bauern auf dem Schachbrett den nächsten Zug. Dann lehnte er sich zurück, grinste und sagte: „Du bist dran.“ Cox amüsierte sich köstlich über die offensichtliche schlechte Laune seines Gegenübers. Gordon beugte sich nun seinerseits vor, nahm seine Königin und legte sie auf das Brett. Das Spiel war beendet. In diesem Moment wusste Brandon, dass er zu weit gegangen war. Schach war nicht der Grund für diese Treffen, aber dass Gordon dieses Spiel einfach so beendete, war mehr als bemerkenswert. Ärgerlich stieß Cox die Luft aus. Wie konnte sich ein erwachsener Mensch nur so kindisch benehmen. Aber er würde um der Freundschaft willen ihm wohl reinen Wein einschenken müssen.
„Das Projekt ist ein Auftrag der Literarischen Gesellschaft, die mich darum gebeten hat, Persönlichkeiten zu porträtieren, die der britischen Szene mehr als nur gutgetan haben. Du gehörst da nun mal dazu, auch wenn es dir nicht passt.“ Cox machte eine Pause, in der er ausgiebig seufzte. Er war schließlich Regisseur, er wusste, wie man sich in Szene setzte, auch wenn er dies für gewöhnlich bei seinen Akteuren tat. In diesem Moment saß einer seiner Akteure vor
Weitere Kostenlose Bücher