Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
Vom Netzwerk:
das Sie sich setzen können! Natürlich mit den bloßen Händen, womit sonst! Jetzt sehen Sie sich diese Sauerei an! Meine schwarzen Lackstiefel sind voll Erde! Machen Sie sie gefälligst sauber! Nicht so, verdammt! Bücken! Ablecken! Los!«
    »Ach du lieber Hase!«
    Charlotte kam mit einem Milchkaffeebecher ins Büro geschneit und riss erst einmal die Fenster auf.
    »Ach du lieber Himmel!«, rief ich zurück und zog mir die Decke ein wenig höher, um keinen Zug abzubekommen.
    »Teambesprechung!«, sagte sie und setzte sich kurz zu mir. Das machten wir jeden Tag, schließlich mussten wir über die Macken unserer Telefonkunden lästern wie andere Freundinnen über ihre Arbeitskollegen.
    »Wusstest du, dass ein Opossum dreizehn Nippel hat? Hab ich kürzlich für den Safarimann recherchiert, der fand das toll. Und stell dir vor, ich habe einen Schwaben, einen Unterwäschefetischisten, dem geht sogar einer ab, wenn ich ihm das Rezept für Ofenschlupfer vorlese, ich muss dann nur Ofenschlüpfer sagen«, erzählte ich als Erstes und nahm mir mein Strickzeug vom Couchtisch.
    »Mmh, lecker, probier’s doch das nächste Mal mit BH -melsoße!«, lachte jetzt Charlotte. »Ich musste gestern jemandem vorspielen, dass ich einen riesigen Cellulitepo habe! Weißt du, was der zu Orangenhaut gesagt hat? Hagelschaden! Mit dem hättest du sicher auch deinen Spaß gehabt. Und ich brauche unbedingt eine kleine Gießkanne für Soundeffekte, ich hatte gestern einen, der mir unbedingt beim Pinkeln zuhören wollte, und ich denke ja nicht im Traum daran, das tatsächlich zu tun.«
    Charlotte wurde kurz still und kam dann verschwörerisch ein Stück näher: »Weißt du, was mir die ganze Zeit im Kopf herumgeht – wollen wir nicht mal Kunden tauschen, damit wir unser Spektrum erweitern können?«
    »Nö, eigentlich nicht, mein Spektrum ist genau richtig«, wehrte ich ab. Ich mochte meine Stammkunden irgendwie und wollte Adrian, den Safarimann, Patella-Mike und Großes Pony nicht verlieren. Insbesondere Adrian war ein Goldesel, das Telefonat heute hatte vierundfünfzig Minuten gedauert!
    »Muss das sein? Bist du so neugierig?«
    »Ja, eigentlich schon«, druckste Charlotte herum, »weißt du, Heidi, ich hatte noch nie einen, bei dem ich richtig dominant sein konnte!«
    »Doch, so einen habe ich«, murmelte ich, »der hat grade eben angerufen.«
    Ich konzentrierte mich, um keine Masche fallen zu lassen, ich hasste es, den Halsausschnitt bei so kleinen Jacken einzufassen.
    »Oh«, sagte Charlotte neugierig, »der kleine Student?«
    »Du meinst Patella-Mike? Nein, den darf man nicht erschrecken. Adrian heißt der Masoknecht, der muss irre viel Kohle haben und will richtig angeschnauzt werden. Und das Interessante ist – ich war heute Morgen so schlecht drauf, und seitdem ich ihn zur Schnecke machen durfte, habe ich richtig gute Laune.«
    »Hm.« Charlotte sah mich prüfend von der Seite an. »Marissa darf ich das auf keinen Fall erzählen, die hätte solche pränatalen Gefühle niemals zugelassen. Aber − darf ich da trotzdem mal zuhören? Oder darf ich sogar mal mit ihm reden?«
    »Hm, ich weiß nicht, eigentlich muss ich zu dem nur unfreundlich sein, erwarte dir da nicht zu viel«, versuchte ich sie abzuwimmeln, mir war das alles gar nicht recht.
    »Bitte«, bettelte Charlotte, »lass uns den doch mal gemeinsam verbal auspeitschen! Dann darfst du bei mir auch mal zuhören, wenn einer Omasex will!«
    »Lass mal, schon gut, schon gut«, sagte ich, »wenn Adrian das nächste Mal anruft, sag ich dir Bescheid, okay? Er wird sich sicher diese Woche noch mal melden, und ich werde es ihm vorschlagen.«
    Charlotte war zufrieden.
    »Super! Ich leg mal los!«, zirpte sie und schloss die Glastür hinter sich, um ans Telefon zu gehen. Nach fünf Minuten kam sie wieder, um die erste Ziffer der Anzeigentafel, die wir von Felix’ Tischkicker an unsere Wand geschraubt hatten, nach unten zu klappen: eins-null für sie!
    »Noch! Na warte!«, rief ich ihr hinterher und ging meinerseits ans Telefon, um den Punktestand auszugleichen.
    Toll, dachte ich, ich glaube, ich habe nichts dagegen, wenn sie mir zuhört. Und wenn ich nicht will: Ich muss es ja nicht machen. Charlotte und ich werden ein immer besseres Team!
    Das stimmte in der Tat. Jeden Morgen stellten wir die Anzeigentafel auf null und zählten unsere Anrufer wie die Tore. Am besten waren die Momente, in denen wir es schafften, unsere Kunden zu synchronisieren. Wenn es bei Charlotte am anderen Ende der

Weitere Kostenlose Bücher