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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Vitamine, Eisen, jawoll, nein, schlecht ist mir nur abends, nein, Felix und ich, das wird nix mehr, ja, ich finde das auch sehr schade, nein, ich habe keinen anderen, aber er … jaja, ich weiß, aber wie es so schön heißt, verlobt zu sein heißt, festhalten und weitersuchen, das hat er ziemlich wörtlich genommen, bleib mal kurz dran, ich habe ein Gespräch auf der anderen Leitung!«
    Ich drückte die L 1 . Und hörte das Knattern eines Spielzeuggewehrs und Löwengebrüll. Ja, der Safarimann war noch mittendrin!
    »Üh, hast du aber ein großes Gewehr! Ich glaube, ich lasse gleich mal das Zebra aus dem Stall, guck mal, wie schön gestreifte Hinterbacken es hat!«, rief ich begeistert ins Headset und wechselte wieder zur zweiten Leitung.
    »Mama, ich muss jetzt wirklich, es ist alles in Ordnung, ich komme, sobald ich kann, und ansonsten kannst du gerne hier vorbeikommen.«
    Das funktionierte immer. Denn prompt wehrte sie erschrocken ab: »Jetzt, um diese Jahreszeit? Unmöglich! Wer gießt mir dann den Garten? Dann muss ich der Nachbarin verraten, dass ich Alaun ins Wasser gebe, damit die Hortensien blau bleiben! Das würde ich nie tun!«
    Der Trick mit der Einladung war eine raffinierte Taktik, um meine Mutter zum Schweigen zu bringen, denn sie würde nie, nie, nach Berlin kommen, da war ich mir sicher. Seit wie vielen Jahren lebte ich jetzt hier? Sieben? Acht? Neun? Und hatte sie mich schon einmal besucht? Nö. Denn meine Mutter verwuchs über die Jahre immer mehr mit Haus und Hof, sodass sie nie weiter als bis zum Gartencenter in Rosenheim fuhr, geschweige denn irgendwohin, wo sie über Nacht bleiben musste. Sie schmierte meinem Vater seine Gutsherrenleberwurst-Brote für den ICE nach Berlin, ungeachtet dessen, dass es den Mitreisenden bei dem durchdringenden Majorangeruch wahrscheinlich den Magen umdrehen würde, aber sie selbst blieb lieber zu Hause. Im Zug wurde ihr angeblich schlecht, und Fliegen fand sie auch nicht viel besser. Ich konnte sie mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie bei Germanwings zusammen mit laptoptragenden Businessdimpfeln und gebräunten Nagelstudiodamen den Run auf die erste Reihe antreten würde.
    »Schon gut! Warte kurz!«, bat ich also meine Mutter, zufrieden, dass ich sie erst einmal vom Hals hatte, und drückte die L 1 . Nichts zu hören. Hatte ich den Safarimann verloren? Mist, einen Stammkunden aus der Leitung werfen, das gehörte sich definitiv nicht!
    »Halloho! Bist du noch dran? Hier ist deine Lieblingsmuschi!«, lockte ich deshalb verheißungsvoll.
    »Muschi, wieso Muschi?«, hörte ich meine Mutter sagen. »Natürlich bin ich noch dran, und ich hab doch schon Mausl zu dir gesagt, da warst du noch keine vierundzwanzig Stunden auf der Welt!«
    »Mausl, natürlich, Lieblingsmausl wollte ich sagen«, sagte ich schwach und nahm mir vor, mir von Friedrich noch einmal die Telefonanlage erklären zu lassen.
    »Meine Hormone gehen mit mir durch, ich bin ganz durcheinander. Ich hab dich lieb, Mama, aber jetzt muss ich dringend mal aufs Klo.«
    Das Beste an einer Schwangerschaft war, dass sie einfach alles entschuldigt, atmete ich auf und kratzte mich am Bauch, weil es mich um den Nabel herum unerträglich juckte. Und deshalb rief ich sofort in der AKÜ an und bestellte eine doppelte Portion lauwarmen Marillenstrudel mit Vanilleeis. Und Nachos mit Käse, obwohl ich wusste, dass der Bioschuppen meines Exfreundes so was Vulgäres nicht im Sortiment hatte und der arme Axel deshalb zum Mexikaner nebenan geschickt wurde. Unter meiner Hand spürte ich ein ungeduldiges Boxen gegen die Bauchdecke. Wenn wir den Strickkurs heute Abend durchstehen wollten, brauchten wir erst mal was zu futtern.

31
     
    »Also, Frau Heidi«, jammerte Uschi, meine Strickerin aus der Oberpfalz, »ich versteh Sie ja, aber ich kann Sie einfach ned schon wieder vertreten bei dem Kurs. Die machen mich total narrisch mit ihrem Getue, diese komischen Leut! Zehensocken mit Heidelbeeren färben, geh!, hören’S, das ist doch schad um des schöne Essen! Und wie die immer mit ihren Kindern rumtun, Frau Heidi, das geht doch ned!«
    »Ich versteh schon«, seufzte ich und reichte Uschi die Entwürfe für die Herbst- und Winterpullis vorsichtig über die Styroporbox mit den verklebten Nacho- und Käseresten.
    »Des schaugt ja aus wie aus dem Tirolerwald«, wunderte sich Uschi, »samma jetzt volkstümlich und nimmer modern?«
    Das stimmte in der Tat, die Grün- und Brauntöne der Peter-Pan-inspirierten Kollektion sahen

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