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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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sich auf. Jetzt konnte auch er es fühlen. Eine Panik baute sich auf, die langsam über ihn kroch. Er ließ die Kurbel, wo sie war, holte das Gewehr aus dem Wagen, drehte sich um und lief, so schnell er konnte, zum Haus zurück. Greg warf hinter ihm die Tür zu und schob rasch den Riegel vor. Einen Moment lang standen die beiden Männer in der kleinen Diele und horchten. Von draußen kam kein Ton. »Glaubst du, er ist da draußen?« flüsterte Joe.
    Greg nickte.
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Kate und ich haben ihn unten am Strand gesehen.«
    »Und Norcross ist tot?« Es schien gerade erst bei ihm angekommen zu sein. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.« Gregs Stimme ließ keinen Raum für irgendeinen Zweifel. »Was zum Teufel machen wir jetzt, Joe? Wir brauchen unbedingt Hilfe.«
    »Ich könnte euren Wagen nehmen. Ich denke mal, der alte Volvo hätte eine ganz gute Chance, den Seitenweg raufzukommen.«
    Greg schüttelte den Kopf. »Unser alter Volvo ist draußen im Watt, Joe. Frag mich nicht, wie er da hingekommen ist. Und den Land Rover haben wir an einen Baum gefahren.«
    Joe starrte ihn an. »Du meinst, es gibt kein Auto, das funktioniert? Gar keins?«
    »Und kein Telefon.«
    Die beiden Männer starrten sich an. »Und du glaubst, er war es. Er ist schuld an Cissys Unfall.«
    »Und an dem von Kate. Außerdem hat er versucht, mich am Strand umzubringen.« Greg hielt inne. »Warte, Joe. Gerade fällt mir etwas ein. Kates kleines Auto. Der Peugeot. Er ist in der Scheune. Ich weiß nicht, ob er es den Weg rauf schaffen würde, aber einen Versuch ist es wert.«
    »Also dann.« Joe vergrub seine Hand in der Tasche und holte zwei Patronen hervor. »Ich stecke ein paar von denen ins Rohr, dann probieren wir‘s. Ist die Scheune offen?«
    Greg zuckte mit den Schultern. Er suchte in der Tischschublade und holte zwei Schlüssel an einem großen Ring hervor. Er drückte sie Joe in die Hand. »Ich komme mit. Warte einen Moment, ich hole meine Stiefel.«
    »Nein.« Joe schüttelte den Kopf. »Ich schätze, allem bin ich schneller. Du kümmerst dich um deinen Dad und die Frauen.«
    »Ich weiß nicht, ob sie den Schlüssel steckengelassen hat.«
    »Wenn nicht, schlage ich das Fenster ein und schließe ihn kurz. Ich bin sicher, sie verzeiht mir; schließlich ist es ein Notfall. Meine Cissy braucht einen Arzt.«
    Greg entriegelte wieder die Tür und öffnete sie. Es wurde langsam finster. Die Schatten der Bäume bildeten einen starken Kontrast zum strahlenden Weiß des Rasens. Irgendwo ein Stück entfernt stieß ein Fasan seinen manischen Warnschrei aus. Joe umklammerte sein Gewehr fester. Er bedeutete Greg mit erhobenem Daumen, daß alles gutgehen werde, dann drehte er sich um und rannte auf die schwarze Scheune zu.
    Das Vorhängeschloß hing offen vom Schließring herab. Joe starrte es mit einem unguten Gefühl an. Vorsichtig zog er die Tür ein Stück weit auf. In der Scheune war ein seltsamer Geruch. Er sog die Luft ein. Es roch nach Benzin, und noch nach etwas anderem wie Kordit. Und da war Rauch. Er hatte kaum die Zeit, einen halben Schritt zurückzutreten, da brach ein Feuerball aus gelber und goldener Hitze aus Kates Wagen heraus und warf ihn zurück in den Garten.
    »Gott im Himmel!« Greg hatte noch keine Zeit gehabt, die Tür zu schließen, als er sah, wie Joes Körper mit dem Rücken zuerst vom Tor der Scheune zurückgeschleudert wurde. Feuer und Rauch drangen bereits durch das Scheunendach, Funken sprangen in die Luft und verloren sich im Schnee.
    »Greg? Was ist los? Was ist passiert?« Diana lief zu ihm, gefolgt von Susie. Roger blieb einen Moment lang reglos stehen, die Augen geschlossen, dann schleppte er sich langsam hinter ihnen zur Tür.
    »Daddy!« Susie ließ auf ihren hysterischen Schrei ein lautes Schluchzen folgen, als sie sah, daß die Gestalt auf dem Gras begann, zu ihnen zu kriechen.
    »Ich helfe ihm.« Diana schob sich an Greg vorbei. Nach Sekunden kniete sie neben ihm.
    »Mir fehlt nichts. Mir fehlt nichts. Bin nur ein bißchen durchgeschüttelt.« Joe hustete heftig, seine Augen waren voller Tränen. »Such das Gewehr. Schnell. Such das verdammte Gewehr. Und paß auf, es ist geladen.« Er stand auf und begann, zum Haus zu wanken.
    Greg, zur Untätigkeit verdammt, sah voller Qual, wie seine Mutter auf das lichterloh brennende Gebäude zulief. »Hol mir meinen Stock«, brüllte er Susie an. »Schnell! Hol mir meinen Stock!«
    Er riß ihn ihr aus der Hand und war schon dabei, zu Diana zu humpeln, als er

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