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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Buntsandsteinschlosses auf der Isle of Man, wo er von D-Quadrats Herold in einer Sprache angekündigt wurde, die irgendwie französisch klang.
    Wieder war seine Ankunft unerwartet gewesen (wenn auch, wie sich herausstellte, nicht unangekündigt). Diesmal war das Überraschungselement auf einen Stau zurückzuführen, der in D-Quadrats E-Mail-Pipeline entstanden war. Don Donald kommunizierte per E-Mail, wenn er in Cambridge oder auf Reisen war, aus seinem Schloss hatte er das Internet jedoch verbannt und im Taubenhaus sogar einen mobilen Störsender gegen Handytelefonate eingebaut. Hierher kam er, um zu lesen, zu schreiben, zu trinken, zu dinieren und Gespräche zu führen, Tätigkeiten, von denen nicht eine durch elektronische Geräte hätte optimiert werden können. Allerdings hatte er das schwierige Problem, dass er einen guten Teil seines Lebensunterhalts aus T’Rain bezog. Und obwohl er das Spiel selbst nicht spielte, da er, wie er behauptete, schon den Gedanken daran »entsetzlich« fand, konnte er diesem Geschäft im Grunde nicht nachgehen, ohne ziemlich häufig mit Leuten bei Corporation 9592 zu kommunizieren.
    Richard hatte D-Quadrat einmal auf Wikipedia nachgeschlagen und erfahren, dass er ein Gutsherr oder Erzherzog oder so was Ähnliches war. Dieses Schloss war jedoch nicht der Landsitz seiner Ahnen. Er hatte es gekauft, bar auf die Hand. Anfangs hatte sein Personal einen Wohnwagen benutzt, der außerhalb der südlichen Bastei abgestellt worden war, um den Bauunternehmern, die das Anwesen renovierten, als Büro zu dienen. Er war mit Internet und einem Laserdrucker ausgestattet, auf dem E-Mails, die der Aufmerksamkeit des Schlossherrn würdig waren, auf DIN -A4-Papier ausgedruckt und in einer ledernen Brieftasche in den Hauptturm gebracht wurden. Später wurde das weiße Papier zugunsten von hellbraunem Pseudopergament abgeschafft. Das war einfach eine Frage des Geschmacks. Modernes Papier mit seinen grellen fünfundneunzig Prozent Rückstrahlvermögen machte einfach den Eindruck zunichte, der sich innerhalb der Mauern allmählich entwickelte. Die serifenlosen Schriften wurden gegen nachgemachte alte ausgetauscht. Es war allerdings nicht so, als hätte ein Mann von Donald Camerons Gelehrsamkeit durch eine altertümlich anmutende Schriftart, die ein Assistent aus einem kilometerlangen Word-Schriftartenmenü ausgewählt hatte, geblendet werden können. Stil und Inhalt der Nachrichten aus Seattle waren im Übrigen mindestens genau so schrill wie das Papier, auf denen sie gedruckt waren. Als Mittelalterforscher war D-Quadrat ganz gerne in einer mittelalterlichen Geistesverfassung; genau genommen musste er das sein, um schreiben zu können. Wenn er in seinem Turm saß, »an einem klaren Tag mit der Aussicht im Westen auf Donaghadee und im Norden auf Cairngaan«, und mit einem Federhalter an einem tausend Jahre alten Schreibtisch arbeitete, trat er in einen Flow-Zustand ein, mit dessen Ausstoß es nur ein Devin Skraelin aufnehmen konnte. Plötzlich den Ausdruck einer E-Mail vor sich zu haben, in der ein Vierundzwanzigjähriger aus Seattle mit einem Ring in der Nase so etwas schrieb wie: »sind total im stress weil kap.27 nicht zu 16 von ihrer spielerdemografie passt«, war, gelinde ausgedrückt, dem Vorwärtskommen abträglich. Es musste ein Weg ersonnen werden, auf dem wichtige Nachrichten zu ihm gelangen konnten, ohne die erforderliche Atmosphäre zu stören.
    Glücklicherweise hatte er, ohne viel dafür zu tun, eine Clique von Leuten angezogen, die man je nach Standpunkt des Betrachters als Mitläufer, Lakaien, Hausbesetzer, Parasiten oder Gefolgsleute beschreiben konnte. Sie waren von Alter und Herkunft her verschieden, teilten aber alle D-Quadrats Begeisterung fürs Mittelalter. Manche waren Autodidakten aus einfacherem Milieu, die sich die Stufenleiter innerhalb der Gesellschaft für Kreativen Anachronismus hinaufgearbeitet hatten, andere besaßen mehrere Doktortitel und beherrschten ausgestorbene Dialekte fließend. Sie hatten sich nach und nach auf seiner Schwelle oder besser unter seinem Fallgitter eingefunden, als sich herumgesprochen hatte, dass er die Möglichkeit erwog, Teile des Schlosses in einen Schauplatz für das Nachstellen historischer Lebensformen umzuwandeln, was ihm ein bisschen Geld einbringen und das Schloss davor bewahren sollte, den subtilen, aber vernichtenden Gefahren dauerhaften Leerstands zum Opfer zu fallen. Der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, zwischen dem Teil des

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