Erste Male
noch, dass er mich verlegen und peinlich berührt anlächelte.
Dass die Säure in meinem Magen zu schwappen anfing.
Dass er Worte sprach, die ich nie vergessen werde: Du glaubst bloß, dass du mich liebst. Würdest du mich kennen, wüsstest du es besser.
Filmriss.
Heute Morgen bin ich auf Saras Schlafzimmerfußboden aufgewacht, ohne mich an irgendwas danach erinnern zu können. Unglücklicherweise konnte Sara meine Grand-Canyon-große Gedächtnislücke schadenfroh füllen.
Aber man muss eigentlich nur diese eine fürchterliche Sache wissen:
Ich habe auf Paul Parlipianos Schuhe gekotzt.
Nachdem ich ihm meine Liebe geschworen und bevor ich das Bewusstsein verloren habe.
Ich, Jessica Darling, habe Paul Parlipiano auf die Schuhe gekotzt.
NEUNZEHNTER
Ich habe ihm auf die Schuhe gekotzt.
ICH HABE PAUL PARLIPIANO AUF DIE SCHUHE GEKOTZT.
In seinem Gedächtnis werde ich auf ewig als »das besoffene Mädchen, das mir auf die Schuhe gekotzt hat«, weiterleben.
Ich möchte sterben. Und das Schlimmste ist, dass ich Hope nichts davon erzählen kann. Sie hätte bestimmt kein Verständnis für meine Idiotien im Suff. Und ganz sicher könnte ich von ihr kein Mitleid erwarten, dabei brauche ich das jetzt am dringendsten.
ZWEIUNDZWANZIGSTER
Heute war mein letzter Arbeitstag. Weil es regnete, war alles ausgestorben. Jede Menge Zeit, meinen todpeinlichen Ausrutscher ganz neu und kreativ zu überdenken.
Paul Parlipiano ist jetzt an der Columbia University. Mit Sicherheit bin ich Thema seiner Ist das zu toppen?- Kennenlern-Gespräche. Ich stelle mir vor, wie er im Kreise seiner neuen Freunde im Wohnheim sitzt: Und das fandest du schlimm? Jetzt pass mal auf: Kurz bevor ich herkam, ist auf einer Party so ein Mädchen auf mich zugekommen, mit der ich noch nie geredet hatte, hat mir unsterbliche Liebe geschworen und mir dann auf die Schuhe gekotzt. MIR AUF DIE SCHUHE GEKOTZT!
Als diese Selbstquälerei nichts mehr hergab, fing ich an zu grübeln, was ich Bridget über Manda und Burke und ihren Summer of Sex (SOS) erzählen sollte. Ich weiß es immer noch nicht. Eigentlich will ich mit diesem furchtbaren Schlamassel gar nichts zu tun haben. Aber ich bin ja auch selbst schuld. Warum habe ich nicht Nein gesagt? Stattdessen habe ich mein Versprechen gegeben – wenn auch widerstrebend, weil ich ja gar nicht mehr eng mit Bridget befreundet bin – und jetzt muss ich es auch halten.
Außerdem hat Bridget ein Recht, zu erfahren, dass Manda ausgerechnet ihren Freund zum Sieger des großen Entjungferungs-Wettbewerbs gekürt hat. Finde ich.
Die ganze Sache macht mich echt krank. Ich weiß, das ist irgendwie sexistisch und bestätigt nur die unterschiedlichen sexuellen Maßstäbe für Jungen und Mädchen, für »Hengste« und »Huren« und so, aber: Ich bin eher auf Manda als auf Burke sauer. Irgendwie ist es ja allgemein anerkannt, dass Jungs weniger Selbstbeherrschung besitzen als Mädchen. Siekönnen gar nicht anders, sie müssen die Freundinnen ihrer Freundin poppen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Aber wie krank ist eigentlich Mandas Verhalten? Ihren eigenen Freunden verweigert sie den Sex, und dann lässt sie sich vom Typen ihrer besten Freundin stechen? Ich hab Manda noch nie leiden können, aber wenn ich sie jetzt sehe, möchte ich sie am liebsten mit Desinfektionsmittel einsprühen.
Vielleicht nehmen Manda und Burke ja den geraden Weg und sagen es Bridget selbst. Aber ehrlich gesagt setze ich am ehesten auf Sara: Die hat noch nie ein Geheimnis für sich behalten. Warum sollte es diesmal anders sein? Und außerdem gibt es ja immer noch die winzige Chance, dass sie sich geirrt hat. Hey, man kann nie wissen.
Das Thema beschäftigte mich also eine ganze Weile. Als ich zu müde wurde, mir weiter Gedanken darüber zu machen, starrte ich einfach den Total auf Tabak -Stand neben meinem an.
»RAUCHT EUCH DUMM UND DÄMLICH!«
Die Leute vorm Zigarettenstand erstaunen mich immer wieder. Wer ein Päckchen gewinnt, macht Luftsprünge, johlt und klatscht die andern mit einer Begeisterung ab, die man auf der ganzen Promenade nicht findet. Anscheinend vergessen sie alle völlig, dass sie für die vielen Vierteldollars, die sie gesetzt haben, eine ganze Stange hätten kaufen können, aber wahrscheinlich ist es einfach nur der Siegesrausch, der sie einen Dollar nach dem anderen wechseln lässt.
»TAAAABAAAAK! HIIIEEER GIIIEEEBTS TAAAABAAAAK!«, quiekte der Junge, der am Stand arbeitete. Heute Abend trug er eine gelbe Plastikjacke mit dem
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