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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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bisher. Dann musst du überleben oder aber wir alle haben verloren“, raunte Gabriel.
    Ich beugte mich zu ihm. „Bis zur Hochzeit?“
    Er nickte. „Ja. Nate hat Isobel bis zur Hochzeit vertröstet, also sollst du dann sterben.“
      „Wieso sagst du, wenn ich sterbe… haben alle verloren?“
    Er hob seine Hand und berührte meine Wange. „Weißt du denn immer noch nicht, dass du Rosewood Hall bist? Ohne dich wird es hier kein Licht, kein Lachen, keine Liebe mehr geben. Deine Stille ist unser Herzschlag, Carys Olwyn Parker! Ohne dich werden Chaos, Tod und unsäglicher Lärm über dieses Gemäuer hinwegbranden und nur noch die übrigbleiben, die das Dunkle und das Böse in sich tragen!“
    Tränen rannten über meine Wangen, und ich schmiegte mich in seine Hand. „Gabriel Lawrence, seid Ihr ein Poet?“ Ich versuchte es mit Humor, denn eine große Rührung hatte mich ergriffen, und die wollte ich niederkämpfen.
      „Kein Poet, unsere Liebste, sondern dein Vasall bis in den Tod!“
      „Ich bin dein Vasall bis in den Tod!“ sagte nun auch Hamish ganz ernst.
    Ich erhob mich und durchschritt den Raum bis zum Fenster.
    Es dämmerte bereits.
    Ich drehte mich um und sah meine beiden edlen Freunde, die sich ebenfalls erhoben hatten, an. „Wenn ich am Tag meiner Hochzeit sterbe, dann gehe ich nicht von dieser Welt. Ich bin dann an einem anderen Ort, aber ich werde zurückkehren und Rosewood Hall und euch das Licht, das Lachen, die Liebe und die warme Stille sein! Das verspreche ich, nein, das schwöre ich!“
    Beide verneigten sich tief vor mir.
    Ich war froh, dass sie meine zitternden Hände nicht sahen. Nun hatte ich doch Angst vor dem Tod. Es ging nicht allein um mich und mein leidiges Schicksal mit all dem kindischen Selbstmitleid und Geheule – es ging um das Schicksal eines Zirkels, um das Schicksal des Dorfes, in dem sterbliche Menschen lebten. So viel hing nun davon ab, dass ich lebte und auch am Leben blieb. Und wer unbedingt leben will, der hat Angst vor dem Tod. Und bei Gott: zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich wirklich leben – mit all der Liebe jedes einzelnen Zirkelmitglieds. Was zählte da schon ein einziger, von dessen Liebe ich mein Leben abhängig gemacht hatte? Tatsächlich immer noch alles, das musste ich mir eingestehen.

Beim Abendessen fühlte ich mich sehr unwohl an der Tafel.
    Es schien, als musterte Patricia Emrys und mich und versuchte herauszufinden, ob zwischen ihm und mir etwas geschehen war, etwas wie Liebe.
    Doch obwohl Emrys von Gwydion nun wusste, dass ich unter keinem Zauber mehr stand und obgleich er an der Tafel wieder den Platz neben mir eingenommen hatte, so war er mir gegenüber abweisend wie ehedem.
    Gwydion zu meiner rechten war ebenfalls sehr wortkarg und wirkte äußerst schlecht gelaunt.
    Durch Gabriels Enthüllung über Nathaniels Verhältnis mit Isobel wagte ich es nicht, meinen Kopf zu heben und ihn anzusehen.
    In mir schwelten so viele unterschiedliche Gefühle, dass ich gar nicht wusste, wie ich mit ihnen umgehen sollte.
    Zum einen hätte ich Nathaniel liebend gerne vor die Füße gespuckt, weil er mir erfolgreich vorgegaukelt hatte, er sei wirklich in mich verliebt. Ich hatte ihm gegenüber immer so viel Ehrlichkeit über meine Gefühle für ihn walten lassen, wie ich offenbaren konnte, ohne dafür hingerichtet zu werden. Doch er hatte mich belogen und getäuscht.
    Zum anderen wäre ich Gwydion gerne schnellstmöglich um den Hals gefallen und hätte ihm gedankt, dass er mich beschützte, dass er für mich eintrat und immer das tat, was er für richtig hielt – ohne Rücksicht darauf, ob die Freundschaft zwischen ihm und Emrys zerbrach oder nicht.
    Emrys. So sehr ich mich in seine Arme wünschte, so sehr schreckte er mich auch ab. Er hatte sich – wenn auch nur für eine kurze Zeit – mit Isobel eingelassen. Und ich glaubte, er hatte mich um jeden Preis verletzen wollen. Aber man verletzte nicht mutwillig den Menschen, den man liebte, oder?
    Es spielte keine Rolle mehr, denn Emrys und ich standen von nun an unter strenger Beobachtung. Ich würde alles tun, um ihn von mir fernzuhalten, denn davon hing sein Leben ab.
    Es war an der Zeit, dass Ceridwen endlich zurückkehrte, denn ich brauchte dringend eine weibliche Schulter, meine beste Freundin, bei der ich mich ausheulen konnte.
    Nach dem Essen schlurfte ich kraftlos in den Gemei nschaftsraum und hoffte, so der Zweisamkeit mit Nathaniel entgehen zu können.
    Katheryne kam einige Minuten nach mir in das

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