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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Nestbautrieb, dass ich bis zur Hysterie Einrichtungskatalogen hinterherjagte, obwohl ich noch nicht einmal wusste, was der werdende Vater zu der ganzen Sache sagen würde. Noch dreieinhalb Stunden, und ich würde es wissen. Und eigentlich gab es nur eine Möglichkeit – Felix würde alles stehen und liegen lassen und schon übermorgen wieder zurück sein. Und dann würden wir alles regeln – und eine richtige Familie werden – mit einer gemeinsamen Firma und einem gemeinsamen Kind. Genauso würde es passieren, das war die einzige Möglichkeit. Oder?
    »Hallo, Punzel«, sagte ich mit ganz neu erwachtem Interesse zu der Babytrage auf Rainers Rücken, der als Erster zum Strickkurs kam, »sag mal, bist du eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?«
    Das Köpfchen in der roten Filzkappe drehte sich zu mir, leckte sich den Rotz von der Oberlippe und sagte: »Nix!«
    »Aha«, sagte ich ratlos und guckte Rainer an.
    »Genau, Punzel«, nickte der, »nix ist absolut richtig. Wir sagen niemandem, ob Punzel ein Junge oder ein Mädchen ist, es weiß das selbst auch nicht. Wir wollen nicht, dass es mit geschlechtsspezifischen Erwartungen konfrontiert wird, unser Rapunzelchen, nicht wahr?«
    »Das ist schlau«, Bille war jetzt zu uns getreten, »als ich letztens meine Älteste zum Einstein-Workshop anmelden wollte, haben sie mir in der Physikakademie auch gesagt, sie ist mit fünf noch zu klein dafür. Das hätten sie bei einem Jungen sicher nicht getan!«
    »So ein Quatsch, das Kind muss doch wissen, was Sache ist! Das ist übrigens Julius. Ich musste ihn heute mitbringen, unsere Nanny ist krank!«, schimpfte jetzt Cordula, heute überraschenderweise einen Jungen mit Guttenberg-Frisur und Burlington-Pullunder an der Hand.
    »Der Julius weiß ganz genau, welche Rechte und Chancen er als Mann haben wird, und er sieht auch an mir, dass Frauen durchaus Führungsqualitäten haben können. Ihr müsst also erst mal bei euch selbst aufräumen, dann übertragen eure Komplexe sich auch nicht auf die Kinder.«
    »Ob sich bei dir irgendwas auf deine Kinder überträgt, wage ich zu bezweifeln«, keifte jetzt Bille von der Seite und wandte sich dann an Julius, der ihrem Lucca statt Begrüßung ein abschätziges »dich lad ich nicht zu meinem Geburtstag ein!« entgegenschleuderte.
    »Wie oft bringt deine Mutter dich denn ins Bett? Einmal in der Woche? Keinmal? Du bist heute doch nur mit dabei, weil eure Nanny wahrscheinlich mit einem Burnout in der Reha ist, stimmt’s?«
    »Das ist ja die Höhe – deinen Eislaufmutti-Frust an einem fremden Kind ausleben! Das kannst du doch den Julius nicht fragen, so schlecht kann es ihm gar nicht gehen, hast du nicht gesehen, dass seine Jeans von Baby-Dior ist?«
    Na toll. Brischitt war auch schon da und hatte eine Meinung. Normalerweise hätte ich jetzt versöhnlich Apfelschorle und Dinkelkekse gereicht, aber irgendetwas brodelte in mir. Auch wenn ich erst seit ein paar Stunden wusste, dass ich schwanger war – wie die Mütter und Väter um mich herum wollte ich auf keinen Fall werden.
    »Moment, Moment, wir lassen jetzt mal fein die Nadeln sinken!«, mischte ich mich deshalb lautstark ein und klatschte gebieterisch in die Hände.
    »Auseinander! Alle mal hinsetzen und die Klappe halten! Zackazacka!«
    Das Gewusel um mich herum hörte schlagartig auf, und alle setzten sich so prompt auf den Hintern ihres dunkelblauen Hosenanzugs (Cordula), ihres asphaltgrauen Seidenoveralls (Brischitt), ihrer Trekkinghose mit abklettbaren Hosenbeinen (Bille) und seiner gewickelten Hanfhose (Rainer), als hätte ich mit der Peitsche geknallt. »Schön, dass ihr da seid«, wurde ich jetzt liebenswürdiger und sah mich von allen Seiten vorsichtig angelächelt, »aber wir sind hier schließlich im Strickkurs und nicht im Streitkurs. Wie kommt ihr denn voran? Cordula, ich würde vorschlagen, dass ihr noch ein zweites Ballnetz macht, und zwar für Lucca. Brischitt, ich würde sagen, da du mit zwei Tuniken sowieso nicht fertig werden wirst, strickst du lieber nur eine, und zwar für Cosmo, in einer Farbe, die sie sich aussuchen darf. Und hier, Rainer, hier sind Babysocken, unisex, die zieht Punzel jetzt sofort an, bevor aus diesem Dauerschnupfen noch eine Lungenentzündung wird. Und noch etwas: Wir müssen heute pünktlich zu Ende kommen, ich habe später noch einen sehr wichtigen Termin.« (Mit Felix! Mit Felix!, ergänzte ich in Gedanken und spürte ein ängstlich-freudig-erwartungsvolles Kribbeln am ganzen Körper.)
    »Ja«,

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