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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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meinem Körper vertrieb.
    »Fertig«, sagte Katy und betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Im Laufe der Jahre habe ich mein Äußeres immer wieder verändert - die Haarfarbe und -länge, das Gewicht und die Hautfarbe von knackig braun bis vornehm blass.
    Katy war eine der wenigen Unsterblichen, die ihrer äußeren Wohlfühlzone treu blieben und sich nie weit von ihr entfernten. Sie hatte mittelbraunes Haar, in das die Sonne Strähnen gebleicht hatte, elfenbeinfarbene Haut und braune Augen. Sie steckte ihre Haare hoch oder trug sie offen; manchmal hatte sie auch eine Dauerwelle. Aber das war es auch schon. Und während mein »Modegeschmack« (ja, meinetwegen kann der gern in Anführungszeichen stehen) durch alle möglichen Extreme gegangen war, von bäuerlichem Sackleinen und groben Stoffen zu wundervollem handgewebtem Seiden-Jacquard zurück zu zerrissenen Jeans oder auch vongammelig über langweilig bis zu inzwischen topmodern und stylisch, hatte Katy sich immer geschmackvoll und teuer gekleidet. Nichts Ausgefallenes, nichts Altmodisches. Einfach nur sehr teure Sachen, wundervoll geschnitten und mit perfekter Passform, ein Jahrzehnt nach dem anderen.
    Cicely hatte sich für eine andere Stilrichtung entschieden: den ewigen Teenager. Klar, die meisten von uns sehen ziemlich jung aus; unser Alterungsprozess verlangsamt sich extrem, wenn wir fünfzehn oder sechzehn sind. Es gibt aber auch Ausnahmen wie zum Beispiel Jess, der gerade noch für Ende Fünfzig durchging. Doch selbst River, die tausenddreihundert war, sah aus, als wäre sie höchstens Ende Dreißig, wenn auch mit silbernem Haar. Ich werde gewöhnlich aufirgendwas zwischen siebzehn und einundzwanzig geschätzt. Aber Cicely sieht wirklich jung aus. Mit geschicktem Make-up muss sie überall den Ausweis vorzeigen. Ungeschminkt käme sie nicht einmal in einen Film für Erwachsene. Sie war kleiner als ich, zarter gebaut, mit den schlanken Hand-und Fußgelenken einer vornehmen englischen Lady vom Ende des 19. Jahrhunderts, denn zu der Zeit war sie geboren worden. Ihr Haar war fein, lockig und sonnen;scheinblond. Nur ihre Kleidung war manchmal etwas daneben. Sie jagte jedem Trend hinterher und kaufte nur in Läden für Teenager ein. So sah sie hübsch aus, sogar sehr hübsch,aber fast nie elegant oder vornehm. Was ich natürlich auch nicht war. Klar, ich konnte mich in Schale werfen,aber ich war nie mit dem Herzen dabei. Es war mir einfach nicht wichtig genug, ernsthaft daran zu arbeiten. Cicely tat es, allerdings so, wie es ein Teenager tun würde.
    Wir drei waren grundverschieden. Das war mir bisher nie aufgefallen. Aber trotzdem waren die beiden meine besten Freundinnen, die mich mehr als einmal rund um die Welt begleitet hatten.
    Ich lächelte. »Ladys, wir sehen umwerfend aus.« Ich hakte mich bei den beiden ein und lächelte uns im Spiegel an. Cicely lachte und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    »Das tun wir«, bestätigte sie.
    ***
    Wir fuhren in einer Limo zum Den, damit Incy auf dem Rückweg nicht betrunken fahren musste. Sehr verantwortungs;bewusst von uns. Auf der ganzen Fahrt war mein Magen wie verknotet, weil ich betete, dass der Fahrer nichts tat, was Incy ärgern würde.
    Die Schlange vor dem Den begann am Ende des Blocks und die Leute standen in Fünferreihen. Alle hatten sich maximal aufgebrezelt, so ganz Anti-West-Lowing, und ich fragte mich eine Sekunde lang, was Meriwether wohl von dieser Menschenmenge halten würde. Oder Dray.
    Die Limousine setzte uns ohne Zwischenfall genau vor dem roten Teppich ab, der vom Straßenrand bis zum Eingang des Clubs ausgerollt war. Wir stiegen aus und ich war sehr stolz auf meine Füße, die es geschafft hatten, den Wechsel von Turnschuhen zu megahohen Absätzen wegzustecken, ohne dass ich platt aufs Gesicht fiel. Ich saß wieder im Sattel. Laute hämmernde Musik drang durch die geschlossene Tür des Clubs. In mir kam ein Anflug von freudiger Erwartung auf, genau wie früher. Incy lächelte mir zu und nahm meine Hand. Zwei große, stiernackige Türsteher sorgten dafür, dass das Viehvolk draußen blieb. Ich fragte mich, wie sie in der Dunkelheit durch ihre Sonnenbrillen überhaupt etwas sehen konnten. Sie trugen diese Ohr-Dinger mit den geringelten Drähten, mit denen sie aussahen wie von der CIA.
    Wozu, fragte ich mich. Damit sie in den Club stürmen konnten, sobald ihnen jemand sagte, dass es Freibier gab?
    Einer der beiden nickte Incy und Boz

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