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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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»mhm«, »logisch«, »is gut«, »mach ich«, wurde es jetzt um mich herum genuschelt, und ich wartete, bis alle schweigend die Köpfe über ihr Strickzeug beugten und die Kinder einhellig in der Spielecke an einer Eisenbahn bauten. Schwanger sein macht zwar nicht schön, aber durchsetzungsfähig, bewunderte ich im Stillen meine neue Autorität und stand auf, um mir ein großes Glas Wasser zu holen und um zu gucken, ob noch irgendwo diese spektakulären Kartoffelchips mit Meersalz und Olivenöl im Laden versteckt waren, die mir Cesare irgendwann geschickt hatte.
    »Marissa hat übrigens nicht für zwei gegessen, das ist ein Ammenmärchen!,« hatte Charlotte mir noch eingeschärft. Was soll’s, Hunger ist Hunger, dachte ich und riss die Packung auf.

15
     
    Mein Computer meldete sich, noch während ich den Schlüssel in der Wohnungstür drehte. Zwanzig Minuten zu früh! Mein Herz machte einen Satz. Jetzt nur nicht zu emotional werden, ruhig, ruhig, versuchte ich mich zu beruhigen, stürzte zum Schreibtisch und klickte auf Annehmen.
    »Hallo!«, skypte ich in die Webcam, außer Atem, aber bemüht eisig. Die Zurückweisung nach dem Tod seiner Oma und der Umstand, dass ich bei meinem eigenen Freund so schwer einen Telefontermin bekommen hatte, musste auf jeden Fall gesühnt werden, und deshalb würde ich ihn erst einmal ein bisschen schmoren lassen und mir anschauen, was er denn so zu sagen hatte …
    »Ich bin schwanger«, platzte es beim nächsten Atemzug aus mir heraus. Ich hielt erschrocken inne. Mist! Doch bei Felix brachen sofort alle Dämme.
    »Hallo?«, fragte ich vorsichtig. »Halloho! Nicht weinen!«
    Felix schien mich überhaupt nicht mehr zu hören. In dem krisseligen, zeitverzögerten Bild sah ich nur einen dunklen Schatten, wahrscheinlich hatte er die Hände vor das Gesicht geschlagen. Nach zwei Minuten begann ich mit dem Oberkörper hin und her zu schaukeln, als würde ich den weinenden Felix in den Armen halten. War ja gut, nur bitte aufhören, ich war auch nicht mehr böse!
    »Hallo?«, fragte ich noch einmal, wieder kam keine Antwort. Stattdessen war plötzlich die Leitung tot. Ich saß da mit meiner Maus in der Hand und starrte auf den Bildschirm wie geohrfeigt. Schien sich bei Felix allmählich zur schlechten Angewohnheit auszuwachsen, emotional eher komplizierte Gespräche einfach abzubrechen.
    »The needle tears a hole, the old familiar sting.«
    Johnny Cashs großer trauriger Song schien mir der Situation angemessen, und ich hatte ihn so laut gestellt, dass ich den Laptop nur hörte, weil ich auf dem alten Drehstuhl davor zusammengesunken war. Ich zuckte zusammen und klickte auf den bimmelnden Telefonhörer.
    »Heidi?«, hörte ich und dann nur noch Rauschen.
    Mir riss der Geduldsfaden, diese Methoden moderner Internetkommunikation waren einfach nichts für mich. Ich wollte etwas von Felix in der Hand halten, und sei es nur ein Telefonhörer, aus dem seine Stimme kam.
    »Gib mir deine Hotelnummer!«, befahl ich in die Webcam, und wieder war ich erstaunt über die neue Festigkeit in meiner Stimme.
    »Null-Null-Eins-Acht-Fünf-Ach…t«, begann Felix brav zu diktieren, ich schrieb die Nummer auf meine Schreibtischunterlage und tippte sie gleichzeitig mit der linken Hand in mein Telefon. Ha, die Leitung stand! Ein feiner Winkelzug von mir, um endlich rauszukriegen, wo der Herr Schweiger eigentlich wohnte.
    »Best Western, North Mission San Diego, how can I help you«, meldete sich ein amerikanischer Hotelmensch, ein Verbindungsklicken, und dann hörte ich Felix’ vertraute und traurige Stimme ohne einleitende Worte sagen: »Weißt du, Heidi, was mich total umhaut? Ich habe plötzlich das Gefühl, meine Oma ist nicht umsonst gestorben, sie hat Platz gemacht für ein neues Leben. Für unser Kind«, und schon wieder konnte er kaum mehr sprechen, »für unser Baby! Heidi, entschuldige, aber das haut mich einfach um!«
    Er machte eine Pause, in der auch ich nichts erwiderte und meine nach Knoblauch schmeckenden Tränen mit der Zunge in den Mundwinkeln auffing.
    »Ich komme bald nach Hause«, sagte Felix dann, »ich komme nach Hause und erzähle dir alles. Zu dir, zu meinem kleinen Kobold. Ich komme, sobald ich kann.«
    Meine Tränen schmeckten plötzlich anders, nicht mehr ganz so scharf und weniger salzig. Felix war wieder ganz ruhig. Nur die Leitung rauschte.
    »Und wie geht es dir?«, fragte er dann. »Fühlst du dich schon anders?«
    »Ja …«, überlegte ich, »… in meinem Busen zwickt es so

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