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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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unsere neuen Plakate. »Niemand hat euch erlaubt, diesen Dreck aufzuhängen!«
    Meriwether wurde rot und dann riss Old Mac unsere Schilder ab und warf sie auf den Boden. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht loszukreischen wie eine Furie.
    »Dad!«, sagte Meriwether den Tränen nah. »Wir haben uns so viel Mühe damit gegeben!«
    Er wirbelte zu ihr herum, als wäre sie eine Schlange und er ein Mungo. »Das hat keiner von dir verlangt! Ich will hier keine unnützen, hässlichen Plakate sehen!«
    Meriwethers Augen blitzten auf. »Die sind nicht unnütz... «, begann sie, aber plötzlich griff sich der alte Maceinen Plastikbehälter mit Vitamin-C-Kapseln und warf ihn nach ihr. Es passierte so schnell - ihre Augen wurden groß, sie verstummte, und bevor ich wusste, was ich tat, fuhr meine Hand hoch, ich zischte etwas und der Behälter sauste im letzten Moment im Zickzack an Meriwether vorbei. Er knallte neben ihr an die Wand, zerbrach und fiel zu Boden. Der Deckel sprang auf und Gelkapseln rollten überallhin. Es herrschte geschocktes Schweigen und keiner von uns rührte sich. Der alte Mac sah total entgeistert aus - mehr als entgeistert: Er wirkte grau und neigte sich bedrohlich zu einer Seite, weil er sich kaum auf den Beinen halten konnte. »Ich ... ich wollte nicht ... «, stammelte er mit zittriger Stimme.
    Da begriff ich es: Ich hatte meine Magie blitzschnell eingesetzt, ohne nachzudenken. Etwas in mir hatte tief in mein uraltes Unterbewusstsein gegriffen und war mit irgendeinem Zauber wieder aufgetaucht, der den Behälter abgelenkt hatte.
    Aber ich war nicht gut in weißer Magie. Ich wusste darüber noch nicht genug. Also war die Magie, die ich benutzt hatte, dunkle, böse Magie gewesen: Ich hatte die Energie von Old Mac für meinen Zauber genutzt.
    Wenn ich jetzt etwas sagte, würde ich die Lage bestimmt noch viel schlimmer machen. Also sahen Meriwether und ich nur zu, wie der Alte den Kopf schüttelte, als könnte er nicht fassen, dass er so etwas tatsächlich getan hatte. Dann wandte er sich unsicher ab und steuerte das Hinterzimmer des Ladens an, wobei er sich auf dem ganzen Weg am Regal festhielt.
    Was hatte ich getan? Oh , Gott. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Zulassen, dass Meriwether von dem Behälter getroffen wurde? Er war aus Plastik und nicht allzu groß, aber wehgetan hätte es trotzdem.
    Meriwether stand nur da und die Tränen strömten ihr übers Gesicht.
    »Macht er so was öfter? Mit Sachen werfen? Schlägt er dich auch?« Wenn er es tat, würde ich ihn töten.
    Meriwether schüttelte den Kopf. »So was hat er bisher noch nie getan.«

    »Er sah aus, als täte es ihm wirklich leid«, musste ich zugeben. »Und du hast es ja gerade gesagt - er ist im Moment besonders unglücklich. Dazu kommt, dass wir beide wissen, dass er ein Arsch ist.« Innerlich war ich total entsetzt über den Schaden, den ich mit meinem Zauber womöglich angerichtet hatte.
    »Weißt du was?«, sagte ich halblaut. »Geh ins Bad, wasch dir das Gesicht und versuch, dich zu beruhigen. Ich räume inzwischen hier auf. « Ich zeigte auf die glänzenden honiggelben Gelkapseln, die sich über eine erstaunlich große Fläche verteilt hatten. »Wenn er versucht, dich aufzuhalten, rammst du ihm das Knie in die Eier. «
    Das brachte ein kurzes Aufflackern - kein Lächeln, aber etwas weniger Elend - in ihr Gesicht. Sie nickte, setzte sich In Bewegung, blieb noch einmal stehen und sah mich an. »Wie hast du das gemacht?« Ihre Stimme war grässlich klar und sanft.
    Eine Riesenfaust schien mein Inneres zusammenzuquetschen. »Was gemacht?«
    »Du hast die Hand bewegt und das Glas ist zur Seite geflogen.« Ihre Stimme war ruhig und ernst und sie sah mir direkt in die Augen. »Ich hab es gesehen. Es hätte mich genau an der Brust getroffen. Ich war wie erstarrt und konnte mich nicht rühren.«
    Ich brachte ein lockeres Ich-bitte-dich-Grinsen hervor, bei dem mir mehrere Hundert Jahre Erfahrung im Belügen von Leuten, vor allem mir selbst, sehr halfen. »Schön wär's!«, prustete ich und wedelte dramatisch mit der Hand. »Abrakadabra! Dieser Schokoriegel ist meiner!« Ich lachte beiläufig.
    Meriwether sah mich noch eine Weile an und ging die Sache anscheinend im Kopf noch einmal durch. Sie fragte sich, ob sie weiter in mich dringen sollte oder ob sie vielleicht gar nichts gesehen hatte. Ich hielt mein Gesicht möglichst ausdruckslos und ging Handfeger und Kehrschaufel

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