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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Stift nehmen, okay, Rainer, der Holzbleistift tut es auch, und dann macht ihr bitte mit euren Kindern einen Spaziergang, einmal um den Block, nicht weiter als bis zum Volkspark, und zeichnet etwas ab, was die Kinder euch zeigen und was ihr euch als Tapete für ein Kinderzimmer vorstellen könnt. Nein, das hat jetzt nichts mit Stricken zu tun, aber das schult die Wahrnehmung und macht es euch leichter, auch beim Stricken unkonventionell zu denken. Und wenn ihr zufällig beim Inder um die Ecke vorbeikommt, dann bringt mir bitte ein Butterchicken mit. Bis gleich.«
    Und dann angelte ich mir einen Kleiderbügel, um mit ihm die Klebestreifen an Krimis DHL -Paket durchzusägen. Wenn ich mir die Ausmaße dieses Pakets so ansah, dann hatte sich Krimi diesmal wirklich nicht lumpen lassen. Zerknülltes Seidenpapier raschelte verheißungsvoll. Aber was sich darunter verbarg, ließ mich sofort zum Telefon greifen.
    »Zwei alte Pelzmäntel? Um diese Jahreszeit?« Josef kicherte ins Telefon.
    »Ja! Ein Persianer und ein Fuchs! Pfui Teufel!«, schnaufte ich und versuchte die Sütterlinschrift auf einem alten Apothekerpäckchen zu entziffern, »und das ist – Mohntee? Gibt’s so was?«
    »Mohntee? Geil! Den musst du mir sofort schicken, der knallt! Das haben die Leute zur Jahrhundertwende früher ihren Kindern gegeben zur Beruhigung, aber der ist natürlich längst verboten.«
    »Okay, schick ich dir«, sagte ich und legte den Tee zur Seite, »der muss ja noch von ihrer eigenen Großmutter sein, hoffentlich hat sie damit nicht den kleinen Felix ruhiggestellt. Vielleicht sollte ich ihr mal von meiner Nebenbeschäftigung erzählen, damit sie mir die Freundschaft kündigt.«
    Josef lachte immer noch und fragte: »Wie läuft’s denn so geschäftlich?«
    »Phantastisch, seit Charlotte mitmacht, sind wir mehr als im Soll«, sagte ich und grub weiter in dem raschelnden Seidenpapier, in Vorfreude auf die zu erwartenden Elly-Seidl-Pralinen und die Dallmayr-Trüffelpaté, Krimi wusste schließlich, was gut war.
    »Aber ich möchte nicht wissen, was meine Mutter dazu sagen würde. Manchmal glaub ich selbst nicht, welche Schweinereien aus meinem Mund kommen, das kommt einfach aus mir heraus, ohne dass ich darüber nachdenken muss. Ich habe keine Ahnung, woher ich diese Begabung habe. Vielleicht weil ich als Kind so schüchtern war? Oder weil ich die letzten Jahre mit einem Mann zusammen war, der fast nie geredet hat, schon gar nicht beim Sex?«
    »Das wirst du wahrscheinlich nie herausfinden! Meine Mutter glaubt bis heute, dass ich schwul bin, weil sie mir mit vier Jahren erlaubt hat, meinen großen Zeh rot zu lackieren!«
    »Halt, hier ist noch etwas«, spürte ich etwas Hartes in dem zerknüllten Seidenpapier, »vielleicht ist das das Handy?«
    »Und?«, fragte Josef erwartungsvoll.
    »Ein Rosenkranz«, antwortete ich tonlos und kümmerte mich nicht darum, dass Lucca und Cosmo, die gerade zurück in den Laden gestürmt waren, begeistert in die jetzt leere Pappkiste sprangen, um Höhle zu spielen, »meine Exschwiegermutter in spe hat mir zwei alte Pelzmäntel, einen Rosenkranz und eine Packung Mohntee geschickt.«
    Und als Punzel am Fuchsmantel zog, Rainer fragend anschaute und sagte: »Mieze! Nimmer lebt! Tapuck sneiden?«, nickte ich beifällig und zeigte auf die Scheren am Ateliertisch.
    »Klar kannst du die tote Katze kaputt schneiden. Viel Spaß.«

33
     
    »Tnfff!«
    Adrian war am nächsten Morgen sehr früh dran und schlechtester Laune. Aber ich auch.
    »Was stellen Sie sich heute so an? Sind Sie schon wieder in der Klinik?«, motzte ich zurück.
    »Erraten«, murrte er, »wenn Sie wüssten, wie viel Geld ich diesen Quacksalbern schon in den Rachen geschoben habe.«
    »Stellen Sie sich nicht so an«, schimpfte ich, »wer so viel Geld ausgibt, um sich schlecht behandeln zu lassen, der kann seiner Freundin auch gefälligst ein Kind spendieren. Wie lange soll das denn noch so weitergehen?«
    »Was weiß ich«, murrte Adrian, »meine Freundin ist völlig besessen, hortet Schwangerschaftskleidung und macht jede Woche einen Test.«
    Allmählich fing Adrians Freundin an, mir richtig leid zu tun, das passte nicht zu meiner aggressiven Grundstimmung heute.
    »Schluss mit dem privaten Scheiß, du – Null!«
    Ich konzentrierte mich darauf, im Arbeitsmodus zu bleiben.
    »Hat Ihre billige Wichsbude überhaupt ein Fenster? Gut! Was sehen Sie? Aha, einen Park? Dann gehen wir jetzt zusammen mal in diesen Garten, und Sie graben sich ein Loch, in

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