Erschiess die Apfelsine
treten, du verdammter Idiot!
(Haha. Habe jede Menge davon kopiert und sie auf den Schulfluren verteilt. Suck my dick!)
KIPATTEL 7
Wovor haben die Arschgeigen am meisten Angst? Was ist das Schlimmste, das ihnen zustoßen kann? Dass sie Loser werden. Von ihrer Pyramide stürzen. Im Sumpf des Bodensatzes landen, dort, wo ich selbst bereits herumrutsche.
Wie ist ein Loser? Arm und hässlich. Deshalb sind die Kleider in der Schule ja auch so wichtig für den Abschaum, die Kleider trennen die Spreu vom Weizen, es geht darum, die richtigen zu haben. Hübsche Kleider, das sind teure Kleider. In ihren reichen Scheißköpfen hängt das zusammen. Das haben sie sich ausgedacht, damit wir Loser niemals auf ihr Level kommen können, wir haben nie die Chance, aus unserem Grubenloch zu kriechen. Deshalb all diese Marken. Die Hose, das kann schon eine Jeans sein, aber keine aus dem Katalog, wie ich sie habe, sondern eine aus einer »limited edition«, wie sie mit hochgezogenen Augenbrauen feststellen, dazu eine Designerjacke, signierte Sportschuhe, die achtmal so viel kosten, wie ich je bezahlen könnte. Manchmal ist man schon überrascht, da kommt einer dieser Arschgeigen in einem Schlabberhemd in die Schule, das aussieht, als stammte es geradewegs vom Flohmarkt, hässlich wie die Sünde und so siebzigerjahreartig. Aber am Kragen, da klebt eine Marke, ein kleines, festgenähtes Dings, und nur die Schweinereichsten wissen, dass dieses Hemd in einem Atelier in New York genäht wurde und dafür so viel wie Mamas Monatslohn bezahlt wurde.
Aber nun mal angenommen, man geht in die schlimmste Boutique und es gelingt einem, Guccihosen mitgehen zu lassen, ohne dass der Alarm losheult, dazu ein Pradahemd und die teuersten bescheuerten Nikeschuhe. Das kann ein paar Tage klappen. Vielleicht drei. Doch dann muss man wechseln, du kannst nicht immer dieselben Klamotten tragen, auch wenn du sie jeden Abend wäschst. Selbst Schuhe und Armbanduhr musst du hin und wieder tauschen. Keiner kann sich so eine Garderobe zusammenklauen, zum Schluss musst du aufgeben, gehst wieder in der Jacke aus der letzten Saison und siehst, wie das Grinsen auf dem Flur immer breiter wird. Ein Emporkömmling. Ein Kriecher. Sie wenden sich ab und rümpfen die Nase. Diesen Krieg kann man nie gewinnen.
Es gibt einen weiteren empfindlichen Punkt, und zwar das Aussehen an sich. Auch da versuchen sie es mit ihrem Geld. Lassen sich die Haare beim teuersten Friseur schneiden, und nicht so eine Pottfrisur, sondern Locken und Tönung, bis es da oben aussieht wie ein Wellblechdach. Und dann darf die Schminke nicht fehlen. Die Mädchen sehen ganz starr im Gesicht aus, vollkommen künstlich unter ihren Kittmasken und gleichzeitig nuttenhaft. Manchmal kann man sehen, wie die Farbe Wellen schlägt, dann gibt es einen Pickel darunter, den sie voller Panik übergekleistert haben, alles muss perfekt sein, es dürfen keine Risse zu sehen sein, die Hülle soll perfekt sein und glänzen wie der Lack einer Autokarosserie.
Aber alles kriegen sie auch nicht hin. Die Mädchen möchten groß sein, aber das sind nicht alle. Einige haben zu große Füße. Oder eine zu flache Stirn. Oder die Augen stehen zu eng beieinander, da lässt sich nur schwer etwas machen. Einige sind einfach von Natur aus hässlich, ganz gleich, wie reich sie auch sind. Während es auch unter uns Losern einige gibt, die hübsch sind, ohne auch nur einen Groschen blechen zu müssen. Da gibt es ein Mädchen im praktischen Zweig hinten im Anbau, Moa heißt sie. Wenn sie in der Essensschlange steht, stellt sich die ganze Schule an. Rehaugen, kastanienbraune Locken und eine seidenweiche Haut, auf der sich nicht der geringste Mitesser zeigt. Sie strahlt. Sie ist so schön, dass man sich fragt, ob sie nicht digital ist. Manchmal kommt sie geradewegs von der praktischen Arbeit im schlabbrigen Werkstattkittel und staubigen Holzpantoffeln. Aber an ihr sieht selbst das hübsch aus. Moa ist die Schönste an der Schule, sie will Elektrikerin werden, obwohl sie auf der Titelseite jedes Modeheftes ihren Platz finden würde.
Könnten sich die Arschgeigen einen neuen Körper kaufen, viele von ihnen hätten das schon längst getan. Stattdessen nehmen sie ihn sich Stück für Stück vor. Einige lassen ihre abstehenden Ohren operieren. Andere haben sich Pigmentflecken mit Laser wegbrennen lassen. Viele lassen sich die Zähne richten. Aber statt einer Zahnspange mit Metall im Mund waren sie in den Sommerferien in den USA und
Weitere Kostenlose Bücher