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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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starrte hinaus über den Sumpf, zum Himmel im Osten. Er war jetzt wolkenlos. Die Sonne schien kalt und dunstig, sauber wie die Klinge seines Messers, und das Licht schnitt durch den Wind. Ein schwerer Salzgeruch lag in der Luft und legte sich über den flachen, fahlen Geruch des Schlamms, reinigte ihn mit dem Weihrauch der Meere im Norden. Sein Blick fiel auf die Binsen, die am Rande des Sumpfes wuchsen; sie waren grün, auf den Spitzen saßen stachelig schimmernde Blüten. Alles war wie zuvor. Es gab nicht die geringste Spur, daß jemand da gewesen war. Er spannte langsam die Muskeln seiner Finger an und starrte auf seine Hand. Vier Leben, ausgelöscht wie Flammen, als ob es sie nie gegeben hätte. Und niemand würde es je erfahren.
    Sie erwachte vom Klang eines Schusses. Laut und nah explodierte er in ihrem Gehirn. Dann Stille. Eine lange, lange Stille, in der sie sich mühsam durch das Nichts quälte. Ein Schuß. Es konnte kein Schuß gewesen sein. Wer sollte geschossen haben? Das Geräusch mußte in ihrem Kopf gewesen sein. Ein Teil des Alptraums. Ein Teil des Schmerzes. Cissy bemühte sich nicht, aus Unsinn Sinn zu machen. Sie schlief weiter.
    »Mummy!«

    Dieses Mal war es ein Schrei, der wie ein Traum in ihren Kopf trieb. »Mummy, es tut so weh. Hilf mir.«
    Das Geräusch drehte sich und drehte sich, und endlich gelangte es in einen Teil ihres Gehirns, der zu einer Handlung fähig war. Cissy zwang sich mit einem Stöhnen, die Augen aufzumachen. »Susie?« Sie versuchte, sich zu bewegen. Um ihre Rippen lag ein enges Band, das sie am Atmen hinderte. »Susie?«
    »Mummy.« Auf das Wort folgte ein Schluchzen.
    Das Geräusch drang durch den Rest von Cissys Verwirrung. Mein Gott! Sie hatte einen Unfall gebaut. Es fiel ihr schwer, den Kopf zu heben. Sie schaute sich um und versuchte, Sinn in eine Welt zu bringen, die verkehrtherum war. Die auf der Seite lag. Der Wagen lag auf der Seite, und sie hing in ihrem Sicherheitsgurt. Sie schaute nach unten. Rot. Blut. Eine schreckliche Menge Blut. Lieber Gott, hatte Sue überhaupt den Sicherheitsgurt angelegt? Das Kind war unter ihr, vor dem Beifahrersitz zusammengekauert.
    »Bist du okay?« Irgendwie schaffte sie es, daß ihre Stimme trotz der Schmerzen in ihren Rippen ruhig klang.
»Wir hatten einen Unfall!« Die Erwiderung war im Ton einer Beschwerde abgefaßt.
»Das sehe ich, Darling.« Cissy biß sich auf die Lippe bei dem Versuch, sich unter Kontrolle zu halten. »Darling, ich weiß nicht, wie ich mich bewegen soll. Bist du verletzt? Versuch eins nach dem anderen, ob du deine Arme und Beine bewegen kannst. Sieh nach, ob sie alle in Ordnung sind.« Ihre Lider waren schwer. Sie wollte die Augen schließen, sich von dem Schmerz fortschleichen.
»Alles okay.«
»Und dem Kopf? Tut er weh?«
Sue bewegte ihn versuchsweise hin und her, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ja.«
»Und dein Genick?«
»Ja.«
»Aber nicht so schlimm, daß du dich nicht bewegen kannst.«
»Nein.«
»Kannst du irgendwie rausklettern?« Verschwommen sah sie, daß die Windschutzscheibe weg war. Deshalb war es so kalt. Sie zitterte jetzt, ihr ganzer Körper wurde von kurzen, qualvollen Anfällen geschüttelt. »Wenn ich meinen Sicherheitsgurt aufmache, falle ich direkt auf dich drauf.«
»Explodiert jetzt das Auto?« Sue weinte so sehr, daß sie nichts gehört hatte.
»Nein, Darling, natürlich explodiert es nicht. Ein Range Rover kann nicht explodieren.« Wenn doch, dachte sie, wäre das vermutlich schon geschehen. »Bitte, Susie, ich will, daß du versuchst, tapfer zu sein. Wir müssen hier rauskommen. Versuch, ob du dich durch die Windschutzscheibe rauswinden kannst. Und dann schau, ob du aufstehen kannst.« Das Atmen fiel ihr jetzt schwer. »Das ist ein furchtbar großes Abenteuer.« Wer hatte das gesagt? Peter Pan, nicht wahr? Aber er sprach vom Tod. »Bitte, Darling. Du mußt rausklettern. Wenn du mir nicht helfen kannst, mußt du runter zur Redall-Farm gehen und Hilfe holen. Wenn ich…« sie schluckte und erstickte fast, »… Wenn ich ohnmächtig werde, darfst du keine Angst haben. Ich glaube, ein paar Rippen sind gebrochen. Es ist nichts Ernstes -« bitte lieber Gott » œ aber es tut sehr weh. Ich glaube, wir müssen den Gurt durchschneiden.« Um sie drehte sich alles. Sie runzelte die Stirn und versuchte, noch klar zu sehen. Sie konnte Susie jetzt gar nicht mehr erkennen. Oder hören. Warum konnte sie nichts hören? Sie versuchte, den Kopf zu heben und sich umzusehen, aber ihre Augen

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