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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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ersten Stunde wusste meine Hand nicht, was sie tun sollte. Mein Hirn war leer. Linksrum nichts, rechtsrum nichts, linksrum nichts.
    Ich drehte an dem Kombinationsknauf rum, in der Hoffnung, mein Unterbewusstsein würde sich einschalten undinstinktiv bei den richtigen Zahlen anhalten. Tat es aber nicht. Dann riss ich wütend am Schloss, in der Hoffnung, es würde sich wie durch ein Wunder öffnen. Tat es aber nicht. Als es zur Stunde klingelte und ich noch keinen Schritt weiter war, überfiel mich Panik. Meine Ohren wurden feuerrot, Schweiß rann mir ins nicht vorhandene Dekolleté. Verzweifelt probierte ich zufällige Kombinationen, die irgendwie richtig sein könnten : linksrum 38, rechtsrum 13, linksrum 9 … linksrum 42, rechtsrum 23, linksrum 2 … Ich hörte erst auf, als Mr »Rico Suave« Ricardo den Kopf aus der Klassentür steckte und fragte, »Na, Miss Darling, wollen Sie sich heute zur ersten Stunde nicht zu Ihren Mitschülern gesellen?«
    Ich ging also ins Klassenzimmer und hatte einen stillen Nervenzusammenbruch. Die Einzige, die meine Kombination kennt, ist Hope. Keine große Hilfe.
    Ich versuchte mir also die besondere Situation des täglichen Spindöffnens bildlich vorzustellen. Gab es ein bestimmtes Handlungsmuster? Unterhielt ich mich normalerweise mit jemandem, während ich den Knauf drehte? Oder öffnete ich die Tür in stummer Konzentration? Hatte ich dabei den Rucksack auf oder nicht?
    Am Ende der ersten Stunde war ich völlig kopflos. Nicht so sehr, weil ich nicht an meine Bücher kam, sondern weil eine Funktionsstörung meines eigenen Hirns dafür verantwortlich war. In Psycho haben wir gelernt, dass »das Versagen selektiver Hirnfunktionen« eines der ersten Anzeichen für Schizophrenie ist. Bin ich jetzt eine Kandidatin?
    Andererseits spielen Frauen in den Wechseljahren auch ein bisschen verrückt, vielleicht zeigt also bloß das fast zweimonatige Ausbleiben meiner Regel seine psychotische Wirkung. Ich bin so was von überfällig. Es ist allerdings völligausgeschlossen, dass ich schwanger bin, es sei denn a) von Tagträumen auf der Toilette, die von einem sehr nackten Paul Parlipiano handelten, oder b) weil ich für die Unbefleckte Empfängnis Teil zwei auserwählt wurde.
    Ha, ha, ha. Sehr witzig.
    Also versuche ich, meine Lage locker zu nehmen. Ich darf mich nicht zu sehr über meine fehlende Regel aufregen, weil Stress ja gerade ein auslösender Faktor der Verspätung ist. Trotzdem bete ich bei jedem Toilettengang im Stillen um einen Tropfen Blut in der Unterhose, doch jedes Mal werde ich enttäuscht. Ich komme mir wieder vor wie in der Neunten, als ich als Letzte von allen noch auf die Menarche wartete, die mir die Tür zur wundervollen Welt der Weiblichkeit öffnen sollte. Würg.
    Aber sollte mein Zustand immer weiter ins Bizarre abdriften, werde ich das wohl kaum ausschließlich einem verlängerten PMS in die Schuhe schieben können. Ich werde meine Eltern überzeugen müssen, mich zu einem Arzt zu schicken, der mir die richtige Hirnmedizin verschreibt.
    Schizophren oder nicht, meine Bücher brauchte ich jedenfalls. Ich musste also ins Sekretariat und mir meine Kombination geben lassen. Auf keinen Fall würde ich jedoch zugeben, dass ich sie vergessen hatte. Freitags. Dann lieber lügen. Ich würde erzählen, dass ich den Spind seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt hatte, weil er so weit weg lag von meinen Unterrichtsräumen und weil ich so ungern zu spät kam. Scotty (in solchen Situationen hilft es immer, den Namen eines anderen guten Schülers/Sportlers einfließen zu lassen) war so nett, mich seinen Spind mitbenutzen zu lassen, auch wenn das eigentlich gegen die Schulregeln verstieß. Aber jetzt brauchte ich ein Paar Laufschuhe aus dem Spind (wieder eine Anspielung auf meinen Status als Spitzenschülerin und -sportlerin), die ich letztes Jahr am Ende der Querfeldeinsaison reingelegt hatte …
    Als ich im Sekretariat ankam, war das Lügengebäude fertig.
    »Na, wenn das nicht Jess Darling ist!«, flötete Mrs Newman. »Dein Gesicht bekommen wir hier aber selten zu sehen.«
    Schulsekretärinnen freuen sich immer, mich zu sehen. Liegt an dem süßen Nachnamen. Sie halten mich immer für viel netter, als ich eigentlich bin.
    »Hi, Mrs Newman.«
    »Wie ist dir denn noch zu helfen?«
    Ob abgestandene Witze zu den Einstellungsvoraussetzungen für Schulsekretärinnen gehören?
    »Na ja, es ist eigentlich eine lange Geschichte, aber ich bräuchte mal meine Spindkombination …«
    »Gar

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